Die Landwirtschaft verändert sich

gemueseland_21_15
Planskizze mit der Draufsicht auf das Gewächshaus oberhalb der Firma Tombers-Hartholz in Mehren (Foto: Gemüseland Vulkaneifel GmbH & Co. KG)

Mehren. Noch vor 50 Jahren galt die Eifel als karges Land, ohne nennenswerte Ressourcen und Fruchtbarkeiten. Inzwischen haben auch „erfahrende Spezialisten“ hinzugelernt und müssen unumwunden zugegeben, dass sich mit den veränderten, klimatischen Bedingungen auch die Landwirtschaft in der Eifel verändert.

Inzwischen wachsen hier Nutzpflanzen, die man hier nie vermutet hätte, bald auch Tomaten in großer Fülle.   Wer hätte gedacht, dass mithilfe vorhandener Ressourcen nahe der Gemeinde Mehren, unweit des Gewerbegebietes ein stattlicher Gartenbaubetrieb unter Glas mit 3,7 Hektar Fläche entstehen wird. Tomaten aus der Vulkaneifel zählen in Kürze genauso zu den regional erzeugten Lebensmitteln aus der Eifel, wie beispielsweise Kartoffeln,  Äpfel oder Birnen. Keine Frage, Tomaten in größerem Stil in der Vulkaneifel zu züchten, ist nicht unbedingt typisch für die Gegend. Aber, warum nicht? Was waren die Bedenken so groß, erinnern sich die Beteiligten. Letztendlich hat das Projekt einen langen Atem gekostet. Doch am Ende konnte man alle Bedenkenträger vom Gegenteil überzeugen. 

HKW liefert Grundidee
Die Grundidee lieferte das Heizkraftwerk (HWK) im Gewerbegebiet Mehren. Es liefert mehr Abwärme, als man selbst verbrauchen kann. Für die Betreiber stellte sich die Frage: Was kann man Intelligentes mit der überschüssigen Wärme tun? Es wurde nach einem Abnehmer gesucht. Bei einem zufälligen Gespräch mit der Marktleitung eines Supermarktes war die Idee geboren: Nach „gesundem Gemüse aus der Region“ fragen die Verbraucher. In den benachbarten Niederlanden wurde eine erfahrene Familie gefunden, welche  heute in der dritten Generation 17 Hektar Fläche unter Glas bewirtschaftet. Das Prinzip der Kreislaufwirtschaft, in diesem Fall die Synergien von nachwachsendem Rohstoff Holz zu nutzen, um möglichst CO2 neutrales Gemüse (ohne lange Anfahrtswege) produzieren zu können, war die Lösung. Die überschüssige Wärme kann hervorragend zum Züchten von Tomaten eingesetzt werden. Die Idee, Tomaten in der Eifel zu züchten, war für alle Beteiligten echtes Neuland. Schlussendlich fiel die Standortauswahl auf Mehren auch wegen der verkehrsgünstigen Lage, unmittelbar am Autobahndreieck Vulkaneifel A1/A48.

Ein moderner Gartenbaubetrieb als echtes Novum für die Region
Tomaten wachsen am Strauch, werden nicht von Maschinen gefertigt. Es gibt ja auch keine Maisfabriken, wenn auch viele Landwirte heutzutage nur noch Mais zur Energiegewinnung anbauen. Tomaten brauchen auch nicht 24 Stunden Licht. Es sind Nachtschattengewächse. Die Betreiber sind heute froh, dass ihr – vielleicht noch exotisches – Vorhaben von allen Seiten so gut unterstützt worden ist, auch wenn die Bedenken anfangs sehr groß waren. Die Gemeinde, die Verbandsgemeinde, der Landkreis, die Fachbehörden in Trier, vom DLR bis hin in die Ministerien erlangte das Projekt eine breite Zustimmung. Das bisher für Rheinland-Pfalz einmalige Vorhaben hat echten Pilotprojekt-Charakter. Es entwickelte sich ein konstruktiver Dialog mit allen Behörden. So wünscht man sich das auch für die Zukunft mit allen Beteiligten, denn der neue Gartenbaubetrieb unter Glas, der bei Mehren entsteht, hat auch für ganz Deutschland eine große Bedeutung. Es gibt derzeit  keine 10 vergleichbaren Projekte im Land. Mehren nimmt sozusagen eine werbewirksame Art von Vorreiterstellung ein. Nicht unwichtig für die Region, in jeder Hinsicht!     Inzwischen ist die Genehmigung erteilt. Vorangegangen war ein Verfahren zur Beteiligung der Öffentlichkeit und der Anhörung der Träger öffentlicher Belange im Monat April. Das Projekt war vier Wochen lang für Jedermann einzusehen. Nachdem keine Einwände vorgetragen wurden, konnte die Baugenehmigung erteilt werden und der Inhaber des Gartenbaubetriebes der Gemüseland Vulkaneifel GmbH & Co. KG, die Familie Jacobs, kann nun mit der Arbeit beginnen. Nun sollen erstmals die  vorhandenen Versorgungsleitungen (Gas, Breitband, Telefon etc.) aus der landwirtschaftlichen Fläche heraus, auf umliegende Grundflächen verlegt werden. Danach werden die notwendigen Zuwegungen angelegt. Zum Schluss muss die Grundfläche ebenerdig planiert und die Wärmezuführung und Versorgungsleitungen (Wasser/Strom) angelegt werden. In der Zwischenzeit werden die Ausschreibungen für die einzelnen Bauabschnitte gemacht. Erst danach beginnt der Bau der Anlage. Fünf feste und 25 Saisonarbeitsplätze werden in Mehren entstehen. Die Tomaten-Saison, sprich Ernte beginnt im März und endet im  November. Im Dezember beginnen die Vorbereitungen und die Pflanzungen. Dank der hohen Qualitätsanforderungen, kann in der Anlage auf die Verwendung von Pestiziden oder ähnlichem, vollständig verzichtet werden.

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen