Wo und für wen sich das Deutschlandticket lohnt

Von Fabian Nitschmann, dpa

Berlin (dpa) – Für Ausflügler sowie Pendlerinnen und Pendler war das 9-Euro-Ticket im vergangenen Sommer eine große finanzielle Entlastung. Im Mai startet nun der Nachfolger, das Deutschlandticket – angelegt auf Dauer, gedacht als Abo für Millionen Menschen, für zunächst 49 pro Monat. Auch hier gilt ein Einheitspreis für alle Bus- und Bahnfahrten des Nah- und Regionalverkehrs im gesamten Bundesgebiet. Wie viele Menschen mit der neuen Monatskarte dauerhaft auf Busse und Bahnen statt auf das Auto setzen werden, ist noch offen. Profiteure des neuen Angebots lassen sich aber bereits ausmachen. Eine Übersicht:

ÖPNV-Stammkunden:

Für sehr viele Pendlerinnen und Pendler, die schon jetzt auf Busse und Bahnen setzen, dürfte das Deutschlandticket künftig der Fahrschein der Wahl sein. Bisher kosten Monatstickets schnell ein Vielfaches im Vergleich zum 49-Euro-Ticket – vor allem, wenn die Arbeitsstätte nicht im Wohnort liegt oder der Arbeitgeber sich nicht an den Kosten beteiligt; selbst dann ist der monatliche Ticketpreis meist deutlich höher.

Mit der Jobticket-Option beim Deutschlandticket könnte es für viele sogar noch günstiger werden als 49 Euro: Wenn der Arbeitgeber mindestens 25 Prozent der Kosten trägt, geben Bund und Länder weitere 5 Prozent hinzu. So könnte das Abo für manche Pendlerinnen und Pendler nur noch 34,30 Euro kosten.

Dennoch muss das günstigste Angebot nicht für jeden auch das passende sein. Das 49-Euro-Abo bietet im Kern keine Möglichkeiten, andere Menschen kostenfrei mitzunehmen. Zudem ist es personengebunden und nicht übertragbar. Bisherige Monatskarten können an dieser Stelle Vorteile bieten.

Ausflügler:

Das auf drei Monate beschränkte 9-Euro-Ticket wurde im vergangenen Sommer von unzähligen Ausflüglern genutzt. Für viele rechnete sich das Monatsticket schon, wenn sie nur an einem Tag zum Bummeln in die nächste Stadt oder zum Wandern in die Natur fahren wollten. Entsprechend voll waren an den Wochenenden viele Züge und Bahnhöfe.

Wie viel Ausflugsverkehr das 49-Euro-Ticket auslösen wird, ist noch unklar. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov für die Deutsche Presse-Agentur gaben immerhin 66 Prozent derjenigen, die das Abo bereits gebucht haben, an, dass sie damit auch Freizeitfahrten planten. 54 Prozent wollen das Ticket demnach auch für den Weg zur Arbeit, zur Uni oder zur Schule nutzen. Weil Mehrfachantworten möglich waren, lässt sich jedoch nicht sagen, welcher Grund nun ausschlaggebend für den Kauf war.

Finanziell lohnt sich ein Ausflug mit dem Deutschlandticket erst bei größeren Entfernungen, Reisen mit Übernachtung oder mehreren Touren pro Monat. Für Tagesausflüge mit dem Nahverkehr gibt es das etwas günstigere Quer-durchs-Land-Ticket, das für 44 Euro bundesweit einen Tag lang gültig ist. Für jeden weiteren Mitfahrer fallen dabei nur jeweils sieben Euro zusätzlich an. Das Deutschlandticket setzt sich im Vergleich je nach Gruppengröße erst durch, wenn eine Übernachtung eingeplant wird – schließlich gilt es auch am nächsten Tag noch.

Dorfbewohner und Städter:

Sowohl beim 9-Euro-Ticket als auch beim Nachfolger war und ist ein wesentlicher Kritikpunkt, dass es die ÖPNV-Fahrt zwar günstiger macht, das Angebot aber keineswegs verbessert. Vor allem auf dem Land fühlen sich viele Menschen auf ein Auto angewiesen, weil die Anbindung an Busse und Bahnen häufig schlecht ist. Das zeigt auch die Yougov-Umfrage: 28 Prozent der Befragten, die das Deutschlandticket nicht kaufen wollen, begründeten ihre Entscheidung damit, dass das ÖPNV-Angebot in ihrer Region nicht gut sei.

Interessant ist das Deutschlandticket vor allem für Stadtbewohner und Menschen, die in den sogenannten Speckgürteln um diese Städte herum zu Hause sind. Ähnlich wie das 9-Euro-Ticket könnte das Deutschlandticket aber ein Anreiz sein, sich mit dem bestehenden ÖPNV-Angebot genauer zu beschäftigen.

Fernreisende und Fernpendler:

Das Deutschlandticket gilt nicht im Fernverkehr, also weder in ICE- und IC-Zügen oder in den Nachtzügen unterschiedlicher Anbieter. Auch für Flix-Züge und -Busse gilt das Abo nicht. Es kann aber natürlich genutzt werden, um mit dem Nah- und Regionalverkehr zu einem Bahnhof zu kommen, um dort in einen ICE zu steigen.

Dann gilt aber: nicht den Anschluss verpassen. Denn wer aufgrund einer Verspätung im Regionalverkehr mit dem Deutschlandticket einen gebuchten ICE verpasst, hat keinen Anspruch auf Entschädigung oder Aufhebung der Zugbindung. Die Kunden hätten in diesem Fall zwei Beförderungsverträge abgeschlossen, die fahrgastrechtlich separat betrachtet würden, heißt es dazu von der Bahn.

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Deutschlandticket: Verbraucherschützer warnen vor Nachteilen

Berlin (dpa) – Zwei Wochen vor dem Start des Deutschlandtickets haben Verbraucherschützer vor einer Einschränkung von Fahrgastrechten für Nutzer der neuen Fahrkarte gewarnt.

«Nutzer des Deutschlandtickets drohen ÖPNV-Kunden zweiter Klasse zu werden», sagte Marion Jungbluth, Mobilitätsexpertin des Verbraucherzentrale Bundesverbands, der Deutschen Presse-Agentur vor einer Anhörung im Verkehrsausschuss des Bundestags. «Fahrgastrechte dürfen nicht eingeschränkt werden.»

Hintergrund ist die nicht so bekannte, aber für Fahrgäste sehr praktische «IC oder ICE»-Option: Wenn ein Nahverkehrszug absehbar mit wenigstens 20 Minuten Verspätung am Ziel ankommen wird, können die Fahrgäste mit reinem Nahverkehrsticket für diese Strecke auch einen schnelleren Zug des Fernverkehrs nutzen. Das zusätzliche Ticket müssen die Fahrgäste zunächst selbst bezahlen, haben aber Anspruch auf Erstattung. Weiterlesen

Hohe Nachfrage zum Verkaufsstart des 49-Euro-Abos

Berlin (dpa) – Monatelang wurde diskutiert, gestritten und vorbereitet – nun steht es allen zur Verfügung: Seit dem frühen Montagmorgen können Interessenten das 49-Euro-Monats-Abo für den öffentlichen Nah- und Regionalverkehr abschließen.

«Der große Erfolg einer Flatrate für den Nahverkehr setzt sich fort», sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn auf Anfrage. «Die Menschen wollen das Deutschlandticket. Heute Vormittag hatten wir doppelt so viel Traffic auf unseren digitalen Verkaufskanälen wie an einem gewöhnlichen Montag.» Das Ticket kann auch bei allen anderen regionalen Verkehrsunternehmen und Verbänden gekauft werden. In der Regel ist ein Abschluss auch in den jeweiligen Kundenzentren vor Ort möglich. Weiterlesen

49-Euro-Ticket: Länder fordern jährliche Preisprüfung

Berlin (dpa) – Beim künftigen 49-Euro-Ticket für den bundesweiten Nahverkehr fordern die Länder eine feste regelmäßige Überprüfung, ob der Preis erhöht werden muss.

Der Bundesrat beschloss eine Stellungnahme zum Gesetzentwurf für die geplante Finanzierung, die vorschlägt: «Der Preis wird in Abstimmung von Bund und Ländern jährlich festgeschrieben.» Starten soll das Deutschlandticket für 49 Euro im Monat, was aber ausdrücklich ein «Einführungspreis» ist. Spätere Erhöhungen sind also nicht ausgeschlossen. Die Länderkammer mahnte beim Bund zudem eine längere Finanzabsicherung an. Vier Wochen vor dem angepeilten Verkaufsstart sind noch praktische Fragen offen. Weiterlesen

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