Recycling von E-Auto-Batterien noch entfernt von Serienreife

Von Valeria Nickel, dpa

Stuttgart (dpa) – Während die E-Mobilität weiter Fahrt aufnimmt, sind unter den Sitzen der Elektroautos noch Fragen offen. Je mehr von den Stromern auf den Straßen fahren, desto mehr Lithium-Ionen-Batterien werden benötigt. Und damit mehr Rohstoffe – und Lösungen, was mit ausgedienten Akkus passiert. Eine Antwort auf beide Probleme: Batterie-Recycling. Das perfekte Verfahren in serientauglichem Ausmaß gibt es aus Sicht der Forschung jedoch noch nicht.

Auf etwa 100.000 Tonnen schätzt das Berliner Öko-Institut die Menge an Batterien, die jährlich in Elektroautos in Umlauf kommt. In zehn Jahren seien es eine Million Tonnen. Verglichen damit klingen die Recyclingpläne der großen Autohersteller zunächst einmal klein: Volkswagen testet seit zwei Jahren Verfahren in Salzgitter und will dort jährliche Recycling-Kapazitäten von 1500 Tonnen anpeilen. Und Mercedes-Benz baut derzeit zusammen mit dem Batterie-Recycler Primobius eine Fabrik im baden-württembergischen Kuppenheim mit einer Kapazität von 2500 Tonnen – Grundsteinlegung am Freitag.

Die gegenwärtig in den Autos verbauten Batterien sind noch eine Zeit lang in Benutzung. Die Autohersteller rechnen erst zum Ende des Jahrzehnts mit einer größeren Anzahl an Rückläufern. Außerdem sollen die Batterien erst einmal ein sogenanntes zweites Leben erhalten, zum Beispiel als stationäre Stromspeicher. Bis die Batterien aus den Serienfahrzeugen ihr Lebensende endgültig erreicht haben, sollen vor allem Akkus aus Testfahrzeugen und Prototypen recycelt werden. Und auch Recycling-Unternehmen abseits der Autoindustrie fahren die Kapazitäten langsam hoch.

Geschweißte Batterien sind schwer aufzubrechen

Es gibt aber noch Hemmnisse. «Momentan sind die Batterien alles andere als recyclingfreundlich gestaltet», kritisiert der Physiker Kai Peter Birke, der an der Universität Stuttgart und dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung zu Batterie-Recycling forscht. Zum Recyceln werden Batteriezellen in einem ersten Schritt in ihre Einzelteile zerlegt. Laut dem Wissenschaftler ist das aber nicht so einfach, weil Zellverbindungen beispielsweise fest verschweißt sind.

Außerdem sei der Aufbau von Batteriezellen je nach Hersteller unterschiedlich. Die fehlende Standardisierung verhindere eine serientaugliche Demontage. Die große Herausforderung für die Zukunft sei es, einen solchen Prozess zu automatisieren. Damit starten will Mercedes in diesem Jahr, zumindest was die Demontage betrifft.

Im zweiten Recycling-Schritt gebe es verschiedene Möglichkeiten, wie die wertvollen Rohstoffe aus den Batterie-Einzelteilen gewonnen werden können, sagt Experte Birke. Die Verfahren ließen sich grob in zwei Kategorien einteilen: Einerseits sogenannte pyrometallurgische Prozesse, bei denen die Stoffe unter hohen Temperaturen eingeschmolzen werden, und andererseits hydrometallurgische Prozesse, bei denen die Stoffe in wässrigen Lösungen durch Zugabe von Chemikalien herausgelöst werden.

Lösungsmittel sind umweltschädlich

Mercedes und Primobius setzen auf die Hydrometallurgie. Der Vorteil ist laut einer Mercedes-Sprecherin, dass eine hohe Recycling-Quote erzielt und dabei kein CO2 ausgestoßen werde. Auch Umweltexperte Jürgen Sutter vom Öko-Institut sieht in dieser Verfahrensweise einen geringeren Energiebedarf als beim Einschmelzen.

Es gebe jedoch auch Nachteile, auf die die Industrie nicht so gerne hinweise: In den Anlagen kämen organische Lösungsmittel zum Einsatz, die nicht in die Umwelt gelangen dürften. Außerdem könne es passieren, dass ätzende Flusssäure entstehe. «Es bringt zumindest große Herausforderungen», sagt Sutter mit Blick auf das hydrometallurgische Verfahren. Im Recyclingwerk von Mercedes sei Flusssäure laut einem Sprecher von Primobius aufgrund des spezifischen angewandten chemischen Verfahrens kein Thema.

Derzeit nur niedrige Recyclingquote

Die Rohstoffe, die durch Recycling gewonnen werden können, sind Experten zufolge vor allem Kupfer, Aluminium, Nickel, Kobalt und unter Umständen Lithium. Die typischen Rückgewinnungsraten unterscheiden sich laut Sutter nach dem jeweiligen Material. Bei Nickel und Kobalt liegen sie zwischen 90 Prozent und 95 Prozent. Energieforscher Birke betont, dass hohe Recyclingquoten bisher nur unter Laborbedingungen möglich seien. Für die Massenproduktion schätzt er vorsichtig: «Da sind wir vielleicht eher bei 50 bis 60 Prozent.»

Die Recyclingquoten sind auch Thema der neuen EU-Batterieverordnung, deren Entwurf gerade diskutiert wird. Diese will für bestimmte Materialien Mindestquoten festschreiben. Außerdem bringt die gesetzliche Pflicht für Autoproduzenten, Batterien zurückzunehmen, Druck auf den Kessel. Unabhängig von Quoten und Herausforderungen ist die Hauptsache für den Umweltexperten Sutter, dass überhaupt recycelt werde. Denn neue Rohstoffe aus der Erde zu holen sei sehr aufwendig. «Von daher ist es so, dass jedes Recycling die Ökobilanz einer Batterie deutlich verbessert», sagt Sutter.

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Rückgabe alter Elektrogeräte im Supermarkt floppt

Von Erich Reimann, dpa

Düsseldorf (dpa) – Seit dem 1. Juli können alte Elektrokleingeräte in Deutschland auch in den meisten Supermärkten und Discounter-Filialen zurückgegeben werden. Doch genutzt wird diese Möglichkeit bislang nur zögerlich, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den großen deutschen Handelsketten ergab. Umweltschützer machen dafür nicht zuletzt den Handel selbst verantwortlich.

Eigentlich sollte die im Sommer eingeführte Neuregelung die Entsorgung von ausgedienten Handys, Rasierern und ähnlichem Kleingerät in Deutschland viel einfacher machen. «Alte Elektrogeräte kann man nun gleich beim Wocheneinkauf zurückgeben», schwärmte etwa der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner. Durch die Neuregelung gebe es auf einen Schlag 25.000 zusätzliche Rückgabestellen für Elektroaltgeräte in der Bundesrepublik.

Doch der große Plan droht offenbar, sich zum Flopp zu entwickeln. Bei einer dpa-Umfrage berichten fünf Monate nach dem Start zahlreiche Händler, dass das neue Angebot nur wenig genutzt werde. Der Rewe-Konzern, zu dem neben den gleichnamigen Supermärkten auch die Discountkette Penny gehört, räumte ein: «Von dem Angebot wurde bisher in unseren Märkten wenig Gebrauch gemacht.» Bei Aldi hieß es, die Rücknahme von Elektroartikeln werde von den Kundinnen und Kunden «nur in Maßen genutzt».

Und Lidl berichtete ebenfalls: «Wir haben bisher festgestellt, dass dieses Angebot verhalten angenommen wird.» Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka gab an, er könne wegen seiner genossenschaftlichen, dezentralen Struktur keine Angaben zur Nutzung machen. Die Edeka-Discount-Tochter Netto berichtete, die Nachfrage variiere je nach Filialstandort.

«Nur schlecht auf die Rücknahmepflicht hingewiesen»

Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kommt in einer ersten Bewertung zu dem Ergebnis, dass die Rücknahmepflicht «sehr holprig angelaufen» ist. Dazu trügen die Handelsketten selbst erheblich bei. «Der Handel versucht offenkundig, sich Verbraucher mit ihrem Elektroschrott vom Hals zu halten, indem gar nicht oder nur schlecht auf die Rücknahmepflicht hingewiesen und der Rücknahmeprozess im Zweifelsfall verbraucherunfreundlich ausgestaltet wird», urteilte der DUH-Recyclingexperte Thomas Fischer.

Der Verband habe stichprobenartig im Sommer in 34 Filialen von 14 Supermarkt-, Discounter- und Drogeriemarktketten in 9 Bundesländern die Rückgabemöglichkeiten getestet, berichtete er. Sein Fazit: «Keiner der getesteten Märkte bot einen verbraucherfreundlichen und sachgerechten Rücknahmeservice an.» In zehn Märkten sei die Annahme von alten Elektrogeräten sogar ganz oder teilweise verweigert worden.

In den meisten getesteten Geschäften wurde demnach nicht oder nur unzureichend auf die Abgabemöglichkeit für Elektrogeräte hingewiesen. Außerdem sei die Rückgabe oft schlecht organisiert. Wer ein altes Gerät abgeben wolle, müsse sich häufig an der Kasse melden. «Wenn es dort ohnehin gerade eine Schlangen gibt, kann dies schnell zu unangenehmen Situationen führen», beschrieb Fischer die Erfahrungen der Tester. Außerdem sei das Personal häufig schlecht geschult und müsse erst die Filialleiter zur Hilfe rufen. «Wer will sich so etwas schon ein zweites Mal antun?», sagte der DUH-Experte.

Praktischer als die Abgabe an der Kasse seien Sammelboxen in Sichtweite der Kasse, in die der Kunde das alte Gerät einfach und problemlos hineinlegen könne, schlägt er vor. Denkbar sei auch die Rücknahme an von der Kasse getrennten Informationsschaltern.

Erheblicher Mehraufwand durch neue Vorgaben

Der Handelsverband Deutschland (HDE) betonte dagegen, der Handel stehe grundsätzlich zu seiner Verantwortung hinsichtlich der umweltgerechten Rücknahme und Entsorgung von Elektroaltgeräten. Die zusätzliche Belastung durch die neuen Vorgaben bedeuteten aber einen erheblichen Mehraufwand und zusätzliche Belastungen.

Die Neuregelung des Elektro- und Elektronikgerätegesetztes verpflichtet seit dem 1. Juli auch Supermärkte, Discounter und Drogeriemärkte mit einer Verkaufsfläche von mehr als 800 Quadratmetern, alte Elektrogeräte zurückzunehmen, wenn sie mehrmals im Jahr oder dauerhaft Elektro- und Elektronikgeräte verkaufen. Um diese Anforderungen zu erfüllen, reichen schon elektrische Zahnbürsten im Angebot.

Konkret müssen die Händler Altgeräte mit Abmessungen bis zu 25 Zentimeter Kantenlänge – also etwa Wasserkocher, Rasierer oder Smartphones – auch ohne Neukauf eines Geräts annehmen. Die Rücknahmepflicht ist allerdings auf drei Geräte pro Geräteart beschränkt. Bei größeren Geräten wie Computern oder Fernsehern besteht die Rücknahmepflicht nur beim Kauf eines neuen Geräts der gleichen Art.

Der Hintergrund der Neuregelung: Die von der EU geforderte Sammelquote von 65 Prozent wurde in Deutschland nach Angaben des Umweltbundesamtes zuletzt deutlich verfehlt: Erreicht wurden gerade einmal 44,1 Prozent.

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Städte sparen 1600 Gigawattstunden mit Recyclingpapier

Berlin (dpa) – Mehr als 100 Städte in Deutschland haben durch den Einsatz von Recyclingpapier in den vergangenen Jahren zusammen etwa 1600 Gigawattstunden Energie gespart. Das geht aus dem aktuellen «Papieratlas» der Initiative Pro Recyclingpapier hervor, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Der Auswertung zufolge haben die erfassten Städte, darunter die Großstädte Berlin, Hamburg und München, seit 2008 ihren Recyclingpapier-Anteil um mehr als 25 Prozent gesteigert – von 68 Prozent vor 15 Jahren auf durchschnittliche 93,7 Prozent im Jahr 2021.

Wie ein Sprecher der Initiative erläuterte, entsprechen die eingesparten 1600 Gigawattstunden ungefähr der Energiemenge, die nötig ist, um die Einwohner Münchens ein Jahr lang mit Strom zu versorgen. Auch die Wasser-Ersparnis sei beachtlich. Sie liege durch den Einsatz von Recyclingpapier seit 2008 bei mehr als 7,4 Milliarden Liter Wasser, erklärte der Sprecher weiter. Weiterlesen

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