235.000 Zuschauer beim 24h-Rennen?

„Vor 235.000 Zuschauer am Gesamt-Wochenende rund um die legendäre Nordschleife  triumphierten Marc Basseng,  Christopher Haase,  Frank Stippler und Markus Winkelhock im Audi R8 LMS ultra“.

So lautet tatsächlich die offizielle Pressemeldung des Veranstalters nach der 40. Auflage des 24h-Rennen am Nürburgring 2012. Aber wie echt oder ernst zu nehmen sind diese Zahlen? Was will der Veranstalter damit ausdrücken. Was man am vergangenen Sonntagabend aktuell in einer Pressemeldung den Medien versucht hat zu verkaufen, ist im Grunde nichts Neues. Schließlich vermeldete man 2011 gar 250.000 Zuschauer, 2010 –  220.000, 2009 –  235.000, 2008 – 220.000, 2007 –  200.000, 2006 „fast“ 200.000,  2005 – 180.000, 2004 –  220.000 und 2003 – 194.000.

Wochenendticket 64 Euro

Schenkt man diesen Zahlen Glauben, haben sich die Veranstalter ein goldenes Näschen verdient. Und das Finanzamt durfte bei solchen Umsätzen auch frohlocken. Aber dem ist nicht so. Für die Veranstalter im ungünstigsten Fall muss die Zuschauerzahl des Wochenendtickets heruntergebrochen werden auf die Nutzungstage. Nach Meinung der Eifel-Zeitung muss man demnach die angegebene Zuschauerzahl mindestens durch vier Tage teilen. Der Preis für das Wochenend-Tickets kostete in 2012 – 64 Euro (Do bis So) beziehungsweise 57 Euro (Fr bis So). Die Tageskarten für Donnerstag und Freitag kosteten 24 Euro. Für die Tageskarte samstags wurden 35 Euro fällig und das Sonntags-Ticket war für 29 Euro zu haben.

Frisierte Zuschauerzahlen

Wenn die Zahlen annähernd stimmen, darf sich das Finanzamt über Mehrwertsteuer-Einnahmen aus Ticketverkäufen beim 24h-Rennen 2012 über rund 600.000 Euro freuen. Über die tatsächlichen Ticketverkäufe herrscht im allgemeinen Stillschweigen. Nach Meinung der Eifel-Zeitung gehören auch diese „frisierten“ Zuschauerangaben zum „Drehbuch“ des zweifellos größten Finanz- und Wirtschaftsskandals des Landes Rheinland-Pfalz. Das seit vielen Jahren kommunizierte Zuschauer-Szenario ist nach Meinung unserer Zeitung nichts anderes, als ein künstlich aufgeblasener Popanz, hinter dem sich nicht nur die beiden Nürburgring-Pächter, sondern auch die Landesregierung zu verstecken versuchen.

Doppelte Buchführung

Die Eifel-Zeitung hatte bereits im Oktober 2010 eine Grafik mit Zuschauerzahlen veröffentlicht, die zeigt, wie die Realität aussieht. Das Brisante an den manipulierten Zuschauerzahlen ist die doppelte Buchführung, die systematisch vorgenommen wurde: publizierte und tatsächliche Besucherzahlen. Unterm Strich wurden die realen Werte teilweise mehr als verdreifacht. Zahlen „schön“ zu schreiben, scheint schon in der Ära Kafitz an der Tagesordnung gewesen zu sein. Interessant, dass der jeweilige Nürburgring-Aufsichtsrat diesen systematischen Betrug mitgemacht hatte. Dazu gehörte übrigens auch einmal unser derzeitiger rheinland-pfälzische Finanzminister Carsten Kühl. Je höher die frisierten Zuschauerzahlen, umso mehr Subvention (Steuergelder) flossen in der Vergangenheit auf diese Weise offensichtlich aus Mainz ungeprüft an den Nürburgring. Überprüft denn niemand diese Zahlen?

An dieser Stelle erinnert die Eifel-Zeitung: Die Größe von zwei Millionen Zuschauer war die ursprüngliche  Ausgangslage für das 500 Millionen-Invest am Nürburgring. Zusätzliche 500.000 Zuschauer wollte man mit dieser Investition an den Ring locken.

Die Eifel-Zeitung hat den Eindruck, es werden von Jahr zu Jahr weniger Motorsportbegeisterte, die den Weg zum Ring finden. So wenig gefühlte Zuschauer rund um die Rennstrecke wie in 2012, gab es wahrscheinlich noch nie bei einem 24h-Rennen in der Eifel. Das Projekt „Nürburgring 2009“ wird sicherlich noch Generationen nach uns schwer im Magen liegen.

Übrigens: in der Vergangenheit hatten schon verschiedene andere Leute, darunter auch die Nürburgring Kenner Wilhelm Hahne und Mike Frison vielfach energisch auf die „frisierten“ Zuschauerzahlen hingewiesen. Aber die berechnende Verlogenheit gehört offensichtlich bis zum heutigen Tag zur Kultur des Nürburgrings.

Einzelhandel hat Angst 

Buchautor Wilhelm Hahne schreibt ausführlich in seinem Buch: „Skandal? -Nürburgring 2009 – Affäre?“ über die „frisierten“ Zuschauerzahlen am Nürburgring. Nirgendwo wird der Nürburgring-Skandal so umfangreich beleuchtet, wie in diesem  über 600 Seiten starken Buch.  „Skandal? – Nürburgring 2009 – Affäre?“  Rund um den Nürburgring traut sich kaum noch ein Einzelhändler, dieses Buch mit den vielen Fakten offen auf der Ladentheke anzubieten, weil man  Angst hat, mit Sanktionen rechnen zu müssen.

So ist die Situation. Nicht ohne Grund hat man die Händler mit dem Prädikat  „Partner des Nürburgring“ gebunden. Das ist kein Witz! Wer das Buch noch nicht hat, kann es direkt bei unserem Verlag bestellen. 
 

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