Allein = Einsamkeit Ein Gefängnis für die Seele

Es geht die Menschenseele
dahin in Einsamkeit,
und bleibt, wie sie sich quäle,
doch einsam alle Zeit.
Dass eins aus zweien werde,
ist ewig nur ein Traum,
einsam schweift auch die Erde
im weiten Weltenraum.
Und einsam sind die Sterne,
und Gott ist ganz allein.
Drum Menschenkind, o lerne,
bei Zeiten einsam sein.
(Dominik Müller)

Der berühmte Arzt Paracelsus nannte die Einsamkeit ein „tückisches-Gift“ und die Dichterin Annette von Droste–Hülshoff sprach vom „irdischen Fegefeuer“. Die moderne Medizin sieht Einsamkeit als ein Grundübel vieler Krankheiten.

Einsamkeit ist ein Tabu-Thema. Viele Menschen schämen sich ihrer Einsamkeit, denn sie fühlen sich oft als Versager. Denn Einsamkeit wird schnell mit Alleinsein verwechselt. Alleinsein heißt nichts anderes, als dass im Moment kein anderer Mensch anwesend ist. Einsamkeit ist dagegen, wenn wir das Alleinsein oder auch das Zusammensein mit anderen als Ausgeschlossensein und Verlassensein erleben. Der Psychologe J. Young sagt: „Einsamkeit ist die stumme Schwester der Depression.“ Nicht jeder Einsame ist depressiv, aber jeder, der an Depressionen leidet, ist auch einsam. Einsamkeit zwingt zu Masken.
Die Betroffenen geben sich besonders gesellig und gut gelaunt. Das Reden über die eigene Einsamkeit scheint sehr schwer zu sein. Man kann heute zwar schnell Kontakte schließen, aber sie bleiben meistens unverbindlich. Die Mitgliedschaften in den verschiedenen Gruppen sind meistens emotional nicht stark besetzt und kaum Quellen sozialer Unterstützung. Die Folge: Verlust an Geborgenheit und menschlicher Nähe.

Was sind Ursachen unserer modernen Einsamkeit? Verstärkter Leistungsdruck? Wenig überschaubare Zukunftsperspektiven? Freizeit am Fernseher? Technokratisierung/ Digitalisierung wichtiger Lebensbereiche? Bindungsverluste in der Familie? Die Einsamkeit hat hier einen besonders guten Nährboden…  Einsamkeit.

Es betrifft Männer wie Frauen gleichermaßen. Frauen fällt es allerdings leichter, sich zu Problemen zu bekennen. Untersuchungen zeigen, dass sogar Kinder nicht verschont bleiben. Kinder aus allen sozialen Schichten wurden befragt und die Antwort war bei 10% der Kinder, dass sie sich „sehr oft einsam fühlen“. In festen Partnerschaften fühlen sich Menschen im Durchschnitt weniger einsam ohne festen Partner. Wenn die Partner jedoch seelisch aneinander vorbei leben, dann kann das Gefühl der Einsamkeit oder Verlassenseins auch doppelt so schlimm werden. Allerdings: Nicht alle Alleinstehenden sind zwangsläufig einsam. Einen 100%igen Schutz gegen Einsamkeit gibt es nicht. Jedoch gibt es viele Fluchtwege, z.B. die Flucht in den Alkohol und Drogen. Sucht macht jedoch noch einsamer.
Etwas weniger auffällig ist die Flucht in die Arbeitssucht, Kaufsucht etc.

Ich möchte diesen Artikel mit Rilke beenden, der folgendes geschrieben hat:
„Dass andere die Einsamkeit nicht erleichtern, liegt weniger an ihrer Teilnahmslosigkeit und Verschlossenheit, als vielmehr darin, dass alle unendlich allein sind.“

Eine allgemein zugängliche Begegnungsstätte, die regelmäßig offen ist, wäre eine Bereicherung für die älteren Mitbürger der Stadt Daun und könnte als Kommunikationszentrum diesen Gefühlen der Vereinsamung entgegen wirken. In den Städten, die über derartige Einrichtungen verfügen, erleben „Alte“ einen zufriedeneren Lebensabend. Oder wünschen Sie sich das nicht auch im „Alter“?

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