Letzter Kronleuchter fällt – Ende für «Das Phantom der Oper»

Von Christian Fahrenbach, dpa

New York (dpa) – Selten hat am New Yorker Broadway ein Bühnenelement so viele Schlagzeilen geschrieben wie der Kronleuchter aus «Das Phantom der Oper». Er ist mehrere hundert Kilogramm schwer. Am Anfang liegt er auf der Bühne, bevor er zu Beginn an einem Seilmechanismus unter die Decke hochgezogen wird – und er kracht im Finale des ersten Akts nur wenige Meter über die Köpfe der Zuschauer hinweg wieder hinunter. Doch damit ist nun Schluss. Am Sonntag (16. April) wird der Kronleuchter in der geplanten 13.981. Vorstellung von «Das Phantom der Oper» zum letzten Mal über das Publikum im Majestic Theater sausen. Dann schließt nach mehr als 35 Jahren Laufzeit das am längsten laufende Musical in der Geschichte des Broadways.

Es ist das Ende eines beispiellosen Musical-Hits: Rund 19,5 Millionen Menschen sollen in New York das «Phantom» gesehen und dabei über die Jahre Tickets für 1,3 Milliarden Dollar gekauft haben, schrieb das Branchenmagazin «Playbill». Rund 6500 Menschen haben demnach im Laufe der dreieinhalb Jahrzehnte an der New Yorker Produktion gearbeitet, allein das Live-Orchester besteht aus 27 Mitgliedern, eine heutzutage kaum noch vorstellbare Ensemblegröße. Besonders ungewöhnlich: Elf von ihnen waren laut «New York Times» bereits seit 1988 dabei, denn anders als die Stars auf der Bühne mit ihren Jahres-Engagements sehen die Musiker-Verträge in der Regel eine Anstellung bis zum endgültigen Ende der Spielzeit des Stücks vor.

Kritik nach der Premiere 

Doch die vom britischen Hit-Musical-Autor Andrew Lloyd Webber vertonte Geschichte des im Gesicht entstellten Phantoms, das im 19. Jahrhundert in den Katakomben der Pariser Oper lebt und sich unsterblich in die Sängerin Christine verliebt, hat von Anfang an nicht nur Fans gefunden. Die Show galt vielen immer schon als Spektakel, das weniger auf Charakterzeichnung und subtile Texte setzt als auf knallige Effekte und leicht zu erinnernde Ohrwürmer.

Schon nach der Premiere am 26. Januar 1988, rund 15 Monate nach der Uraufführung in London, hielt sich die «New York Times» in ihrer Kritik nicht zurück. «Das Phantom ist LLoyd Webbers erster wirklicher Versuch, eine altmodische Romanze zu schreiben, die sich zwischen Menschen abspielt, anstatt zwischen Katzen oder Zügen», hieß es damals als Seitenhieb auf die auch in Deutschland erfolgreichen Musicalmegahits «Cats» und «Starlight Express».

Für die Hauptdarstellerin, Lloyd Webbers damalige Ehefrau, die später als Sängerin der Henry-Maske-Hymne «Time to Say Goodbye» zu Starehren kommen sollte, hagelte es Hohn. «Die unterkühlt attraktive Sarah Brightman besitzt gemessen an Broadway-Standards einen üppigen Sopran (zumindest in der Verstärker-Version), aber sie zeigt als Schauspielerin wenig Kompetenz», schrieb die Zeitung. «Nach Monaten, in denen sie in London im «Phantom» spielte, simuliert sie immer noch Angst und Zuneigung gleichermaßen, indem sie ihr Gesicht zu käferäugigen Grimassen und Eichhörnchenbäckchen verzieht.»

Vom Spott zur Weltmarke

Solcher Spott war schnell vergessen, als das Musical dann doch sieben der Broadway-Preise Tony Awards gewann und Brightman genauso zum Star wurde wie in Deutschland die ersten Hauptdarsteller der 1990 gestarteten Hamburger Version, Peter Hofmann und Anna Maria Kaufmann. Das «Phantom» wurde zur Weltmarke mit Inszenierungen in mehr als zwei Dutzend Ländern, Album-Einspielungen unter anderem auf ungarisch und japanisch, einer Verfilmung mit Gerard Butler, und noch immer laufenden Produktionen in Ländern wie Griechenland, Schweden und China.

Es gibt sogar einen besonders berühmten Fan: 2004 schrieb der damals noch als Immobilienunternehmer und Star der Klatschspalten in Erscheinung tretende Donald Trump in seinem Buch «Think Like a Billionaire», dass sein liebstes Musical aller Zeiten zwar «Evita» sei, aber: «Spitze war auch «Das Phantom der Oper»!» Im Wahlkampf 2016 ließ Trump immer wieder sogar die getragene Ballade «The Music of the Night» vor seinen Reden laufen.

Hohe Kosten und sinkende Nachfrage

Doch am Broadway kommt nun das Aus. Laut Produktionsfirma sind die laufenden Kosten zu hoch und die Ticketnachfrage sei wegen der Corona-Pandemie zu stark gesunken. Mit der Ankündigung vom Aus begann in New York aber ein regelrechter «Phantom»-Hype: Mit mehr als drei Millionen Dollar Wocheneinspiel ist das Stück derzeit die erfolgreichste Produktion an den rund 40 Broadway-Häusern, einzelne Premiumtickets wurden zuletzt für 697 Dollar verkauft und die zunächst für Mitte Februar angesetzte letzte Vorstellung wurde noch einmal verschoben. Über den 16. April hinaus soll es aber nicht gehen, weil das «Majestic»-Theater renoviert werden muss.

Dafür hat jedoch der geschäftstüchtige Musical-Vater in einem Interview mit der Wirtschaftsseite «MarketWatch» angedeutet, dass er sich auch eine erneute Aufführung des Musicals am Broadway vorstellen kann – ein Schritt, den andere Großproduktionen wie «Les Miserables» auch gingen, die mit deutlich reduziertem Orchester und Ensemble zurückkehrten. «Das Phantom schickt mir von Zeit zu Zeit Nachrichten und schreibt darin, dass es in das New Yorker Publikum so verliebt sei, dass es nicht vom Broadway weggehen wolle», sagte Lloyd Webber in dem Gespräch. «Ich denke, vielleicht könnte es eine gute Idee sein, sich nur ein bisschen auszuruhen.»

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Ein Leben für die große Bühne: Andrew Lloyd Webber wird 75

Von Christoph Meyer, dpa

London (dpa) – Das Geheimnis seines Erfolgs sind gute Geschichten: Das verriet Andrew Lloyd Webber einmal in einem Interview. «Man muss immer mit der Story beginnen», sagte der britische Musical-Komponist, der an diesem Mittwoch (22. März) seinen 75. Geburtstag feiert, dem US-Sender NBC vor einigen Jahren. Er muss es wissen: «Jesus Christ Superstar», «Evita», «Cats» und «Phantom der Oper» – die Liste seiner Hit-Musicals, die schon seit Jahrzehnten Menschen begeistern, ist lang.

1948 im schicken Londoner Viertel Kensington geboren, wächst Lloyd Webber in einem musikalischen Haushalt auf. Sein Vater ist Komponist und Lehrer am Londoner Royal College of Music, die Mutter ist Pianistin. Schon im Grundschulalter beginnt Andrew, der noch einen jüngeren Bruder hat, Musik zu schreiben und im Familienkreis Musicals aufzuführen. Diese seien allerdings «schrecklich, schrecklich» gewesen, gesteht er später ein.

Doch es ist nicht nur die klassische Musik seines Elternhauses, auch Rock und Pop beeinflussen den jungen Andrew stark. Schließlich verschmilzt er alles zu einem unverkennbaren Stil.

Erfolgreich mit Texter Tim Rice

Der Durchbruch gelingt ihm in einer jahrelangen Zusammenarbeit mit dem Textschreiber Tim Rice, aus der sowohl «Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat» (1968) als auch «Jesus Chris Superstar» (1970) hervorgehen. Die Kooperation endet aber mit dem Musical «Evita» über die frühere argentinische Präsidentengattin und Schauspielerin Eva Perón. Der Song «Don’t Cry for Me, Argentina» stürmte in Großbritannien und weiteren Ländern an die Spitze der Charts.

«Tim hatte meine Wutanfälle satt. Meine Verteidigung ist, dass es mir so wichtig ist, den Sound richtig hinzukriegen», gesteht Lloyd Webber in seinen Memoiren «Unmasked», die zum 70. Geburtstag erschienen.

Selbst überrascht ist Lloyd Webber über den großen Erfolg von «Cats» (1981), das zum Musical mit der längsten Laufzeit am Broadway wird, bevor es von «Phantom der Oper» (1986) abgelöst wird. Auch «Starlight Express» (1984), von Kritikern nicht geschätzt, wird ein kommerzieller Erfolg. Das rasante Rollschuh-Musical wird in Bochum bereits seit 1988 in einem eigens dafür gebauten Theater aufgeführt, das kürzlich die Marke von 18 Millionen Besuchern feierte.

Musical-Papst mit Ritterehren

Lloyd Webber wird im Jahr 1992 von Queen Elizabeth II. zum Ritter geschlagenen und 1997 als Baron Lloyd-Webber of Sydmonton in den höheren Adel erhoben. Längst gilt er als Musical-Papst. Er gehört zu einem kleinen Kreis von Menschen, die mindestens jeweils eine der begehrten Auszeichnungen Emmy, Grammy, Oscar und Tony (EGOT) gewinnen.

Später wird es etwas ruhiger um ihn. Er kämpft mit Prostatakrebs und Rückenbeschwerden. «Ich nahm so viel Morphium und Schmerzmittel – und offen gesagt, ich trank zu viel – dass ich ehrlich dachte, alles ist vorbei», sagt er der Theaterzeitung «The Stage». Doch er kämpft sich zurück. Mit «School of Rock» (2015) und «Bad Cinderella» (2021) beweist er, dass er an Kreativität nichts eingebüßt hat. Im Jahr 2017 laufen gleich vier seiner Musicals gleichzeitig am Broadway.

Hart treffen ihn Lockdowns in der Corona-Pandemie. Er setzt sich vehement für eine Öffnung der Theater und Konzertsäle in Großbritannien ein und ärgert sich öffentlich über feiernde Fußballfans bei der Europameisterschaft im Jahr 2021. Sollte die Regierung nicht rechtzeitig Aufführungen vor vollen Rängen erlauben, werde er sich notfalls über die Regeln hinwegsetzen, kündigt er an. Sogar festnehmen lassen will er sich – doch das bleibt ihm erspart.

Trotzdem muss sein jüngstes Musical «Cinderella» im West End schon nach weniger als einem Jahr dichtmachen. Corona-Fälle im Ensemble und immer neue Lockdowns führen dazu, dass wiederholt Aufführungen abgesagt werden müssen. Inzwischen sind am Broadway Previews einer neuen Inszenierung des Stücks mit neuer Besetzung unter dem Titel «Bad Cinderella» gestartet.

Die offizielle Premiere des Musicals am Donnerstag, einen Tag nach seinem Geburtstag, verpasst Lloyd Webber aus privaten Gründen. Am Wochenende hatte er bekanntgegeben, dass sein ältester Sohn Nicholas schwer erkrankt ist. «Wie meine Freunde und Familie wissen, kämpft er seit 18 Monaten gegen Magenkrebs, und jetzt ist Nick im Krankenhaus.» Deshalb sei sein Platz gerade an der Seite seines Sohns.

Eine Hymne für König Charles

Ganz in seinem Element ist Lloyd Webber, als er zur Feier des 70. Thronjubiläums von Queen Elizabeth II. im Sommer 2022 vor dem Buckingham-Palast am Keyboard im purpurnen Anzug den Titelsong von «Phantom der Oper» begleitet. Für die Krönung von König Charles III. im Mai dieses Jahres wird er sogar mit dem Komponieren einer Hymne beauftragt.

Er sei «unglaublich geehrt», teilt er mit. «Ich hoffe, meine Hymne wird diesem freudigen Anlass gerecht», so Lloyd Webber. An Ruhestand scheint der quirlige Brite auch im Alter von 75 Jahren noch lange nicht zu denken.

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Neues Musical erzählt von Romeo und Julia

Berlin (dpa) – In Deutschland gibt es ein neues Musical. Im Berliner Theater des Westens läuft nun «Romeo & Julia – Liebe Ist Alles». Rosenstolz-Musiker Peter Plate und Komponist Ulf Leo Sommer haben dabei erneut zusammengearbeitet. Die beiden hatten schon die Fernsehserie «Ku’damm 56» für die Musicalbühne umgesetzt. Nun haben sie sich die bekannte Liebesgeschichte von William Shakespeare (1564-1616) vorgenommen.

Die Tragödie, in der sich zwei verfeindete Familien gegenüberstehen, ist schon oft erzählt worden. Auf der Musicalbühne sieht das nun sehr instagramtauglich aus – das Paar verliebt sich etwa zwischen schön beleuchteten Kugeln. Weiterlesen

Pur-Musical «Abenteuerland» kommt auf die Bühne

Düsseldorf (dpa) – Rund um die Musik der Popgruppe Pur ist das Musical «Abenteuerland» entstanden. Es soll im kommenden Oktober im Düsseldorfer Capitol-Theater uraufgeführt werden. Er sei tief bewegt, die Pur-Songs in neuen Arrangements zu hören, sagte Sänger Hartmut Engler (61) am Freitag in Düsseldorf. «Das klingt einfach wunderschön.» 30 Stücke der Band werden in dem Musical zu hören sein.

Die Planungen liefen bereits seit mehreren Jahren, verrieten die Macher. Produzieren wird das Musical Martin Flohr («Rocky Horror Show», «West Side Story»). In «Abenteuerland» geht es um die Erlebnisse von drei Generationen der fiktiven Familie Schirmer.

«Das fühlt sich fantastisch an», sagte Pur-Frontmann Hartmut Engler. «So etwas gab es noch nie. Das bereichert den klanglichen Pur-Kosmos. Ich weiß schon jetzt, dass ich in diesem Jahr noch sehr viel Zeit hier verbringen werde.» Weiterlesen

Stefanie Hertel singt in Abba-Musical in Hamburg

Hamburg (dpa) – Die Sängerin Stefanie Hertel (43) wagt etwas Neues und wird bald für einige Zeit im Kult-Musical «Mamma Mia!» mit den Hits von Abba in Hamburg mitsingen. Die Volksmusikerin werde an ausgewählten Daten im April als Tanja auf der Bühne im Stage Theater Neue Flora in Hamburg stehen und somit als eine der drei Sängerinnen von «Donna und die Dynamos» live zu erleben sein, teilte Stage Entertainment mit.

Mindestens zwölf Termine im April stehen bereits fest. Erstmals ist es am 7. April (20.00 Uhr) so weit. Weitere Termine – eventuell auch im Mai – könnten noch folgen, wie eine Stage-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur sagte. Weiterlesen

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