Faktencheck: Panzer-Video auf Berliner Werbetafel ist Fake

Von Sebastian Fischer, dpa

Berlin (dpa) – Deutschland wird der Ukraine für ihren Kampf gegen den Angriffskrieg Russlands moderne Kampfpanzer senden. Gegner solcher Pläne versuchen eine Verbindung zum Zweiten Weltkrieg herzustellen. Damals waren Panzer des Deutschen Reiches in einem Vernichtungskrieg in Richtung Moskau gefahren. Jetzt soll es auf einem Werbebanner in Berlin Kritik an der deutschen Militärhilfe für Kiew gegeben haben.

Behauptung: An einer belebten Kreuzung in der Hauptstadt wurde auf einer riesigen Reklametafel ein Video  ausgestrahlt, das deutsche Panzer von 1943 und 2022 zeigt. In Anlehnung an den Satz «Nie wieder Krieg» wird die Frage aufgeworfen: «Vielleicht nicht wieder?»

Bewertung: Das Video ist manipuliert.

Fakten: Das vermeintliche Video auf dem Werbebanner verbreitet sich im Netz nach der Entscheidung der Bundesregierung von Ende Januar, Leopard 2-Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern.

Die Aufnahme zeigt die Straßenkreuzung Kurfürstendamm Ecke Joachimsthaler Straße in der Nähe der Gedächtniskirche. Die LED-Werbetafel ist am Geschäftshaus Ku’damm Eck angebracht. Über das riesige interaktive Banner, auf dem in der Regel Reklame für kommerzielle Artikel und Attraktionen zu sehen ist, sollen nun angeblich Panzermodelle geflimmert sein.

Verbreiteter Clip ist manipuliert

Doch das stimmt nicht. Der in sozialen Medien verbreitete Clip ist manipuliert. Als Vorlage für den Fake dient ein ursprünglich vom Bannerbetreiber Limes ins Netz geladene Video, das haargenau dieselbe Straßenszene zeigt – mit denselben Fahrzeugen und Passanten. Was allerdings anders ist: In der Originalversion sind auf der Anzeige keine Panzer, sondern ein Comic des britisch-japanischen Künstlers Simon Fujiwara zu sehen.

Bei genauem Blick auf das manipulierte Video lässt sich zudem ausmachen, dass die Lichtreflexion auf dem Straßenasphalt nicht zum angeblichen Farbverlauf auf der Anzeigentafel passt.

Dem Recherchennetzwerk Correvtiv teilte das Unternehmen Limes mit, dass ein Clip mit den Panzermodellen auf keiner seiner Werbetafeln gezeigt worden sei. Das Video sei eine Fälschung.

Limes hatte die Originalszene am 7. April 2022 auf die Viedeoplattform Youtube hochgeladen. Die Bundesregierung entschied sich erst zehn Monate später zu Panzerlieferungen.

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Tweet des Auswärtigen Amtes stößt in Afrika auf Kritik

Kapstadt (dpa) – Ein Tweet des Auswärtigen Amtes zum Besuch des russischen Außenministers Sergej Lawrow in Südafrika ist auf Kritik gestoßen. Der Eintrag auf dem englischsprachigen Twitter-Account des AA lautete: «Der russische Außenminister Lawrow ist in Afrika, nicht um (Leoparden Emoji) zu sehen, sondern um unverblümt zu behaupten, die Partner der Ukraine “wollen alles Russische zerstören”.» Der Tweet bezieht sich auf Vorwürfe Lawrows vom Montag in Südafrika, der Westen führe in der Ukraine Krieg gegen Russland. Weiterlesen

Kampfpanzer-Debatte: Blicke sind auf Deutschland gerichtet

Von Carsten Hoffmann, dpa

Berlin (dpa) – Im Streit um die Lieferung von Leopard-Kampfpanzern an die Ukraine will die polnische Regierung jetzt eine Entscheidung herbeiführen. Der angekündigte Antrag auf Liefergenehmigung setzt die Bundesregierung vor den Augen der Verbündeten unter Zugzwang.

Erstmal nichts zu entscheiden und ein Gesuch wochenlang abhängen lassen – wie von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) noch im vergangenen Jahr im Fall Estlands und der Haubitzen aus DDR-Altbeständen praktiziert – scheint keine Option.

Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hat angekündigt, notfalls auch ohne Zustimmung Deutschlands Leopard-Panzer an die Ukraine zu liefern. Wenn es mit Deutschland keine baldige Einigung gebe, werde Polen mit anderen Ländern eine «kleinere Koalition» bilden. Darum geht es:

Warum fordert die Ukraine den Leopard so dringend ein?

Vom ersten Kriegstag an hat die Ukraine russische Angreifer mit ihren militärischen Fähigkeiten überrascht. Der russische Vormarsch wurde gestoppt und auch zurückgedrängt. Aber Russland baut Kräfte für einen neuen Vorstoß auf, bei dem die Ukraine schwere Verluste erleiden oder weitere Gebiete verlieren könnte. Der frühere Nato-General Hans-Lothar Domröse erwartete im «Spiegel»-Gespräch «eine fürchterlich blutige Frühjahrsoffensive». Oder wie es Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki am Sonntag der Nachrichtenagentur PAP sagte: «Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie die Ukraine ausblutet. Die Ukraine und Europa werden diesen Krieg gewinnen – mit oder ohne Deutschland.»

Welche Kampfpanzer hat die Ukraine bisher?

Die Ukraine hat sich seit der russischen Annexion der Krim im Jahr 2014 mit Unterstützung aus der Nato auf eine militärische Auseinandersetzung mit Russland vorbereitet. Aus Altbeständen verfügt sie über Hunderte Schützenpanzer sowie Kampfpanzer aus sowjetischer Entwicklung, ältere wie den T-72 oder den T-80 und auch das Folgemodell T-90 – als Beute-Panzer, von russische Truppen zurückgelassen. In der ersten Phase des Krieges haben Staaten wie Tschechien, Polen und die Slowakei der Ukraine ihre eigenen Altbestände zur Verfügung gestellt. Zugleich begann ein qualitativer Schritt nach vorn, indem die ukrainische Artillerie moderne westliche Raketenwerfer und die Panzerhaubitze 2000 erhielt.

Westliche Kampfpanzer – hier vor allem der Leopard – würden nun die Fähigkeit der Ukraine zur Offensive erhöhen, also zur Rückeroberung besetzter Gebiete. Diese Panzer sind vor allem in den moderneren Versionen dem russischen Gerät überlegen und können den Gegner im «Duell» vielfach zerstören.

Schafft die Bundesregierung noch eine rechtzeitige Lieferung?

Die Bundeswehr verfügte im vergangenen Jahr über 312 Leopard-2-Panzer, darunter aber kein einziges Modell der älteren Version Leopard 2A4, die nun für die Ukraine in den Blick genommen wird. Noch am ehesten verzichtbar für die Bundeswehr sind 19 Stück in der Version Leopard 2A5. Sie werden derzeit im Gefechtsübungszentrum zur «Darstellung gegnerischer Kräfte» genutzt, sollen bei Ausbildungen also den Feind darstellen. Fortlaufend wird geklärt, welche Folgefragen sich ergeben: Ausbildung, Ersatzteile, Munition. Kritiker im In- und Auslands warnen, dass der Ukraine die Zeit davonlaufen könnte.

Eine bittere Erfahrung dabei: In der Bundesregierung schien der Prozess der Entscheidung mehrfach als eigentliche Herausforderung verstanden worden zu sein. Es folgte allgemeines Erstaunen darüber, dass Entscheidungen auch in der Praxis umgesetzt werden müssen. Konkret: Woher genau beispielsweise die zugesagten 40 Marder-Schützenpanzer als deutscher Beitrag an die Ukraine kommen werden, ist noch nicht verkündet, während schon über Leopard-Panzer gerungen wird.

Gibt es noch andere Kampfpanzer?

Großbritannien hat schon angekündigt, den Challenger 2 an Kiew geben zu wollen. Für den Einsatz der Waffensysteme ist es aber von Vorteil, wenn das Gerät möglichst einheitlich ist. Für die Instandsetzung muss das Großgerät womöglich aus der Ukraine herausgefahren werden. So haben der Panzerbauer KMW und das deutsche Verteidigungsministerium ein Werkstattzentrum («Hub») im Grenzgebiet der Slowakei zur Ukraine aufgebaut, um Systeme wie die Panzerhaubitze 2000 nach dem Fronteinsatz zu reparieren und Verschleißteile auszutauschen.

Was kann man mit 14 Leopard-Panzern aus Polen und 14 britischen Challengern anfangen? Ist das mehr als Symbolpolitik?

Mit 14 Kampfpanzern ist in der Bundeswehr und den polnischen Streitkräften jeweils eine Kompanie ausgestattet. Sie wirken im Verbund mit Schützenpanzern und anderen Großwaffen. Es ist die Hoffnung und Forderung der ukrainischen Regierung, dass dies nur den Einstieg in eine umfangreichere Überlassung von womöglichen Hunderten Kampfpanzern sein könnte – oder anders gesagt auf ein Bekenntnis zur Verteidigungshilfe «whatever it takes» («was auch immer notwendig ist»).

Wie ist die Stimmung in Deutschland?

Eine mögliche Lieferung von Leopard-Panzern an die Ukraine ist – so eine Umfrage – in der deutschen Bevölkerung umstritten. 46 Prozent der Befragten im aktuellen «Deutschlandtrend» für das ARD-«Morgenmagazin» sprechen sich dafür aus, fast ebenso viele sind dagegen (43 Prozent). Die verbleibenden 11 Prozent können oder wollen sich nicht festlegen. Vor allem im Osten Deutschlands sind die meisten Befragten dagegen (32 zu 59 Prozent).

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Rheinmetall: 29 Ringtausch-Leoparden im Frühjahr fertig

Berlin (dpa) – Die für sogenannte Ringtausche mit der Slowakei und Tschechien vorgesehenen Leopard-Kampfpanzer werden nach Angaben des Rüstungsunternehmens Rheinmetall im Frühjahr fertig instand gesetzt sein.

«Diese Panzer gehören der Bundesregierung. Damit kann sie tun, was sie will», sagte Konzernchef Armin Papperger dem «Stern». Rheinmetall habe bis Ende März rund 29 Kampfpanzer Leopard 2A4 einsatzbereit, die für den Ringtausch vorgesehen gewesen seien. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) sagte ein Rheinmetall-Sprecher dagegen, die 29 Ringtausch-Panzer werde man «im April/Mai 2023 fertig haben». Weiterlesen

Polen will Genehmigung für Leopard-Lieferung beantragen

Warschau (dpa) – Polen wird bei der Bundesregierung um eine Genehmigung für die Lieferung der in Deutschland hergestellten Kampfpanzer vom Typ Leopard an die Ukraine bitten. «Wir werden eine solche Genehmigung beantragen, aber das ist ein zweitrangiges Thema», sagte Regierungschef Mateusz Morawiecki in Posen.

Selbst falls Polen am Ende keine Zustimmung Berlins erhalten würde, wolle man im Rahmen einer kleinen Koalition handeln. «Wenn die Deutschen nicht in dieser Koalition sind, werden wir trotzdem unsere Panzer zusammen mit anderen in die Ukraine verlegen», so Morawiecki weiter. Weiterlesen

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Kiew (dpa) – Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Initiative Polens, seinem Land Leopard-Kampfpanzer zur Verfügung zu stellen, freudig begrüßt. «Vielen Dank an Präsident Duda, die polnische Regierung und alle unsere polnischen Freunde», sagte Selenskyj gestern Abend in seiner täglichen Videoansprache zu den Ergebnissen seines Treffens mit seinem polnischen Kollegen Andrzej Duda und dem litauischen Staatschef Gitanas Nauseda in Lwiw.

Panzer aus westlicher Produktion seien «das Werk unserer gesamten Antikriegskoalition und eine neue Ebene unseres Potenzials».

Duda hatte nach dem Treffen erklärt, sein Land habe die Entscheidung getroffen, im Rahmen einer Koalition mit Verbündeten den Ukrainern Leopard-Kampfpanzer für eine Kompanie zu überlassen. Eine Leopard-Kompanie ist in Polen wie in Deutschland üblicherweise mit 14 Kampfpanzern ausgerüstet. Duda sagte weiter, Voraussetzung sei zum einen «eine ganze Reihe von formalen Anforderungen und Genehmigungen». Zum anderen wolle Polen, dass sich dafür eine internationale Koalition bilde, bei der auch andere Länder Kampfpanzer beisteuern würden. Nauseda hatte seinerseits erklärt, dass Litauen weitere Flugabwehrwaffen an die Ukraine liefern wolle. Weiterlesen

Lambrecht sprach mit Spanien über Lieferung von Panzern

Madrid (dpa) – Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hat Kreisen zufolge am Rande des Nato-Gipfels in Madrid über eine politisch brenzlige Lieferung von Leopard-Kampfpanzern aus Spanien an die Ukraine gesprochen.

Die zuvor von Medien berichteten Überlegungen waren Thema bei einem Treffen Lambrechts mit ihrer Amtskollegin Margarita Robles, wie der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag erklärt wurde. Deutlich geworden sei, dass es auf spanischer Seite noch keine Entscheidung gibt. Weiterlesen

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