Fachärztliche Versorgung ist in Gefahr

Die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP) prognostiziert für die nächsten Jahre neben hausärztlichen auch fachärztliche Versorgungsengpässe

Während der Hausarztmangel infolge des Wegfalls von Hausarztpraxen mit längeren Wegen zum nächsten Hausarzt und volleren Wartezimmern verbunden ist, macht sich der Facharztmangel vor allem durch längere Terminwartezeiten bemerkbar. Während in Rheinland-Pfalz aktuell 23 der 50 hausärztlichen Planungsbereiche (= 46 Prozent) für eine zusätzliche Niederlassung von Hausärzten geöffnet sind, ist eine zusätzliche Niederlassung von Fachärzten sogar in 19 der insgesamt 34 fachärztlichen Planungsbereiche (= 55 Prozent) möglich.Insgesamt sind derzeit in Rheinland-Pfalz 74 Hausarztsitze, aber auch 54,5 Facharztsitze nicht besetzt. Gesucht werden neben Hausärzten vor allem auch fachärztliche Grundversorger wie Augenärzte, Chirurgen, Frauenärzte, Hautärzte, HNO-Ärzte, Kinderärzte, Kinder- und Jugendpsychiater, Nervenärzte und Orthopäden.

Während von dem Hausarztmangel mittlerweile auch städtische Regionen wie Ludwigshafen, Worms und Trier betroffen sind, konzentriert sich der Facharztmangel derzeit vorwiegend noch auf ländlich geprägte Planungsregionen im Westerwald, in der Eifel, im Hunsrück und in der Pfalz. Dies könnte sich jedoch bald ändern. Bis zum Jahr 2020 gehen neben 1.467 von 2.715 Hausärzten (= 54 Prozent) voraussichtlich auch 1.600 von 3.362 Fachärzten (= 47 Prozent) in den Ruhestand. Vor dem Hintergrund jetzt schon fehlender Haus- und Fachärzte muss damit gerechnet werden, dass auch nicht alle dieser frei werdenden Facharztsitze wiederbesetzt werden können. Auch der jetzt schon spürbare Facharztmangel könnte sich also verschärfen.

„Neben den sehr ernst zu nehmenden Prognosen für die zukünftige hausärztliche Versorgung in Rheinland-Pfalz muss daher auch mit Engpässen in der fachärztlichen Grundversorgung gerechnet werden“, warnt Dr. Klaus Sackenheim, Mitglied des Vorstandes der KV RLP.

Jeder Versuch des Gesetzgebers, einen Versorgungsbereich zu Lasten eines anderen Versorgungsbereiches zu fördern, bedeute lediglich eine Verlagerung von Problemen zwischen den Fachbereichen. Die Absicht des Gesetzgebers, die Kassenärztlichen Vereinigungen vor dem Hintergrund auch eines steigenden Fachärztemangels zur kurzfristigen Vermittlung von Facharztterminen verpflichten zu wollen, sei geradezu grotesk.  Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels mit einem steigenden Behandlungs- und Ärztebedarf fordert Dr. Sackenheim die Politik auf, „die Frage zu beantworten, welchen Stellenwert eine möglichst wohnortnahe haus- und fachärztliche Versorgung zukünftig haben soll.“ Ω

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