Lufthansa steigt bei Ita ein

Frankfurt/Main (dpa). Mit dem Einstieg bei der italienischen Staats-Airline Ita Airways beginnt für Lufthansa-Chef Carsten Spohr und sein Management eine große Herausforderung. Bei dem Deal, so erzählt der Vorstandschef, sei es angesichts der strategischen Dimension am Ende gar nicht mehr so wirklich ums Geld gegangen. Nach der Vereinbarung mit der Regierung in Rom übernimmt der potenzielle Dax-Aufsteiger schrittweise den Staats-Carrier der drittgrößten EU-Volkswirtschaft, bricht eine weitere Airline aus der von Air France dominierten Allianz «Sky Team» und verschafft sich Zugang zu einem Milliarden-Markt. Doch mit dem lang vorbereiteten Schritt nach Italien wachsen auch die Probleme im Konzern, der weniger vom deutschen Heimatmarkt abhängig sein will.

Die aus der Vorgängerin Alitalia herausgeschrumpfte Ita bezeichnet Spohr gerne als Start-Up in einer mittleren Entwicklungsphase. Da scheint es nicht ganz so wichtig, dass die im Herbst 2021 mitten in der Corona-Krise gestartete Airline bislang nur Verluste eingeflogen hat. Mit schnellen Einsparmöglichkeiten im Konzernverbund durch gemeinsamen Einkauf und bessere Planung soll sie schon 2025 operativ Gewinne einfliegen. Und für 2027 sieht der gemeinsame Businessplan von Lufthansa und römischem Finanzministerium bereits einen Umsatz von 4,1 Milliarden Euro vor (2022: 1,6 Mrd).

Italienischer Staat bleibt vorerst an Bord

325 Millionen Euro sollen als erste Rate für 41 Prozent der Anteile in das Eigenkapital der Airline mit 71 tiefblau lackierten Flugzeugen fließen. Der italienische Staat, angesichts der schnellen Regierungswechsel durchaus ein Risikofaktor, bleibt noch einige Jahre an Bord. Auch ab 2025, wenn Lufthansa unter genau definierten Bedingungen die Option für weitere 49 Prozent ziehen kann, bleibt der dann amtierende Finanzminister mit verbliebenen 10 Prozent Co-Pilot.

Kapitän Spohr fühlt sich dennoch ausreichend abgesichert: Der Weg zur vollständigen Übernahme sei vertraglich klar vereinbart und zudem eindeutiges Ziel des Unternehmens. Andererseits könne Lufthansa nicht zur vollständigen Integration der Ita gezwungen werden, wenn die Zahlen nicht stimmten. Als Gesamtpreis für die Ita wird in italienischen Medien die Summe von 830 Millionen Euro berichtet, ohne dass Spohr diese Zahl bestätigt. Das Unternehmen sei auch vor wirtschaftlichen und juristischen Risiken geschützt, die mit der Ita-Vorgängerin Alitalia zusammenhängen, betont er noch.

Als neuer Ita-Chef ist Lufthansa-Strategiechef Jörg Eberhart im Gespräch, der bereits die in Norditalien aktive Regionaltochter Air Dolomiti geleitet hat. Er soll mit einem weiteren Lufthanseaten in den fünfköpfigen Ita-Verwaltungsrat einziehen. Nach Austrian, Swiss und Brussels Airlines wäre die Ita die vierte Staats-Airline eines Nachbarlandes, die in privatisierter Form im Lufthansa-Konzern landet.

Reaktionen in Italien

In Italien wurde der Deal weitgehend positiv aufgenommen. Nachdem man südlich der Alpen für lange Zeit rote Alitalia-Zahlen und staatliche Hilfen gewohnt war, sind die Hoffnungen an den Luftfahrt-Riesen aus Frankfurt groß. Nach «Jahren des Scheiterns und des Gelabers» seien Arbeiter und Reisende «endlich in Sicherheit», twitterte Transportminister Matteo Salvini. Die Italiener wünschen sich vor allem eine Aufwertung ihrer Flughäfen in Rom und Mailand als Drehkreuze etwa nach Afrika oder Südamerika.

Am Freitag machte Spohr etwas undiplomatisch klar: Mailand wird trotz hoher Wirtschaftskraft und großen Kundenpotenzials kein Drehkreuz für Interkontinentalflüge werden. Hochwertige Punkt-zu-Punkt-Verbindungen sind sein Angebot von Mailand-Linate.

«Auch Rom kann nur auf Kosten anderer Lufthansa-Drehkreuze wachsen», sagt Luftverkehrs-Berater Gerald Wissel. Er weist auf ein grundlegendes Problem: Die Ita steht in erheblicher Konkurrenz zu den bereits etablierten Marken und Drehkreuzen des Lufthansa-Konzerns. Es bestehe die Gefahr, sich gegenseitig Kunden abzujagen, wenn es nicht eine stärkere zentrale Steuerung gibt, die entscheidet, ob ein Gast aus Mailand über München oder über Rom in die USA fliegt. Dazu sei unter anderem eine tiefe Integration der IT-Systeme notwendig, die schon bislang im kleineren Verbund nicht recht gelungen sei.

Gewerkschaften erleichtert über Lufthansa-Einstieg

Die italienischen Gewerkschaften zeigten sich erleichtert über den Einstieg und die anstehende Übernahme von Ita durch die Lufthansa. Ihnen geht es darum, durch einen Ausbau der Flotte neue Jobs zu schaffen, vor allem für rund 3700 ehemalige Alitalia-Angestellte, die seit Herbst 2021 immer noch in der Lohnausgleichskasse stecken. Dabei soll die Ita-Belegschaft nur von derzeit 4300 auf mehr als 5500 Menschen steigen.

Ein Risiko für die Lufthansa-Pläne ist die anstehende Wettbewerbskontrolle des Deals durch die EU-Kommission. Die Brüsseler Beamten würden noch genauer hinschauen als sonst, erwartet Berater Wissel. Schließlich haben Gerichte die EU-Genehmigungen für mehrere Corona-Hilfen europäischer Staaten an Fluggesellschaften als unrechtmäßig verworfen. So sei zumindest fraglich, ob es beim Ita-Einstieg mit der Abgabe einiger Start- und Landerechte in Rom und Mailand getan wäre. Spohr verweist auf die schwache Marktstellung der Ita im Heimatmarkt, wo längst Ryanair und andere Billigflieger den Ton auf der Kurzstrecke angeben. Italiens Finanzminister Giancarlo Giorgetti bemühte ein italienisches Sprichwort in der Hoffnung auf eine erfolgreiche Zukunft: «Wenn es Rosen sind, werden sie blühen.»

Musk droht abtrünnigen Twitter-Werbekunden

San Francisco (dpa) – Der neue Twitter-Besitzer Elon Musk hat gedroht, Werbekunden öffentlich bloßzustellen, die keine Anzeigen mehr auf der Plattform schalten. Der Tech-Milliardär reagierte damit auf den Vorschlag eines rechten Lobbyisten, er solle solche Firmen nennen, damit seine Anhänger sie mit einem «Gegenboykott» belegen könnten. Musk schrieb in seiner Antwort am Wochenende: «Danke. Ein thermonukleares Benennen und Schämen ist exakt das, was passieren wird, wenn das nicht aufhört.»

In den vergangenen Tagen hatten unter anderem die Volkswagen-Gruppe, der Pharmakonzern Pfizer und der Lebensmittelriese Mondelez angekündigt, Werbung bei Twitter aussetzen zu wollen. Musk beklagte sich über einen «massiven Umsatzeinbruch» und machte «Aktivistengruppen» verantwortlich, die Druck auf die Unternehmen ausübten.

Die Unternehmen reagieren auf Sorgen, dass unter Musks Führung und nach dem von ihm durchführten großen Stellenabbau mehr Hassrede und Beschimpfungen auf der Plattform landen könnten. Weiterlesen

Medien: Musk feuert Chefriege bei Twitter

Kurznachrichtendienst
Von Andrej Sokolow und Hannes Breustedt, dpa

San Francisco (dpa) – Die Ära von Elon Musk bei Twitter hat laut Medienberichten mit Entlassungen in der Chefetage begonnen. Am Donnerstag seien etwa der bisherige Firmenchef Parag Agrawal und Finanzchef Ned Segal gefeuert worden, berichteten unter anderem der Sender CNBC und das «Wall Street Journal». Nach Informationen des Finanzdienstes Bloomberg will Musk zunächst selbst den Chefposten übernehmen. Erst mit der Zeit könnte er den Job an jemand anderen abgeben.

Musk ist bereits Chef unter anderem beim Elektroauto-Hersteller Tesla und seiner Weltraumfirma SpaceX. Er führt auch kleinere Projekte wie das Tunnelbau-Unternehmen Boring Company und die Forschungsfirma Neuralink, die Technologien zur direkten Vernetzung von Menschen und Computern entwickelt. Weiterlesen

Elon Musk will Twitter-Kauf offenbar bis Freitag abschließen

New York (dpa) – Elon Musk will die Übernahme des Online-Netzwerks Twitter laut US-Medien bis zur richterlich verhängten Deadline am Freitag abschließen. Das habe der Tesla-Chef bei einer Videokonferenz mit Bankern versichert, die bei der Finanzierung des 44 Milliarden Dollar teuren Deals helfen, berichtete der Finanzdienst Bloomberg unter Berufung auf eingeweihte Kreise.

Die Banken, die 13 Milliarden Dollar an Krediten bereitstellen sollen, müssen demnach nur noch die letzten Formalitäten regeln, bevor das Geld für Musk freigegeben wird. Der Tech-Milliardär selbst und Twitter äußerten sich zunächst nicht. Bis diesen Freitag um 17:00 Uhr Ortszeit (23:00 Uhr MESZ) muss die Transaktion durch sein, sonst landet der seit Monaten strittige Deal doch noch vor Gericht. Weiterlesen

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