Bahn-Gewerkschaft will 12 Prozent mehr Geld

Von Christian Ebner und Matthias Arnold, dpa

Fulda (dpa) – Die Bürger müssen sich im Bahnverkehr wie auch in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens in diesem Frühjahr auf einige Einschränkungen einstellen: In der Bahnbranche und im öffentlichen Dienst stehen Tarifverhandlungen an – frühe Warnstreiks nicht ausgeschlossen.

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) stellte am Dienstag ihre Forderungen vor, mit denen sie ab Ende Februar in die Verhandlung mit der Deutschen Bahn und 50 weiteren Bahnunternehmen gehen will. Sollte es in der ersten Runde kein Angebot geben, will die EVG schnell entsprechend reagieren. EVG-Chef Martin Burkert hatte schon in den Tagen zuvor ein «sehr hitziges Frühjahr» in Aussicht gestellt.

Die Forderungen

Die EVG will für die Bahn-Beschäftigten mindestens 650 Euro mehr im Monat durchsetzen. Die Tarifkommissionen der Gewerkschaft beschloss am Dienstag in Fulda den Mindestbetrag, um die unteren Gehälter überproportional anzuheben. Bei den höheren Entgelten will die Gewerkschaft eigenen Angaben zufolge eine Steigerung um 12 Prozent erreichen. Für die Nachwuchskräfte fordert die EVG 325 Euro. Die Laufzeit soll zwölf Monate betragen.

«Das sind die Forderungen, die für alle 50 Unternehmen gelten», sagte EVG-Verhandlungsführerin Cosima Ingenschay am Dienstag. «Angesichts enorm gestiegener Energie- und Lebenshaltungskosten muss die Lohnerhöhung deutlich ausfallen. Das haben unsere Mitglieder immer wieder sehr eindrücklich erklärt.»

Mit ihren Vorstellungen liegt die EVG oberhalb der Forderung, die Verdi für den öffentlichen Dienst beim Bund und den Kommunen erhebt. Hier stehen 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro auf dem Zettel.

Warnstreiks

Die EVG machte am Dienstag deutlich, dass sie Warnstreiks früh in Betracht zieht. «Die Frage wird sich das erste Mal Ende März stellen, da sind wir mit allen Unternehmen einmal durch», sagte ein Gewerkschaftssprecher. Verhandlungsauftakt ist am 28. Februar mit der Deutschen Bahn in Fulda. Danach soll der Reihe nach mit allen weiteren Unternehmen verhandelt werden.

«Eine Verhandlungsrunde dauert ja relativ lange», betonte Ingenschay. «Deshalb haben wir definitiv keine Zeit für Tariffolklore und wollen direkt zu Beginn, bei den Auftakttarifverhandlungen, ein Angebot sehen.» Sollte dieses ausbleiben, werde es «ganz schnell gehen», sagte EVG-Tarifvorstand Kristian Loroch mit Blick auf mögliche Warnstreik-Aktionen.

Dabei will sich die EVG eng mit Verdi abstimmen. Auch im öffentlichen Dienst wollen beide Seiten voraussichtlich bis Ende März über die Einkommen von rund 2,5 Millionen Beschäftigten verhandeln. Sollte es keine Einigung geben, dürfte es auch dort zu Aktionen kommen. Betroffen sind unter anderem Müllabfuhr, öffentlicher Nahverkehr, Kitas und Feuerwehren. Die Menschen wären insofern in vielen Alltagssituationen betroffen.

Die Bahn

Mit den zeitgleichen Verhandlungen mit Dutzenden Verkehrsunternehmen will die EVG eigenen Angaben zufolge vor allem für einheitliche Tarifbedingungen in der Bahn-Branche sorgen. «Gerade im Schienenpersonennahverkehr haben wir die Situation, dass durch den Wettbewerb immer wieder der Versuch passiert, auf Kosten der Beschäftigten Wettbewerbsvorteile zu erlangen», sagte Ingenschay am Dienstag. Das solle durch dieses Vorgehen verhindert werden.

Alle Seiten werden deshalb vor allem darauf schauen, wie sich die Bahn als wichtigster und größter Arbeitgeber der Branche in den Verhandlungen verhält. Der Konzern kommentierte die Forderungen der EVG am Dienstag nicht direkt. Diese lägen noch nicht vor, teilte ein Sprecher lediglich mit. «Sobald sie uns zugegangen sind, werden wir die Forderungen der EVG genau prüfen und dann bewerten.» Für die Bahn sei indes klar: «Wir brauchen eine vernünftige Balance.» Es gehe um die Anerkennung der Belegschaft und darum, die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu sichern.

Die Bahn will in diesem Jahr 25 000 neue Arbeitskräfte gewinnen und ihr Personal damit unterm Strich um 8000 Beschäftigte aufbauen. Die EVG ist die größere Bahngewerkschaft im Unternehmen. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) unter ihrem Chef Claus Weselsky verhandelt für ihre Leute erst im Oktober mit dem Konzern.

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Weitere Warnstreiks bei der Post

Berlin/Bonn (dpa) – Die Gewerkschaft Verdi hat am Dienstag die Warnstreiks bei der Post mit Arbeitsniederlegungen in Brief- und Paketzentren sowie in der Zustellung fortgesetzt. «Es ist überall gut angelaufen, hohe Beteiligung, die Stimmung ist gut», sagte ein Gewerkschaftssprecher in Berlin. Damit dürften erneut Millionen Briefe und Hunderttausende Pakete liegenbleiben. Mit dem Arbeitskampf will die Gewerkschaft ihren Forderungen in der laufenden Tarifrunde Nachdruck verleihen.

Verdi hat die Post-Beschäftigten in Dortmund, Hamburg, Saarbrücken, Nürnberg, Frankfurt/Main und Stuttgart zu Protestkundgebungen aufgerufen. Bereits am Montag hatten nach Gewerkschaftsangaben rund 8000 Postbedienstete die Arbeit niedergelegt. Dadurch wurde nach Angaben der Post die Zustellung von rund einer Million Briefen und mehreren Hunderttausend Paketen ausgebremst. Weiterlesen

Neue Warnstreikwelle bei der Post

Berlin/Bonn (dpa) – Postkunden müssen auch in den nächsten Tagen wieder mit Verspätungen bei Briefen und Paketen rechnen. Denn die Gewerkschaft Verdi setzte am Montag ihre bundesweite Warnstreikwelle beim Bonner Logistikriesen mit Arbeitsniederlegungen in Brief- und Paketzentren sowie in der Zustellung fort. «Die Streiks sind gut angelaufen. Die Stimmung ist hervorragend», sagte ein Verdi-Sprecher am Montag.

Die Gewerkschaft will mit den Arbeitsniederlegungen ihren Forderungen in der laufenden Tarifrunde Nachdruck verleihen. Auch am Dienstag sollen die Warnstreiks weitergehen. «Das ist erneut ein glasklares Signal an die Arbeitgeber: Die Beschäftigten sind bereit, für ihre Forderung zu kämpfen und erwarten jetzt eine Verhandlungsrunde, die mit einer kräftigen Gehaltserhöhung endet», erklärte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis. Weiterlesen

IG-Metall-Bezirkschef: Umbau nur mit Fachkräften möglich

Frankfurt/Main (dpa) – Der nachhaltige Umbau der Industriegesellschaft ist nach Auffassung des IG-Metall-Bezirkschefs Jörg Köhlinger nur mit zusätzlichen Fachkräften machbar. Der Gewerkschafter forderte am Dienstag in Frankfurt eine stärkere Tarifbindung insbesondere der Handwerksbetriebe sowie eine deutlich verbesserte Ausstattung der Bildungseinrichtungen. Auch die Weiterbildung müsse ausgebaut werden.

Viele Berufsschulen in der Fläche seien in einem «erbarmungswürdigen Zustand», sagte der für Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen zuständige Metaller. Es sei beispielsweise eine Chance, die Lehr- und Lernmittel zu digitalisieren. Zudem müssten benachteiligte Jugendliche und Geflüchtete gezielt gefördert werden. Weiterlesen

Tarifstreit: Beamtenbund droht mit «Lockdown»

Berlin (dpa) – Beamtenbundchef Ulrich Silberbach droht im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen mit einem «Lockdown» durch flächendeckende Streiks. «Ein solcher harter Arbeitskampf droht, wenn die Arbeitgeber nach drei Verhandlungsrunden kein Angebot vorlegen. Dann reichen Nadelstiche, also Warnstreiks, nicht mehr aus», sagte Silberbach der «Augsburger Allgemeinen». «Dann droht ein Arbeitskampf, also ein Lockdown für den öffentlichen Dienst. Dann bleiben Straßenbahnen stehen, Kitas zu, und der Müll bleibt liegen. Dann wird es ungemütlich in diesem Land.» Weiterlesen

Gewerkschaft: Beschäftigung beim Umbau im Land halten

Mainz/Saarbrücken (dpa/lrs) – Beim Umbau der saarländischen Industrie muss es nach Ansicht des Deutschen Gewerkschaftsbundes darum gehen, «Beschäftigung, Wertschöpfung und Wohlstand» im Land zu halten. «Wir freuen uns sehr, dass der Transformationsfonds im Saarland eingerichtet wird. Schließlich ist er eine gewerkschaftliche Idee und Forderung», sagte die DGB-Landesvorsitzende für Rheinland-Pfalz und Saarland, Susanne Wingertszahn, im Redaktionsgespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Der Fonds diene dazu, mit öffentlichen Geldern private Investitionen zu hebeln und biete so auch die Chance, bei einem Förderprogramm den oftmals notwendigen Eigenanteil des Landes schultern zu können. Weiterlesen

IG Metall will künftig Doppelspitze – Vize steht bereit

Von Christian Ebner, dpa

Frankfurt/Main (dpa) – Deutschlands größte Gewerkschaft mit 2,15 Millionen Mitgliedern baut sich um. Die IG Metall diskutiert nach einem erneuten Mitgliederschwund im vergangenen Jahr eine neue Führungsstruktur. Die angestrebte Doppelspitze mit zwei gleichberechtigten Vorsitzenden ist unter anderem bei politischen Parteien wie SPD, Grünen oder Linken etabliert.

Die bisherige Zweite Vorsitzende Christiane Benner zeigt sich bereit, auch in einem Duo weiterhin Führungsverantwortung zu übernehmen. «Wenn ich mir das nicht vorstellen könnte, würde ich nicht dafür werben», sagte die 54-Jährige in Frankfurt auf eine entsprechende Frage. Nach Lage der Dinge könnte so im Herbst der Stuttgarter Bezirkschef und Tarifexperte Roman Zitzelsberger zu Benners Co-Vorsitzendem gewählt werden.

Bislang unterscheidet die Satzung der IG Metall zwischen Erstem und Zweitem Vorsitzenden. Ungeschrieben sind hingegen die Gesetze, dass der Erste Vorsitzende als «IG-Metall-Chef» die Gewerkschaft stark nach außen repräsentiert und zudem der oder die Zweite Vorsitzende an die Spitze der Organisation kommt, wenn der Erste abtritt. So war es bislang üblich, selbst bei scharfen ideologischen Gegensätzen zwischen den Protagonisten wie bei Jürgen Peters und Berthold Huber im Jahr 2003 wurde die Regel stets eingehalten.

Die IG Metall steht vor der Personalfrage, denn der 67 Jahre alte Erste Vorsitzende Jörg Hofmann tritt beim Gewerkschaftag im Oktober nicht wieder an. Die Soziologin Benner will als erste Frau in der Geschichte der männerdominierten Gewerkschaft für den Metall-Spitzenjob antreten und hat dafür bereits den ihr angetragenen DGB-Vorsitz ausgeschlagen. Hofmann kündigte ein Personal-Tableau bis zum Sommer an. Auch zum möglichen Vorstandsumbau diskutiere man derzeit intensiv in den Gremien.

Auf seiner letzten Jahres-Pressekonferenz hatte Hofmann zunächst über einen moderaten Mitgliederschwund von rund einem Prozent berichtet. Auch im dritten Corona-Jahr hintereinander konnte die IG Metall Austritte und Todesfälle nicht ausgleichen, gewann aber gerade in der zweiten Jahreshälfte während der Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie so viele neue Mitglieder wie seit Jahren nicht mehr.

Hofmann: «Haben noch viel Potenzial»

«Es ist kein Naturgesetz, dass die IG Metall wegen des demografischen Wandels Mitglieder verliert», sagte Hofmann. «Wir haben zwar schon einen sehr guten Organisationsgrad, aber auch noch viel Potenzial.» Man werde die Ressourcen gezielt dort einsetzen, wo Menschen gewonnen werden könnten.

Mittel stehen weiterhin ausreichend zur Verfügung, wie Schatzmeister Jürgen Kerner klarmachte. Die Mitgliedereinnahmen übertrafen mit 596 Millionen Euro das Vorjahr um rund 4 Millionen, erreichten aber nicht die Marke aus dem Rekordjahr 2019 (598 Mio Euro). Von den Einnahmen flossen unter anderem 215 Millionen Euro in die Geschäftsstellen vor Ort und 89 Millionen Euro in die Rücklagen. «Kein Streik wird am Geld scheitern», sagte Kerner.

Politisch will die IG Metall das Jahr 2023 nutzen, um den sozial-ökologischen Wandel für die Beschäftigten fair zu organisieren. «Wir müssen die Transformation so gestalten, dass das Potenzial an Fachkräften heute in den Betrieben nicht verlorengeht. Wir brauchen trotz der sich teilweise dramatisch verändernden Tätigkeiten sichere Perspektiven in der Arbeitswelt von morgen», sagte Hofmann, der auch deutliche Kritik an der fehlenden beruflichen Ausbildung übte. Industriepolitisch will sich die IG Metall für eine Preisbremse beim Industriestrom einsetzen, damit die Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben könnten.

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Bundesweite Warnstreiks: Post reagiert mit Unverständnis

Bonn (dpa) – Im Tarifstreit bei der Deutschen Post setzt Verdi erneut auf Warnstreiks. Am Donnerstag rief die Gewerkschaft bundesweit zu Arbeitsniederlegungen auf, um den Druck zu erhöhen und das Management zum Einlenken zu bewegen.

Die Arbeitnehmerseite fordert 15 Prozent mehr Lohn für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten im Bereich Post & Paket Deutschland. Der Firma ist das viel zu viel. Bereits in der vergangenen Woche hatte es dreitägige Warnstreiks gegeben, an denen sich laut Verdi rund 30.000 Beschäftigte beteiligten. Eine Million Pakete und drei Millionen Briefe blieben dadurch zeitweise liegen. Weiterlesen

Gewerkschaften vor Tarifverhandlungen kämpferisch

Von Basil Wegener, dpa

Potsdam (dpa) – Unmittelbar vor den Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst zeigen sich die Gewerkschaften kämpferisch. «Die Beschäftigten wollen Taten sehen», sagte der Vorsitzende des Beamtenbunds dbb, Ulrich Silberbach, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Verdi-Chef Frank Werneke betonte, die Belegschaften ließen sich nicht mit warmen Worten abspeisen. An diesem Dienstag beginnen in Potsdam die Verhandlungen für mehr als 2,5 Millionen Beschäftigte von Bund und Kommunen. Flächendeckende Warnstreiks sind möglich.

Verhandelt wird über die Einkommen unter anderem von Müllwerkern, Erzieherinnen, Krankenschwestern, Juristen, Busfahrern. Tausende Berufe sind betroffen – auch Feuerwehrleute, Altenpflegerinnen, Klärwerksmitarbeiter, Förster und Ärzte. Entsprechend groß könnten Auswirkungen von Warnstreiks für die Bürgerinnen und Bürger sein.

Flächendeckende Warnstreiks möglich

Bereits zum Jahreswechsel hatte Werneke von einem ungewöhnlich großen Engagement der Beschäftigten in dieser Tarifrunde berichtet. «In den fast 22 Jahren, in denen ich nun dem Verdi-Bundesvorstand angehöre, habe ich noch keine so große Entschlossenheit der Beschäftigten wie heute erlebt, sich aktiv in die Tarifbewegung einzubringen», sagte Werneke der Deutschen Presse-Agentur. Direkt nach Verhandlungsstart sei die Arbeitnehmerseite «aktionsfähig». Warnstreiks würden «den gesamten öffentlichen Dienst» betreffen, kündigte Werneke in der «Süddeutschen Zeitung» an.

Bei der bisher letzten Tarifrunde für Bund und Kommunen waren 2020 unter anderem Kliniken, Kitas, Nahverkehr oder Sparkassen von Ausständen und Protestaktionen betroffen. Damals fielen die Warnstreiks im Vergleich zu früher moderat aus, was vor allem auf Vorsichtsmaßnahmen wegen der Corona-Pandemie zurückging.

Mehr als zehn Prozent gefordert

Verdi und der dbb fordern 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) hatte bereits nach der Präsentation der Forderungen im Oktober eine Umsetzung als «schlicht nicht leistbar» bezeichnet. «Wir haben Verständnis für die Sorgen der Beschäftigten angesichts der aktuell hohen Inflation, aber auch die kommunalen Arbeitgeber befinden sich in einer enorm schwierigen Lage», so VKA-Präsidentin Karin Welge, SPD-Oberbürgermeisterin von Gelsenkirchen.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), die seitens des Bundes die Verhandlungen führt, sagte laut einer Mitteilung vom Montag: «Die Forderungen der Gewerkschaften sind hoch und sie treffen auf eine angespannte Haushaltslage, insbesondere auch in den Kommunen.»

Inflation und Reformdruck

Neben der Inflation zählen die krisenbedingt gestiegenen Anforderungen im öffentlichen Dienst zu den besonderen Umständen dieser Verhandlungen. Es gebe eine «lange Liste der Reformen auf Kosten kommunaler Beschäftigter», sagte Welge der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Mehr Aufwand bringen etwa das gestiegene und ausgeweitete Wohngeld und das zum 1. Januar eingeführte Bürgergeld.

Werneke sieht auch in dem im Vergleich zu 2022 wohl etwas nachlassenden Inflationsdruck in diesem Jahr keinen Grund zur Entspannung. Der Verdi-Chef bekräftigte in der «Süddeutschen Zeitung», dass der reale Lohn ohne Tariferhöhung um bis zu 14 Prozent schrumpfen würde. Zum Jahreswechsel war er noch von 16 Prozent ausgegangen.

Mit einem Anstieg um 7,9 Prozent hatte die Bevölkerung in Deutschland im vergangenen Jahr den stärksten Preisschock seit Gründung der Bundesrepublik erlebt. Zum Ende dieses Jahres hofft Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nun auf eine Teuerungsrate unter fünf Prozent.

Milliardenkosten für Kommunen und Bund

Zu den weiteren Forderungen der Gewerkschaften zählt eine Laufzeit von zwölf Monaten. Auszubildende, Studierende sowie Praktikantinnen und Praktikanten sollen monatlich 200 Euro mehr erhalten. dbb-Chef Silberbach forderte ein konkretes Angebot bereits in der ersten von drei geplanten Verhandlungsrunden. Das Tarifergebnis soll aus Sicht der Gewerkschaften ohne Abstriche auf Beamtinnen und Beamte, Richterinnen und Richter sowie Soldatinnen und Soldaten übertragen werden. Für die Tarifbeschäftigten des Bundes und der Kommunen geht es um den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD).

Laut VKA würden die Kosten für das geforderte Lohnplus bei den kommunalen Arbeitgebern mit rund 15,4 Milliarden Euro zu Buche schlagen. Beim Bund wären laut Innenministerium Mehrkosten von rund 1,4 Milliarden Euro pro Jahr die Folge, bei Übertragung auf die Beamten, Richter und Soldaten von 4,7 Milliarden. Die voraussichtlich entscheidende dritte Verhandlungsrunde ist für 27. bis 29. März angesetzt.

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund forderte einen Abschluss «mit Augenmaß». Die Finanzlage der Kommunen entwickele sich dramatisch, warnte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke Mediengruppe. «Natürlich wird es einen Gehaltszuwachs geben müssen, da auch die Beschäftigten unter der hohen Inflation leiden», sagte er. «Gleichzeitig sollte jedoch auch ein Schwerpunkt sein, die Arbeitsbedingungen weiter zu verbessern, etwa mit noch mehr flexiblen Arbeitszeitmodellen, sodass es vielleicht gelingt, auch mehr Teilzeitbeschäftige zu einer Erhöhung ihrer Arbeitszeit zu bewegen.»

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DGB sieht «mittelfristig» Standortvorteile in Deutschland

Berlin (dpa) – Staatlicher Einsatz für eine klimaschonende Umgestaltung der Wirtschaft und mehr soziale Sicherheit – mit diesen Kernforderungen blickt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) auf das neue Jahr.

So müssten Unternehmen verpflichtet werden, neue Wertschöpfung und klimagerechte Produkte zu entwickeln und auszubauen, sagte DGB-Chefin Yasmin Fahimi auf der DGB-Jahrespressekonferenz in Berlin. Im Gegenzug solle die Wirtschaft staatlich unterstützt werden. Dabei müsse gelten: «Ohne Standorttreue keine Standortvorteile.» Die Unternehmen sollten keine Produktion ins Ausland verlagern, mahnte Fahimi.

Stattdessen betonte sie, «welche Chancen mittelfristig in diesem Standort liegen.» Beim Blick auf die USA und den dort eingeführten Inflation Reduction Act solle man auch sehen, dass es auch in Deutschland Unterstützung und Förderprogramme gäbe. US-Präsident Joe Biden hatte im August den sogenannten Inflation Reduction Act unterzeichnet. Das Gesetz sieht milliardenschwere Investitionen in den Klimaschutz und Soziales vor. Weiterlesen

Verdi-Chef demonstriert vor Tarifrunde Entschlossenheit

Berlin/München (dpa) – Vor den Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst hat die Gewerkschaft Verdi Entschlossenheit demonstriert. «Wenn es nötig ist, dann streiken wir», sagte Verdi-Chef Frank Werneke der «Süddeutschen Zeitung» (Montag). Er rief die Arbeitgeber in Bund und Gemeinden auf, zur zweiten Verhandlungsrunde im Februar ein Lohnangebot vorzulegen, das eine Einigung ermögliche. «Leider hat die Unsitte Einzug gehalten, bis zur letzten Verhandlungsnacht überhaupt kein ernsthaftes Angebot zu machen. Wer so agiert, darf sich über Warnstreiks nicht beschweren.» Wenn es zu Warnstreiks komme, beträfen sie den gesamten öffentlichen Dienst, sagte Werneke. Weiterlesen

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