Liebeserklärung an die Kyll

Autor Joseph Groben hat im Eifel-Idyll nach dem Schatz der kulturhistorischen Identität geschürft

Das Bild vom Fluss als Lebensader und Ort der Inspiration ist nicht länger großen Strömen wie Rhein und Mosel vorbehalten. Der Luxemburger Autor Joseph Groben hat ihm am verträumten Wasserlauf der Kyll nachgespürt und es in einem wertvoll gestalteten Buch aufgezeichnet. In „Das stille Tal der Kyll“ verbindet er Naturräumliches mit Historie, Literatur, Malerei und Musik zu einem Kaleidoskop, das Bewusstsein für Identität und Schätze der Region schafft.

Zu Quellen vorzudringen, ist eine Leidenschaft, die Joseph Groben als Altphilologen, Literaturwissenschaftler und Regionalhistoriker antreibt. Und in gleich mehrfacher Hinsicht bestimmt sie sein aktuelles Buchprojekt. Es entspringt einer persönlichen Verbundenheit mit dem Tal der Kyll, die vor 25 Jahren begann. Damals suchte Groben nach altluxemburgischen Zeugnissen in den heutigen Grenzregionen des Großherzogtums und schrieb darüber Artikel im „Luxemburger Wort“, die schließlich auch in Buchform erschienen. In den Burgen, Schlössern und Kirchen entlang der Kyll, die er dafür erforschte, fand er zudem besondere Konzerträume für Aufführungen des von ihm gegründeten Luxemburger Kammerorchesters „Les musiciens“. Parallel dazu erwanderte er sich die Flussregion von der Kyll-Quelle in Losheimergraben bis zur Mündung in die Mosel bei Ehrang. Die Begegnung mit den Anrainer-Orten weckte sein Interesse, zu ergründen, was jeweils über sie geschrieben, gemalt oder komponiert worden ist.
Nun sind seine Entdeckungen unter dem Titel „Das stille Tal der Kyll“ in eine einzigartige Hommage an den Natur-, Lebens- und Kulturraum Kyll geflossen. Auf 352 Seiten umfasst sie 37 Kapitel, die je mit einer geografischen Beschreibung beginnen. Ihr folgen historische Fakten, für die Groben Archive nach Chroniken oder Urkunden durchforstet hat, bis hin zu den ältesten, oft in lateinischer Sprache vorliegenden Quellen. Zum bunten kulturhistorischen Kaleidoskop wird das Buch aber vor allem durch die Zusammenführung von Literatur, Malerei und Musik. Es enthält Prosa-Texte und Lyrik von bekannten Eifeler Autorinnen und Autoren wie Clara Viebig, Norbert Scheuer, Jacques Berndorf oder dem ersten Eifel-Dichter Peter Zirbes. Für reiche und oft überraschende Illustrationen, wie zum Beispiel die ältesten Abbildungen von Malberg und dem Burgfried von Kyllburg, sorgen Gemälde und Zeichnungen von Künstlern wie Alfred Holler, Carl Friedrich Lessing oder Fritz von Wille.

Doch damit nicht genug, liegt begleitend eine CD „Musik im Kylltal“ bei. Darauf hat Joseph Groben Live-Mitschnitte von rund 20 musikalischen Stücken verewigt, die Bezug zum Tal der Kyll haben. Die Bandbreite reicht von einer Kylltal-Hommage des Filmkomponisten Anselme Pau bis zur Choraufnahme des Salve Regina, das seit 1237 immer am Schluss der Komplet in der Stiftskirche St. Thomas in Kyllburg gesungen wird. Mit Anspruch und Sorgfalt ist hier ein Werk entstanden, das durch seinen ganzheitlichen Blick auf Natur, Geschichte und Kultur einer Region identitätsstiftend wirken kann und geeignet ist, das Selbstwertgefühl derer, die hier verwurzelt sind, zu heben.

Anke Emmerling


Am Sonntag, 14.10.18, 17:00 Uhr, stellt Joseph Groben sein Buch „Das stille Tal der Kyll“ im Rahmen eines Konzertes auf Schloss Malberg vor. Der Kölner Pianist Thomas Taliesin Weber, der die Veranstaltung auch moderiert, bringt eine musikalische Flussreise mit klassischen Werken, aber auch der Erstaufführung einer eigenen Komposition zu Gehör. Der Eintritt ist frei!


Das Buch ist für 49,95 Euro und versandkostenfrei direkt beim Verlag Michael Weyand GmbH, verlag@weyand.de, Tel.: 0651/9960140 zu bestellen.

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