Vitamin D Mangel – das unterschätzte Problem

Vitamin D hat zahlreiche positive Effekte auf den Knochen – und Muskelstoffwechsel. So schützt es z.B. vor Osteoporose und reduziert deutlich das Knochenbruchrisiko, insbesondere bei älteren Menschen. Auch vermindert sich nach Ausgleich eines Vitamin D Mangels das Sturzrisiko älterer Menschen um immerhin etwa 20 %.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Hinweise auf günstige Effekte des Vitamin D auf weitere Organsysteme: Verbesserung der Immunabwehr, seltener Brust – und Darmkrebs, seltener Herz – Kreislauferkrankungen, seltener Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus, seltener Multiple Sklerose und vieles andere mehr.

Vitamin D wird vom Körper im Wesentlichen selbst in der Haut unter Sonneneinstrahlung gebildet – man nennt es daher auch das Sonnenvitamin. Über die Nahrung wird nur ein sehr geringer Anteil Vitamin D zugeführt. Vitamin D Bildung in der Haut benötigt direkte Sonnenbestrahlung, nur der Aufenthalt in der „frischen Luft“ alleine reicht nicht aus. In unseren Breiten ist nur in den Monaten April – September eine Vitamin D Bildung möglich, in den Wintermonaten steht die Sonne zu schräg, um in der Haut eine Vitamin D Bildung zu ermöglichen. Der im Körperfett gespeicherte Vorrat des Sommers muss daher auch über den Winter ausreichen.

Aus Gründen des Schutzes der Haut vor Sonnenbrand und Hautkrebs darf man die Besonnung aber auch nicht übertreiben, es reichen aber schon etwa 15-30 min Sonne in den Mittagsstunden des Sommers auf die ungeschützte Haut um genügend Vitamin D zu bilden.

Die meisten Menschen können sich allerdings nicht jeden Mittag in der Sonne aufhalten, außerdem ist Haut mit dem Älterwerden nur noch in geringem Masse zur Vitamin D Bildung befähigt. Dies führt dazu, dass in der deutschen Bevölkerung in erheblichem Ausmaß ein Vitamin D Mangel besteht. Die Speicherform des Vitamin D lässt sich im Blut messen, der Wert sollte 30 – 60 ng/ml 25-OH Vitamin D betragen: etwa 2/3 von 14.000 im Jahr 2008 vom Robert Koch Institut untersuchten Patienten hatten allerdings einen deutlichen Vitamin D Mangel < 20 ng/ml aufzuweisen – von der Jugend bis in das Erwachsenenalter hinein. Bei  hochaltrigen Patienten ergab eine Untersuchung der Geriatrischen Rehaklinik St. Irminen in Trier im Jahr 2011 sogar bei fast 90% der Patienten einen ausgeprägten Vitamin D Mangel. Seitdem werden in der Klinik Vitamin D Mangelzustände ausgeglichen und eine regelmäßige Vitamin D Einnahme angeraten.

Seit Anfang 2012 wurde von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung DGE die empfohlene Vitamin D Zufuhr von 200 auf 800 IE tgl. vervierfacht, bei nachgewiesenen Mangelzuständen ist häufig sogar noch eine deutlich höhere Dosierung erforderlich. Dabei ist Vitamin D sehr preiswert – eine tägliche Dosis von 800 IE kostet bei der Wahl günstiger Präparate nur etwa 5 € / Jahr – da kann man es meist verschmerzen, dass die Krankenkassen trotz eines nachgewiesenen Mangels häufig nicht bereit sind die Kosten zu übernehmen.

Durch eine lebenslange ausreichende Vitamin D Versorgung – sei es durch die Sonne oder bei Bedarf durch Vitamin D Einnahme –  kann man sich viel Gutes tun und das Erkrankungsrisiko vermindern, eine gute Investition in die Zukunft.

Weitere Infos z. B. in dem Buch: Heilkraft D – wie das Sonnenvitamin vor Herzinfarkt, Krebs und anderen Krankheiten schützt (Dr. Nicolai Worm, systemed Verlag, 15,95€)

Autor: Oberarzt Dr. med. Stefan Schilling, Facharzt für Innere Medizin / Geriatrie, Geriatrische Rehaklinik St. Irminen, 54290 Trier 

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