Kinderschutzgruppe im Verbundkrankenhaus

Wittlich. Ende November nahm die neue interprofessionelle Kinderschutzgruppe Känguruh ihre Tätigkeit im St. Elisabeth Krankenhaus Wittlich auf. Die Gruppe vereint Vertreter unterschiedlicher medizinischer Fachdisziplinen, wie z.B. Pädiatrie, Kinderchirurgie, Kinderradiologie, Kinderpsychologie, Unfallchirurgie, Gynäkologie, einen Mitarbeiter des Sozialdienstes der Klinik sowie Fachpflegekräfte. Sie berät in Fällen vermuteter Kindesmisshandlung gemeinsam das jeweils weitere Vorgehen.

Der Tätigkeitsaufnahme der Känguruhgruppe gingen sieben Monate intensiver Sondierung und Vorbereitung voraus. Kinderchirurgin Dr. Claudia Kallfelz initiierte diese Gruppe bei einem ersten Treffen im April 2010. „Die Entscheidung, ob eine Kindesmisshandlung vorliegt, ist sehr komplex und nur schwer durch eine Einzelperson erkenn- und tragbar. Gerade das Erkennen von frühen Körperzeichen ist besonders schwierig“ erläutert Kallfelz. Daher sind in der Gruppe verschiedene Fachbereiche engagiert, wobei sich, wie bei einem Puzzle, die Einzeleindrücke und Befunde zu einem Gesamtbild verdichten und das weitere Vorgehen beraten wird.
Neben dem vorrangigen Schutz des Kindeswohls geht es auch darum, den Eltern mögliche Hilfsangebote und Unterstützungen zugänglich zu machen. Ziel ist es, eine eventuelle Überforderung oder Notsituation nachhaltig zu entspannen, denn das Wiederholungsrisiko wird sehr hoch eingeschätzt. Die Wittlicher Kinderschutzgruppe spricht sich gegen die Einführung einer gesetzlichen Meldepflicht von Misshandlungsfällen aus.

Gegen gesetzliche Meldepflicht

„Wir sehen  unsere Tätigkeit als Schutz für die Kinder und Hilfsangebot an die Eltern und wollen dazu beitragen, die Dunkelziffer an Kindesmisshandlungen zu senken“ so Kallfelz. Die Mitglieder der Schutzgruppe sind für niedergelassene Ärzte und klinikintern täglich rund um die Uhr in einem Notrufdienst organisiert. Sie stehen als Ansprechpartner sowohl für niedergelassene Kinderärzte, Allgemeinärzte und Chirurgen, für Jugendämter als auch für hilfesuchende Eltern zur Verfügung. „Lieber werden wir einmal mehr, als einmal zu wenig informiert“ betont die engagierte Kinderchirurgin.

Neben den akuten Fallkonferenzen werden in monatlichen Sitzungen die bestätigten, unbestätigten und noch offenen Fälle reflektiert. Alle notwendigen Abläufe und Maßnahmen sind in einem sogenannten „Klinischen Pfad“ festgelegt. Ausdrücklich wird betont, dass bis zum Abschluss der Diagnostik und einer sicheren Bestätigung, die Abklärung intern, also nur innerhalb der Klinik erfolgt.  In den kommenden Monaten will die Gruppe auch spezielle Fort- und Weiterbildungsangebote organisieren, die sich an alle in- und externen interessierten Ärzte und Pflegefachkräfte richtet.
Neben den Mitarbeitern des Verbundkrankenhauses konnte Kallfelz auch klinikexterne Experten für eine Mitarbeit in der Gruppe gewinnen. Zudem wird ein enger Austausch zur Bonner Kinderschutzgruppe gepflegt, deren langjährige Erfahrung in diesem Bereich die Arbeit der Wittlicher Gruppe unterstützen soll.
 

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