Junta in Myanmar kündigt Massenamnestie an

Naypyidaw (dpa) – Im Rahmen einer neuen Massenamnestie hat die Militärjunta in Myanmar die Freilassung von mehr als 3000 Gefangenen angekündigt, darunter fast 100 Ausländer. Anlass ist das traditionelle Neujahrsfest «Thingyan» im früheren Birma. Die Generäle gaben die Freilassungen am Montag auf einem militärtreuen Telegram-Kanal bekannt. Ob auch politische Gefangene freikommen, wurde nicht bekannt. Ein hoher General erklärte, die Amnestie solle «den Menschen Freude bereiten und humanitäre Anliegen ansprechen».

Speziell vor dem bekannten Insein-Gefängnis in der größten Stadt Yangon (früher: Rangun) warteten viele Angehörige. «Bisher sind etwa 50 Gefangene herausgekommen», sagte ein Familienmitglied von mehreren politischen Gefangenen am Mittag (Ortszeit) der Deutschen Presse-Agentur. Er hoffte demnach auf die Freilassung seiner Tochter, die wegen Protesten gegen die Junta festgenommen worden war. Weiterlesen

Entsetzen nach Luftangriff auf Zivilisten in Myanmar

Naypyidaw (dpa) – Nach dem verheerenden Luftangriff von Junta-Streitkräften auf ein Dorf in Myanmar mit Dutzenden Toten herrscht Entsetzen in dem Krisenland. «Wir können nicht genau sagen, wie viele Tote es sind, aber es sind mindestens 90 oder 100», sagte ein Augenzeuge, der die Gemeinde Pazigyi nach dem Angriff erreicht hatte.

«Mindestens 50 weitere Menschen sind schwer verletzt und werden im Krankenhaus versorgt.» Die Zahl der Opfer könne wegen der Schwere der Verletzungen weiter steigen, erklärte der Mann.

Das Militär hatte gestern Morgen plötzlich Raketen auf den Ort in der Region Saigang im Zentrum des Landes abgefeuert, als dort eine Eröffnungszeremonie für ein neues Büro der Junta-feindlichen Volksverteidigungskräfte abgehalten wurde. Die Teilnehmer seien gerade beim Essen gewesen, darunter auch mindestens 20 Kinder, sagte der Augenzeuge. Der Angriff habe etwa 15 Minuten gedauert. Weiterlesen

Freude in Thailand: Kleinkind aus tiefem Bohrloch gerettet

Bangkok (dpa) – Riesenerleichterung in Thailand: Nach 18 Stunden unermüdlicher Grabungsarbeiten ist es Einsatzkräften gelungen, ein eineinhalb Jahre altes Kleinkind aus einem knapp 15 Meter tiefen Bohrloch lebend zu bergen.

Das aus dem Nachbarland Myanmar stammende Mädchen war beim Spielen in das extrem enge Loch für einen Brunnen gestürzt, wie die thailändische Zeitung «Khaosod» und andere Medien berichteten. Etwa 100 Menschen hatten sich an der Rettungsaktion beteiligt.

Während der Rettungsarbeiten gab es bereits Lebenszeichen von der Kleinen: Bilder einer in die Tiefe herabgelassenen Kamera hätten sie weinend mit schlammverschmutztem Gesicht gezeigt, schrieb die Nachrichtenseite «The Thaiger». Um ihr das Atmen zu erleichtern, sei Sauerstoff in das Loch gepumpt worden. Weiterlesen

Überleben im Schutz des Dschungels von Myanmar

Von Athens Zaw Zaw und Carola Frentzen, dpa

Naypyidaw/Bangkok (dpa) – Khin Khin führte ein glückliches Leben nahe der Stadt Hpa-an im Südosten von Myanmar, als sich vor zwei Jahren schlagartig alles änderte. Die Region mit ihren zahlreichen Höhlen und Pagoden lockte bis dahin auch Touristen aus aller Welt. Die 44-Jährige arbeitete als Krankenschwester. Verheiratet, Mutter von drei Kindern. Ihr Ehemann war Mitglied der Nationalen Liga für Demokratie (NLD), der Partei der damaligen Regierungschefin Aung San Suu Kyi. Als das Militär putschte und die Soldaten kamen, war die Familie gerade nicht zu Hause. Das war ihre Rettung.

Heute lebt Khin Khin als Binnenvertriebene im Dschungel des Bundesstaates Karen an der Grenze zu Thailand. «Ich kann erst nach Hause zurückkehren, wenn Min Aung Hlaing tot ist», sagt sie. Gemeint ist jener General, der als Drahtzieher des Umsturzes vom 1. Februar 2021 gilt – und der mit Russland einen mächtigen Verbündeten hat.

Seit jenem verhängnisvollen Tag ist das frühere Birma, das gerade auf dem Weg zu demokratischen Reformen war, unaufhaltsam zurück in die Tage früherer Militärdiktaturen geglitten. Suu Kyi wurde festgenommen und mittlerweile zu insgesamt mehr als 30 Jahren Haft verurteilt. Das Land ist zum Synonym für blutige Unterdrückung, Chaos und Verzweiflung geworden. Jeder Widerstand wird brutal unterdrückt. Die Junta schreckt dabei weder davor zurück, bei Luftangriffen wahllos Zivilisten zu töten, noch Oppositionelle zu Tode zu foltern.

Andere Krisen ziehen die Aufmerksamkeit auf sich

Nach jüngsten Schätzungen des nichtstaatlichen Think Tanks «Institute for Strategy and Policy – Myanmar» (ISP) sind seit dem Umsturz bereits zwei Millionen Menschen vor den Attacken und Festnahmen der Armee geflohen – und leben als Vertriebene im eigenen Land. Sie kommen aus Großstädten wie Yangon und Mandalay ebenso wie aus kleinen Dörfern. Oft haben sie sich tagelang durch den Dschungel gekämpft.

Die Welt blickt derzeit auf andere Orte des Grauens, den russischen Angriffskrieg in der Ukraine vor allem, oder den Bürgerkrieg in Syrien. Der Horror von Myanmar macht deshalb kaum noch Schlagzeilen. Aber für die meisten der 54 Millionen Einwohner des südostasiatischen Landes, das an Thailand, Laos, Indien, Bangladesch und China grenzt, sind die ständigen Übergriffe des Militärs schreckliche Realität.

Die singapurische Zeitung «Straits Times» stellte kürzlich fest: «Von der Ukraine bis nach Syrien und Myanmar, wir leben in einer Welt der Flüchtlinge.» Seit 1945 habe es nicht mehr so viele Vertriebene gegeben. «Ein Flüchtling zu sein – losgerissen von Heimat, Freunden, Besitz, Kultur – ist immer eine entsetzliche Zwangslage», so das Blatt. Das musste auch Maung Win erfahren, ein Polizist aus Yangon, der sich dem Widerstand angeschlossen hat.

Lebensbedingungen in Camps sind schlecht

Er rodet gerade Teile des Waldes, um bombensichere Unterschlüpfe zu bauen. Sie sollen die Flüchtlinge vor den Luftangriffen der Junta schützen. Genau wie Khin Khin lebt er derzeit in einem Gebiet, das von der mächtigen «Karen National Union» (KNU) kontrolliert wird. Die KNU ist die älteste bewaffnete Gruppe im Vielvölkerstaat Myanmar. Seit mehr als 70 Jahren kämpft sie für die Freiheit und bietet seit dem Putsch vielen Binnenvertriebenen Schutz.

«Ich werde es nie bereuen, diesen Weg gewählt zu haben, ich bin stolz darauf», sagte Maung Win (27) der Deutschen Presse-Agentur. «Mir wurde befohlen, mich dem Militär anzuschließen, aber ich lehnte ab und bin dem Widerstand beigetreten.» Als er erzählt, wie er Familie und Freunde hinter sich lassen musste, seufzt er tief.

Die meisten im Camp leben in kleinen Hütten oder Zelten. Sauberes Trinkwasser gibt es nicht. Viele leiden unter Krankheiten wie Durchfall. Medikamente sind knapp, Nachschub zu besorgen gefährlich. Um neue Siedlungen zu bauen, werden Waldstücke abgebrannt. In die Flammen werden Abfälle geworfen, weil die Menschen nicht wissen, wo sie sie sonst entsorgen sollen. Der Geruch ist beißend. Aber das Schlimmste ist die Ungewissheit. Werden sie je heimkehren können?

Viele Vertriebene sind Kinder

Auch im angrenzenden Karenni-Staat (auch Kayah-Staat genannt) haben sich viele in die Wälder geflüchtet. Nang Phaw war schwanger, als die Streitkräfte der Junta Anfang 2022 mit schweren Waffen ihr Dorf angriffen. «Ich hatte Todesangst, ich dachte, eine der Raketen würde mir direkt auf den Kopf fallen», erzählt die 28-Jährige. Sie sei einfach in die Dunkelheit hinausgerannt, ziellos, planlos, panisch. Seither ist sie ein Flüchtling – zum ersten Mal in ihrem Leben.

Nach Erhebungen der Organisation «Karenni Human Rights Group» sind 20 Prozent der Vertriebenen Kinder unter acht Jahren. Die meisten leiden an Mangelernährung. Hilfslieferungen unter anderem der Vereinten Nationen werden Menschenrechtlern zufolge immer wieder von der Junta blockiert. Eine Zahl, die zu denken gibt: Im Karenni-Staat leben 200.000 der knapp 300.000 Einwohner mittlerweile als Binnenvertriebene.

Immer wieder gibt es Berichte über Massaker an der Zivilbevölkerung. Eines der schlimmsten wurde Ende 2021 bekannt. Im Karenni-Staat wurden in verbrannten Fahrzeugen die verkohlten Leichen von mehr als 30 Menschen gefunden, darunter Kinder sowie zwei Mitarbeiter von Save the Children. «Das Militär hat Berichten zufolge Menschen aus ihren Autos gezwungen, einige festgenommen, andere getötet und ihre Körper verbrannt», teilte die Kinderhilfsorganisation damals mit und verurteilte den Angriff als Bruch des humanitären Völkerrechts.

Terror des Militärs: Dörfer werden angezündet

Zur Strategie des Militärs gehört auch, möglichst viele Häuser zu zerstören. Schätzungen zufolge sollen es bereits Zehntausende sein. «Das Militär will den Menschen Angst machen», ist Ko Tun überzeugt, der Vertriebenen hilft. Wenn es auch nur einen Verdacht gebe, dass sich irgendwo ein Mitglied des Widerstands verstecke, würde oft die ganze Ansiedlung niedergebrannt. «Dörfer anzuzünden halten die Soldaten für nützlich, darum machen sie es regelmäßig.»

Am meisten sorgen sich die Flüchtlinge um die Zukunft ihrer Kinder. Denn auf der weltweiten Bühne steht Myanmar nur selten oben auf der Agenda. «Ich muss meine derzeitige Situation akzeptieren, weil ich will, dass sie irgendwann in Freiheit leben können», sagt Min Min aus Yangon. Der 40-jährige Vater eines Sohnes und einer Tochter ist ebenfalls in den Dschungel an der Grenze zu Thailand geflohen. «Was aus mir wird, ist mir relativ egal, aber ich habe noch Hoffnung für meine Kinder und dass sich all die Opfer, die wir bringen, auszahlen. So dass wir eines Tages nach Hause zurückkehren können.»

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Massenamnestie in Myanmar: Ausländer sollen freikommen

Naypyidaw (dpa) – Im Rahmen einer Massenamnestie im Krisenland Myanmar werden der Militärjunta zufolge mehrere prominente Ausländer aus dem Gefängnis entlassen. Sie waren von Gerichten, die von den Generälen kontrolliert werden, zu teils langjährigen Haftstrafen verurteilt worden.

Der australische Wirtschaftsprofessor Sean Turnell, die ehemalige britische Botschafterin in dem Land, Vicky Bowman, ihr Ehemann Htein Lin und der japanische Journalist Toru Kubota würden aus der Haft entlassen, sagte Junta-Sprecher Zaw Min Tun in lokalen Medien. Insgesamt würden mehr als 5700 Gefangene freikommen. Rund 5000 davon seien Männer, fast 700 Frauen. Wann sie genau freikommen oder ob sie bereits frei sind, war zunächst unklar.

Turnell ist der frühere Berater der entmachteten Regierungschefin Aung San Suu Kyi. Er war kurz nach dem Militärputsch vom Februar 2021 festgenommen worden und musste sich wegen eines angeblichen Verstoßes gegen ein Gesetz zu Amtsgeheimnissen vor Gericht verantworten. Ende September war er zu drei Jahren Haft verurteilt worden – zum Entsetzen von Menschenrechtlern in aller Welt. Die australische Regierung hatte immer wieder die Freilassung Turnells gefordert. Auch Professorenkollegen engagierten sich seit vielen Monaten für ihn. Weiterlesen

Myanmar: Haftstrafen für Suu Kyi und australischen Berater

Naypyidaw (dpa) – Ein von der Junta in Myanmar kontrolliertes Gericht hat den australischen Ökonomen Sean Turnell zu drei Jahren Haft verurteilt. Dies bestätigten Justizquellen am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

Der frühere Berater der entmachteten Regierungschefin Aung San Suu Kyi wurde kurz nach dem Militärputsch vom Februar 2021 festgenommen und musste sich wegen Verstoßes gegen ein Gesetz zu Amtsgeheimnissen vor Gericht verantworten. Neben Turnell sei auch Suu Kyi wegen des gleichen mutmaßlichen Vergehens zu drei weiteren Jahren Haft verurteilt worden, so die Quellen weiter. Weiterlesen

Luftangriff auf Schule in Myanmar tötet elf Kinder

Yangon (dpa) – Bei einem Luftangriff der Militärjunta auf eine Schule in Myanmar sind mindestens elf Kinder getötet worden. Zwei Kampfhubschrauber hätten das Schulgebäude in Tabayin in der Region Sagaing im Nordwesten des Landes am Freitag vergangener Woche unter Beschuss genommen, berichteten örtliche Medien. Augenzeugen bestätigten die Angaben und sagten der Deutschen Presse-Agentur, mindestens 20 Schülerinnen und Schüler seien teils schwer verletzt worden.

Laut Unicef werden noch 15 Kinder aus der Schule vermisst. «Unicef fordert ihre sofortige und sichere Freilassung», hieß es in einer Mitteilung des UN-Kinderhilfswerks. Zum Schicksal der Vermissten gab es zunächst keine Angaben. Weiterlesen

Human Rights Watch: Tödliche Folter in Myanmars Haftzentren

Menschenrechte
Von Carola Frentzen, dpa

Naypyidaw (dpa) – Seit dem Militärputsch in Myanmar vor eineinhalb Jahren sind Menschenrechtlern zufolge zahlreiche festgenommene Junta-Gegner in der Haft grausam zu Tode gekommen. Die Organisation Human Rights Watch (HRW) hat in den vergangenen Monaten sechs Fälle detailliert dokumentiert, bei denen Aktivisten entweder zu Tode gefoltert wurden oder wegen der Verweigerung medizinischer Versorgung gestorben sind. Die Ergebnisse wurden am Dienstag veröffentlicht. «Diese Todesfälle sind nur die Spitze des Eisbergs des Leidens und der Folter durch das Militär und die Polizei», betonte Manny Maung, Myanmar-Expertin der Organisation. Weiterlesen

Suu Kyi wegen Wahlbetrugs zu weiterer Haftstrafe verurteilt

Naypyidaw (dpa) – Ein von der Militärjunta kontrolliertes Gericht in Myanmar hat die entmachtete Regierungschefin Aung San Suu Kyi zu weiteren drei Jahren Haft verurteilt. Zudem müsse die 77-Jährige in diesem Zeitraum Zwangsarbeit leisten, bestätigten Justizkreise am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. In dem Verfahren ging es um angeblichen Wahlbetrug. Weitere Details wurden zunächst nicht bekannt.

In den vergangenen Monaten war die Friedensnobelpreisträgerin wegen verschiedener Vergehen bereits zu insgesamt 17 Jahren Haft verurteilt worden – darunter Korruption, Anstiftung zum Aufruhr und die Verletzung von Corona-Maßnahmen. Unter der früheren Militärdiktatur in Myanmar (ehemals: Birma) hatte sie bereits viele Jahre in Hausarrest verbracht. Damals wurde sie eine Ikone der Demokratiebewegung. 1991 bekam sie den Nobelpreis. Weiterlesen

Myanmar: Drogen im Wert von 642 Millionen Dollar vernichtet

Yangon (dpa) – Die Militärjunta in Myanmar hat nach eigenen Angaben Drogen im Wert von rund 642 Millionen Dollar (608 Mio Euro) vernichtet. Unter dem Rauschgift, das an mehreren Orten im südostasiatischen Land verbrannt wurde, befanden sich unter anderem Opium, Heroin und Methamphetamin, wie ein Militäroffizier bei einer der Aktionen nahe der größten Stadt Yangon sagte. Am gleichen Tag wurde der Internationale Tag gegen Drogenmissbrauch und unerlaubten Drogenhandel begangen. Weiterlesen

US-Regierung: Gräueltaten in Myanmar als Genozid einstufen

Washington (dpa) – Die US-Regierung will die Gräueltaten an der muslimischen Minderheit der Rohingya in Myanmar formell als Völkermord einstufen.

US-Außenminister Antony Blinken werde das bei einer Ansprache im Holocaust-Museum in Washington an diesem Montag verkünden, sagte ein US-Regierungsvertreter, der damit Medienberichte bestätigte.

Menschenrechtsgruppen fordern die US-Regierung seit langem dazu auf, die Gräueltaten als Genozid zu bezeichnen. Die Regierungen von US-Präsident Joe Biden und seinem Vorgänger Donald Trump haben diesen Schritt bislang vermieden. Sie haben allerdings eine Vielzahl an Sanktionen gegen Myanmar verhängt. Weiterlesen

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