Offener Brief: An Herrn Landrat Thiel, die Kreisbeigeordneten, alle Fraktionsvorsitzenden im Kreistag des Landkreises Vulkaneifel und alle Kreistagsmitglieder des Landkreises Vulkaneifel.

Sehr geehrter Herr Landrat Thiel, verehrte Ehrenamtler,

bis jetzt habe ich das Drama um die Biomüllentsorgung in unserem schönen Landkreis Vulkaneifel lediglich passiv verfolgt und mich nicht öffentlich dazu geäußert. Auf Grund der aktuellen Berichterstattung sehe ich mich nun aber doch genötigt, auch selbst einmal zu diesem Schildbürgerstreich Stellung zu beziehen. Als erstes möchte ich einmal klarstellen, dass wir uns wohl alle einig sind, dass mit allen Mitteln Müll vermieden werden muss. Den dann doch noch anfallenden Müll müssen wir sinnvoll trennen und einer möglichen Wiederverwertung zuführen. Soweit herrscht, denke ich, Einigkeit.

Wie unser Kreistag, angeführt von Ihnen Herr Landrat Thiel, für die Abschaffung der seit Jahrzehnten bewährten Biotonne stimmen kann, ist mir unbegreiflich. Das System der Biomüllsammlung mit Biotonnen bei jedem Haushalt, im Holsystem, ist das meist verbreitete und bestbewährte System in der ganzen Bundesrepublik Deutschland.

Kann es vielleicht sein, dass der Verbandsdirektor unseres tollen Zweckverbandes A.R.T., durch die Umstellung des „Logistiksystems“ zum 01.01.2020, nur von seinen eigentlichen technischen Problemen in der Müllsortieranlage in Mertesdorf ablenken möchte? Hofft dieser Verbandsdirektor insgeheim, dass die Bürger den Biomüll größtenteils über die graue Restmülltonne entsorgen, er damit die Einnahmen, wegen vermehrter Leerungen, nach oben treiben kann und zufälliger Weise so auch noch an den feuchten Biomüll herankommt, welchen er benötigt, damit die Anlage in Mertesdorf überhaupt funktioniert? Mit Ökonomie und Ökologie ist das neue „Logistikkonzept“ auf den Fall nicht zu begründen. Das ökonomische Zahlenwerk unseres Verbandsdirektors, war doch am 01.01.2020 bereits Makulatur. Die Anzahl der Biocontainer hat sich vervielfältigt, damit logischer Weise auch die Anschaffungskosten, die Leerungskosten und die Reinigungskosten, sofern diese durchgeführt wird.

Die Argumentation, dieses „Trierer Model“, hätte sich seit mehreren Jahren in allen anderen Landkreisen und der Stadt Trier bestens bewährt, entbehrt jeder Realität. Aus eigener Erfahrung kann ich aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm und der Stadt Trier berichten, dass die meisten Bürger dort nichts von den Biocontainern und den Biotüten wissen. Sie entsorgen ihren Biomüll nach wie vor in der grauen Tonne oder kompostieren selber. Als sicheres Indiz dafür, sollte man die Anzahl der in diesen Regionen, bis Ende 2019, aufgestellten Biomüllcontainern und die tatsächliche Masse des darin gesammelten Biomülls heranziehen. Wir sollten einmal auf die Reaktionen der Gebührenzahler, außerhalb des Landkreises Vulkaneifel gespannt sein, wenn sie zum Ende des ersten Jahres, des neuen Logistikkonzeptes, die Rechnungen des A.R.T. serviert bekommen und sie erkennen, was die zusätzlichen Leerungen der grauen Restmülltonnen, wegen Befüllung mit Biomüll, tatsächlich kosten.

Das kürzlich veröffentlichte Antwortschreiben der ADD, auf eine Anfrage des CDU-Fraktionsvorsitzenden Gordon Schnieder, ist ohne die tatsächliche Fragestellung, das Papier nicht wert auf dem es gedruckt wurde. Kann die ADD auf einheitliche Gebühren bestehen? Wenn ja, sind diese einheitlichen Gebühren von einem einheitlichen „Logistikkonzept“ abhängig? Wenn dem so wäre, würde aber nichts gegen das bewährte System der Biotonne sprechen.

Was ist ein Prüfbericht, einer von der A.R.T. beauftragten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft wert, indem sich die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft im letzten Absatz aller Verantwortung entledigt? Zu diesem Thema könnte ich jetzt noch viele Zeilen und Seiten schreiben, möchte an dieser Stelle aber abschließen und einen letzten Apell, an Sie Herrn Landrat Thiel und alle im Kreistag beteiligten Volksvertreter richten.

Lassen Sie vor Ihrer Entscheidung in der Kreistagssitzung am 16.03.2020, bitte wieder Vernunft und Realität einziehen. Sie alle kennen den Willen der Bürger und Gebührenzahler des Landkreises Vulkaneifel. Hinter vorgehaltener Hand teilen viele von Ihnen ja sogar diesen Willen. Offensichtlich haben bisher Fraktionszwänge Sie an eigenen Entscheidungen gehindert. Lassen Sie bitte nicht zu, dass tausende von Euro, in eine unnötige Bürgerbefragung gesteckt werden, deren Ergebnis ohnehin keinerlei Rechtskraft hätte. Zeigen Sie eigene Größe, stehen Sie eventuelle frühere Fehlentscheidungen ein und richten Sie den Blick in die Zukunft, im Sinne der Bürger und Gebührenzahler im Landkreis Vulkaneifel.

Mit freundlichen Grüßen

Rudolf Mathey, Lissendorf

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