Die Wiedereröffnung des Historischen Fahrerlagers am Nürburgring wird zum Stelldichein der Fahrerlegenden

Nürburgring. Zur Wiedereröffnung des Historischen Fahrerlagers erwartet die Fans des historischen Rennsports nicht nur das Beste aus acht Jahrzehnten Motorsport, sondern auch jede Menge Fahrer, die dem Nürburgring Respekt zollten. Am 30. April und 1. Mai 2011 wird das Historische Fahrerlager am Nürburgring nach einer rund sechsmonatigen Restaurierung wiedereröffnet. Fahrzeuge, Siegerwagen, Rennfahrer aus über 80 Jahren Ring-Geschichte werden sich dabei ein Stelldichein geben. Die Grand-Prix-Strecke wird für Demonstrationsläufe und Rennen zur Verfügung stehen. Der am 30. April stattfindende Lauf der Langstreckenmeisterschaft Nürburgring (VLN) endet am Nachmittag und bietet eine attraktive Verbindung von aktuellem und historischem Motorsport.

Folgende Veteranen der Rennstrecke haben für das Event bereits zugesagt:

Hubert Hahne
Der Nürburgring-Botschafter Hubert Hahne wurde 1935 in Moers geboren und lebt heute in Genua. Hahne begann seine Karriere 1960 beim 6-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife und zählte in den 60er-Jahren zur Weltspitze des Tourensports. Zwischen 1966 und 1968 bestritt er insgesamt auch drei Formel-1-Läufe (mit einem F2) und 1965 durchbrach er im BMW 2000 Ti als erster Fahrer die 10-Minuten-Schallmauer auf der Nordschleife. Seine aktive Rennfahrerkarriere beendete Hahne 1970, doch dem Nürburgring, dem Motorsport und der Automobilbranche ist der heute 75-Jährige auch nach dieser Zeit immer treu geblieben.

Hans Herrmann
Geboren 1928 ist Hans Herrmann ein Jahr jünger als der Nürburgring. Weil für ihn viele spektakuläre Rennunfälle relativ glimpflich ausgingen, erhielt er schon früh den Spitznamen „Hans im Glück“. Er kennt noch die Zusammenarbeit mit Vorkriegsakteuren wie Rennleiter Neubauer bei Mercedes, die ersten Starts von Porsche bei den 24 Stunden von Le Mans, siegreiche Momente bei der Mille Miglia, der Targa Florio und der Carrera Panamericana. Hans Herrmann startete 1952 erstmals auf dem Nürburgring seinerzeit mit seinem privaten Porsche, und: er gewann! Schon 1953 gehörte er dann zum Porsche Werksteam. Der Porsche 550 Spyder und Hans Herrmann, zusammen mit Herbert Linge bei der Mille Miglia, waren gefürchtete Gegner mit Klassensieg. Ab 1954 startete Herrmann als Werksfahrer für Mercedes. Er pilotierte Silberpfeile wie den W 196R und das Stromlinienmodell. Ende der Fünfziger fuhr Herrmann auch Cooper, BRM und Maserati, außerdem auch den Borgward 1500 RS. Die Sechzigerjahre waren geprägt von Einsätzen in der Formel 1 und Formel 2. 1970 gewann Hans Herrmann zusammen mit Richard Attwood auf Porsche 917 K die 24 Stunden von Le Mans. Nachdem er bereits als 25-Jähriger auf dem Nürburgring seinen ersten Sieg beim Großen Preis von Deutschland für Sportwagen nach Hause fuhr, kommt Hans Herrmann am 30. April und 1. Mail 2011 gerne zum Nürburgring zurück.

Klaus Ludwig
Der 1949 in Bonn geborene Klaus Ludwig gilt als erfolgreichster deutscher Tourenfahrer, sein Spitzname lautet auch deshalb „König Ludwig“. In insgesamt 217 DTM-Rennen fuhr er insgesamt 36 Siege ein und landete 70 Mal auf dem Podium. Er gewann dreimal das 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Nach dem Gewinn der GT-Weltmeisterschaft 1998 beendete er nach einer 29 Jahre dauernden Rennsportkarriere offiziell seine Laufbahn als Profirennfahrer. Das hielt ihn allerdings nicht davon ab, in seinem heimischen Jagdrevier Nordschleife auf die Pirsch zu gehen. Schon 1999 trat er für das dortige 24-Stunden-Rennen vom Rücktritt zurück und gewann auf der von Zakspeed eingesetzten Chrysler Viper GTS-R zum insgesamt dritten Mal. In den Jahren 2004, 2005 und 2006 startete er für das Team Jürgen Alzen Motorsport zusammen mit Uwe Alzen beim 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife in einem Porsche 996 GT2 Bi-Turbo (2004, 2005) bzw. Porsche 997 (2006). Im Jahr 2007 startete er in einem Aston Martin DBRS9.

Jochen Mass
Seine aktive Laufbahn führte ihn vom Tourenwagen über die Formel 1 bis zu Langstreckenrennen. Nach ersten Erfolgen auf Ford-Tourenwagen in den frühen siebziger Jahren wechselte Jochen Mass in die Formel 2, wurde auf Surtees 1973 Vize-Europameister und debütierte im gleichen Jahr in der Formel 1. Er fuhr Surtees-Ford, McLaren, ATS und Arrows in der Königsklasse Formel 1. In seiner aktiven Formel-1-Laufbahn bestritt er 105 Grand Prix und erzielte dabei 71 Weltmeisterschaftspunkte. Er war damit bis zur Ära Michael Schumacher neben Wolfgang Graf Berghe von Trips der erfolgreichste Formel-1-Pilot. Die Rallye Dakar bestritt Mass 1985 im Porsche Werksteam auf einem Porsche 959. Im Jahr 1989 gewann er mit Manual Reuter und Stanley Dickens auf einem Sauber Mercedes das legendäre 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Mit dem Historischen Fahrerlager verbindet Jochen Mass viele Tourenwagen-, Formel 2- und Formel-1-Erlebnisse. Traumwandlerisch sicher steuert er auch bei Revival entweder seine ehemalige Surtees-Box oder die ihm gewidmete Mercedes-Box No. 41 an und ist zurück in „seinem Wohnzimmer“.

David Piper
Der „private Rennfahrer“ David Piper mit 81 Jahren kein bisschen müde. Im Jahr 1954 beginnt Piper seine Karriere mit einem 750 ccm MG bei Bergrennen. Danach fährt er die Targa Florio im Jaguar D-Type, tourt mit einem Lotus Eleven durch Europa und macht dort halt, wo Rennen gefahren werden. 1959 startet Piper beim Großen Preis von England in der Formel 1 in Aintree am Steuer eines Lotus 16. Ab den 1960er-Jahren folgen Sportwagenrennen. Pipers privat eingesetzte Rennfahrzeuge starten in seiner Lieblingsfarbe: Hellgrün. 1962 erwirbt Piper seinen ersten 250 GTO Ferrari, ersetzt ihn bei Rennen kurze Zeit später durch einen 250 Le Mans LM. Ab 1965 fährt Piper auf Ferrari bei allen großen Sportwagenrennen auf der Welt. Nur selten wird er seiner Lieblingsmarke untreu. Aber 1969, als die Porsche-Werksfahrer den Einsatz im neuen brandgefährlichen Porsche 917 beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring verweigern, springt David Piper ein. Zum „Revival“ der Wiedereröffnung des Historischen Fahrerlagers kommt David Piper mit dem legendären grünen Porsche 917.

Hans-Joachim Stuck
Das erste 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring hat er als 19-Jähriger gewonnen. Die Erstauflage 1970 auf BMW zu gewinnen ebnete den Weg, 1971 Werksfahrer bei BMW zu werden. Ab 1972 bei Ford, dann wieder bei BMW und schließlich mit March in der Formel 1. Im Shadow Team und dann bei ATS, dann 1979 mit schnellem BMW M1 in der Procar-Serie. Es sind die aktiven Jahre des Historischen Fahrerlagers, die „Strietzel“ erlebt. Natürlich gehen die schnellen Jahre des Hans-Joachim Stuck weit darüber hinaus. Beim Revival kommt „Strietzel“ ebenfalls zum Ring!
 

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