Hätte, hätte, Fahrradkette!

Das war ein nett-lustiger Satz vom gescheiterten SPD Kanzlerkandidaten Steinbrück, als er nach der verlorenen Wahl gefragt wurde, was er hätte besser tun können. Hätte, hätte, Fahrradkette! Das gilt im Prinzip auch für das Thema der RWE-Aktien des Vulkaneifelkreises, die bei der WfG „geparkt“ sind.

Am 24. März des Jahres 2010, also vor mehr als fünf Jahren, beantragte die damals fünfköpfige BUV Bürgerunion Fraktion im Kreistag, dass die 242.000 Aktien des Kreises bzw. der WfG zum damaligen Kurs von mehr als 15 Millionen Euro verkauft werden sollten. Damit sollte zumindest ein Teil der horrenden Vulkaneifelkreis-Schulden getilgt werden können.

Leider hat sich die BUV Bürger-union im Kreistag zum Verkauf nicht durchsetzen können, weil die Mehrheit der damaligen Kreistagsmitglieder glaubten, dass es kursmäßig beim RWE noch aufwärts geht und die fette jährliche Dividende von etwa 800.000,- Euro weiterhin Jahr für Jahr kommen wird. Diese dann etwa 800.000,- Euro jährlichen Dividendeneinnahmen kamen der WfG Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Vulkaneifelkreises zugute, die damit eigentlich gemäß ihrem ursprünglichen Satzungszwecke Wirtschaft und Gewerbe fördern sollte. Das ist aber ein ganz anderes Thema, dessen sich die EAZ Eifel-Zeitung in Kürze annehmen wird.

Am 24. April des Jahres 2015 sank der RWE Aktienkurs innerhalb eines Tages um satte 0,955 Euro auf nur noch 22,69 Euro. Dies bedeutet, dass die 242.000 RWE Aktien des Vulkaneifelkreises/WfG Vulkaneifel nur noch schlappe 5,49 Millionen Euro wert sind. Das entspricht einem Werteverlust von fast zwei Drittel seit dem Termin, an dem die BUV Bürgerunion im Kreistag die Resolution eingebracht hatte, die Aktien für mehr als 15 Millionen Euro zu verkaufen.

Natürlich ist man hinterher immer schlauer nach dem Motto: Hätte, hätte, Fahrradkette!

Der Wert der Vulkaneifelkreis RWE Aktien hat sich in etwa fünf Jahren von über 15 Millionen Euro auf nur noch knapp 5,5 Millionen Euro verringert. Hinzu kommt, dass die Dividendenrendite auf den stark gesunkenen Kurs zwar immer noch etwa 4,4 % ist, aber auf den ursprünglichen Kurs bedeutet dies noch nicht einmal 1,5 %. „Schlapp, schlapp, schlapp“.

RWE leidet unter der Energiewende schlimmer als die Konkurrenten EON, EnBW, Vattenfall und Co. An RWE hängen aus vergangenen Zeiten politisch viele Gemeinden und Städte in Nordrhein-Westfalen und im nördlichen Rheinland-Pfalz. Dass das RWE immer noch eine Dividende ausschüttet ist diesem Tatbestand geschuldet. Die Gemeinden und Städte fordern geradezu den RWE-Vorstand auf, Dividenden auszuschütten, obwohl dies eigentlich bei RWE nicht mehr möglich ist. Eine „normale Aktiengesellschaft“ würde die Dividendenausschüttungen komplett einstellen. Das kann man derzeit aus politischen Gründen aber noch nicht durchführen. Wenn sich die Lage bei RWE nicht ändert, muss es aber dazu kommen. Dann sitzen die entsprechenden Kommunen auf ihren dividendenlosen, im Wert stark gefallenen Aktien. Das RWE hat ja wohl nicht nur „Zwangsdividenden“ auszuschütten, sondern auch noch nicht unbeträchtliche Kosten für Beiräte, die aufgeteilt nach Regionen sind. Der Ex-Landrat a.D. aus Bitburg Roger Graef ist Geschäftsführer der VKA-RWE. Die Vergütung des Beirats kann sich sehen lassen. Die Grundvergütung beläuft sich auf 3000,- Euro pro Jahr und pro Sitzung gibt es stattliche satte 1000,- Euro. Hinzu kommt noch eine Auslagenersatzpauschale von 100,- Euro pro Sitzung.

Hätte, hätte, Fahrradkette! Für die Aktien des Vulkaneifelkreises/WfG bedeutet dies eine Dividendenzahlung von nur noch knapp über 240.000,- Euro gegenüber früher 800.000,- Euro.

Die BUV-Bürgerunion war seinerzeit vorausschauend und offensichtlich der Zeit voraus. Aber das ist ihr schlussendlich bei der letzten Wahl dennoch nicht gut bekommen. Wirtschaftlicher Sachverstand ist die eine Sache – Populismus die andere.

Da die WfG Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Vulkaneifelkreises fast 600.000,- Euro Einnahmen pro Jahr verloren hat, muss sie renoviert werden und sich ausschließlich auf die wichtigsten Projekte einer Wirtschaftsförderungsgesellschaft zurückorientieren und konzentrieren. Das Sponsern von Festivals verbietet sich da von selbst. Hier muss ein allumfassender Atlas für die Infrastruktur im Vulkaneifelkreis mit all seinen Firmen, Industrie- und Gewerbegebieten, Breitbandanschlüssen, Schulen, Krankenhäusern geschaffen werden. Diese tolle noch vorhandene Infrastruktur darf im Übrigen auch in Zeiten des demographischen Wandels nicht verschwinden.

FAZIT: Wäre der BUV Bürgerunion Antrag zum Verkauf der RWE Aktien im Jahre 2010 angenommen worden von der Mehrheit des Kreistages, so wäre der Kreis heute um 10 Millionen reicher oder besser gesagt weniger arm.

Aber noch einmal zum letzten Mal: Hätte, hätte, Fahrradkette!

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