Neuer Chefarzt für kranke Kinder und Jugendliche

Seit Juli ist Priv.-Doz. Dr. Wolfgang Thomas neuer Chefarzt der Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin des Trierer Klinikums Mutterhaus der Borromäerinnen und zugleich neuer Leiter des Perinatalzentrums Level 1. Damit hat er die Nachfolge von Prof. Dr. Wolfgang Rauh angetreten, der nach jahrzehntelanger Tätigkeit in den Ruhestand verabschiedet wurde.

Es ist ein großer Tag für den vierjährigen Kason und seine sieben Jahre alte Schwester Avree. Zum ersten Mal dürfen sie ihre kleine Schwester Berlyn sehen, die am 20. August in Trier im Klinikum Mutterhaus zur Welt kam. Die ersten Wochen verbrachte das Neugeborene auf der Kinderintensivstation des Klinikums, wo es eine intensivierte Phototherapie erhielt. Nur die Eltern durften dort Berlyn besuchen. Wenige Wochen nach der Geburt können nun alle gemeinsam nach Hause fahren. Die amerikanische Familie aus Utah lebt seit einem Jahr in Bitburg, wo der Vater Nick Anderson als Flugzeugmechaniker arbeitet. Schon während der Schwangerschaft gab es Grund zur Sorge bei Mutter Angie, da sie Antikörper gegen die roten Blutkörperchen des Kindes gebildet hatte.

Diese führten zu einem vermehrten Abbau der für den Sauerstofftransport wichtigen Zellen bei Berlyn. Als Risikoschwangere wurden sie und das Baby im Perinatalzentrum vom Team um den Gynäkologen und Geburtshelfer Dr. Gerd Lenninger und dem Kinderarzt Priv.-Doz. Dr. Wolfgang Thomas betreut – in Kooperation mit dem Uniklinikum Bonn. Das in der Großregion Trier einzige Perinatalzentrum mit dem Level 1 erfüllt die höchsten Ansprüche, die an die Versorgung von Früh- und Neugeborenen sowie deren Müttern vor, während und nach einer Geburt geleistet werden können.

Mit Wolfgang Thomas hat die Familie Anderson aber auch zukünftig einen Ansprechpartner für ihre jüngste Tochter. Nachdem Berlyn in ihren ersten Tagen nach der Geburt intensivmedizinisch versorgt werden musste, hat sich ihre Situation so stabilisiert, dass sie keine Bluttransfusion benötigte. Doch muss zunächst noch regelmäßig das Blutbild der Kleinen kontrolliert werden, weil in den nächsten Wochen weiterhin eine Anämie (Blutarmut) droht. Zudem benötigt Berlyn wegen eines Herzfehlers weitere Untersuchungen. „Wir sind sehr froh, hier in Trier so gut aufgenommen worden zu sein“, betont Angie Anderson. „Die Zusammenarbeit aller Ärzte und Krankenschwestern war sehr eindrucksvoll für uns.“ Auf das gemeinsame Leben mit Berlyn, die zudem auch an Morbus Down erkrankt ist, freut sich die ganze Familie. „Wir lieben sie genau so wie unsere anderen beiden Kinder“, sagt Nick Anderson. „Wir hätten nichts anders gemacht, wenn wir schon vor der Geburt von dem Down-Syndrom gewusst hätten.“

Mit Wolfgang Thomas hat das Klinikum einen ausgewiesenen Spezialisten ins Haus holen können. Der 44-Jährige war von 2003 bis zu seinem Wechsel nach Trier Oberarzt in der Universitätskinderklinik Würzburg, ebenfalls mit einem Perinatalzentrum Level 1. Als Neonatologe und Kinderintensivmediziner hat er dort vom extrem Frühgeborenen bis zum Jugendlichen Patienten in kritischen und lebensbedrohlichen Situationen betreut. Zudem war er für die strukturierte Nachsorge von sehr unreifen Frühgeborenen verantwortlich. Ein weiteres Spezialgebiet von Thomas ist die Behandlung und Versorgung von Kindern mit Lungen- und Atemwegserkrankungen oder Fehlbildungen der Atemwege.

Bevor er seine Facharztausbildung zum  Kinder- und Jugendarzt sowie seine Spezialisierung zum Neonatologen im Kinderkrankenhaus der Stadt Köln an der Amsterdamer Straße absolvierte, studierte er in der Domstadt von 1989 bis 1996 Medizin. Weitere Schwerpunkte der Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen sind die Behandlung von Krebserkrankungen, Mukoviszidose, Diabetes oder auch neurologische Erkrankungen wie Epilepsie.
„Ich bin sehr froh, nach Prof. Rauh diese Abteilung leiten zu dürfen“, berichtet Wolfgang Thomas. „Die Kinder- und Jugendmedizin in Trier hat einen hervorragenden Ruf und mit der Villa Kunterbunt ein in Deutschland einmaliges Nachsorgezentrum für krebs-, chronisch- und schwerstkranke Kinder und deren Familien.“ Und auch die Ausstattung der Ambulanz und der Stationen im 2010 eröffneten Erweiterungsbau seien auf allerneuestem Niveau, fügt er stolz hinzu. Auch privat freut er sich auf seinen Wechsel an die Mosel, seine Frau und die sechs, neun und zwölf Jahre alten Söhne kommen in den Herbstferien nach Trier. „Die Stadt ist nicht zu groß, aber auch nicht zu klein und hat kulturell viel zu bieten“, so Thomas. „Die Umgebung erinnert mich sogar an meine Heimat, das Bergische Land, dem ich nun wieder etwas näher gerückt bin.“

Perinatalzentrum Level 1

Perinatal bedeutet  „um die Geburt herum“. Ein Perinatalzentrum zeichnet sich dadurch aus, dass alle an der Geburt beteiligten Fachdisziplinen unter einem Dach interdisziplinär zusammenarbeiten: Hierzu zählen die Geburtshilfe, die Narkosemedizin, die Neugeborenen-Heilkunde mit Intensivstation sowie die Kinder- und Jugendchirurgie. Als einziges Haus in der Region Trier kann das Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen diese umfassende medizinische Betreuung für Neugeborene anbieten. Rund um die Uhr stehen Kinderärzte zur Beratung von Eltern und zur Versorgung von Neugeborenen zur Verfügung.

Falls ein Neu- oder Frühgeborenes kinderärztlich behandelt werden muss, ist kein belastender Transport in eine andere Klinik erforderlich. Mutter und Kind bleiben sich trotz der Verlegung nahe. Auf der Intensivstation für Früh- und Neugeborene werden sehr unreife Frühgeborene und ernster erkrankte Neugeborene – z.B. mit Atemstörungen, ausgeprägteren Infektionen oder operationsbedürftigen Erkrankungen – behandelt. (80 Zeilen, 5800 Zeichen mit Leerzeichen)

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