Lebenswert leben bis zum letzten Tag

Multidisziplinäre, palliativmedizinische Versorgung im Krankenhaus Daun

kh_daun_08_16_2Daun. Seit März 2009 bietet das Krankenhaus Maria Hilf in Daun eine multidisziplinäre, palliativmedizinische Versorgung von unheilbar erkrankten Patienten an. Patienten werden in dieser für sie letzten Lebenssituation rund um die Uhr ganz besonders betreut. Dabei geht es nicht mehr um Heilung, sondern um die Verbesserung der Lebensqualität und darum, das Leiden der Patienten zu lindern. Viele, die hierher kommen, haben beispielsweise aufgrund von Lungenkrebs große Atemnot und starke Schmerzen in einem Stadium, in denen ihnen nicht mehr geholfen werden kann. Manchen Patienten bleiben noch Monate, manchen nur Tage.

Der Begriff Palliativ leitet sich vom lateinischen Wort „pallium“ – der Mantel, oder „palliare“ – mit dem Mantel bedecken bzw. lindern ab. Palliativmedizin trägt sozusagen zur Verbesserung der Lebensqualität von todkranken Patienten und ihren Familien bei, die mit dieser Situation konfrontiert sind. Letztendlich sollen die Tage oder Wochen, die bleiben, mit höchstmöglicher Lebensqualität erlebt werden. Dies erfolgt in Daun nach ganzheitlichem Behandlungsansatz mit einem fachübergreifendem Team. Hierzu gehören spezialisierte Pflegekräfte, spezialisierte Fachärzte, Psychologen, Seelsorger, Physiotherapeuten, Ernährungsberaterinnen, Sozialarbeiter und Musiktherapeuten.

Das fachübergreifende Team der Palliativmedizin v.l.n.r.: Schwester Brigitte Zart, Hausseelsorger Pfarrer Iancu, Schwester Jana Hermes, Chefarzt Prof. Dr. Marth, Ernährungsberaterin Fr. Bauza, Facharzt Dr. Böhm, Stationsleitung Schwester Hannah Balter, Oberarzt Dr. Henzel, Physiotherapeutin Fr. Willwertz
Das fachübergreifende Team der Palliativmedizin v.l.n.r.: Schwester Brigitte Zart, Hausseelsorger Pfarrer Iancu,
Schwester Jana Hermes, Chefarzt Prof. Dr. Marth, Ernährungsberaterin Fr. Bauza, Facharzt Dr. Böhm,
Stationsleitung Schwester Hannah Balter, Oberarzt Dr. Henzel, Physiotherapeutin Fr. Willwertz

Es geht nicht nur um die richtige Medikamentendosis, sondern auch darum, die Endlichkeit des Lebens zu akzeptieren – und die letzten Momente nicht mit Groll zu verschwenden. Aufgrund des medizinischen Fortschritts gibt es immer mehr Palliativpatienten. Die Palliativ-Station des Dauner Krankenhauses Maria Hilf verfügt derzeit über insgesamt 5 Betten. Alles wirkt neu und frisch auf der Station, große Fenster lassen viel Licht in die Räume, man könnte die Atmosphäre fast als gemütlich bezeichnen. Nichts deutet auf den Tod hin. Doch die Patienten sind hier, um sich auf das Sterben vorzubereiten.

Der Chefarzt der Inneren Abteilung, Herr Prof. Dr. med. Thomas Marth und der ärztliche Leiter, Herr Dr. med. A. Henzel sind beide Pallitativmediziner. Mit dem Team aus zwei Pflegekräften, einem Stationsarzt (mit palliativ-medizinischer Weiterbildung) und einigen anderen Therapeuten werden rund 150 Patienten pro Jahr betreut. Viele von ihnen kommen mit großen Schmerzen und können sich kaum noch bewegen. Wenn sie dann wieder entlassen werden, sind sie oft medikamentös so eingestellt, dass sie quasi schmerzfrei sind. Die meisten bleiben etwa zwei Wochen. Es ist gut, wenn die Patienten in einem frühen Stadium kommen. Dann kann auch viel für sie getan werden.

Im Mittelpunkt der therapeutischen Bemühungen stehen dabei stets der Patient und seine Angehörigen und Freunde. In vielen Fällen kann hierdurch eine Rückverlegung der Patienten in den häuslichen Bereich erzielt werden. Eine kompetente, pflegerische und medizinische Weiterversorgung nach der Entlassung aus dem Krankenhaus ist durch die enge Kooperation mit dem Palliativnetzwerk Westeifel und die Koordination mit den Hausärzten gewährleistet. Zudem finden regelmäßige Fortbildungen im Rahmen des Qualitätszirkels-Palliativmedizin im Dauner Krankenhaus Maria Hilf statt.

Sämtliche Behandlungen in Daun zielen auf das Wohlbefinden der Patienten ab, sie sollen mit sich und ihrem Umfeld ins Reine kommen und die letzte Phase ihres Lebens so schön wie möglich erleben. Den Menschen auf der Palliativ-Station soll eine Hilfestellung gegeben werden, ihren eigenen Weg zu finden. Auch in die dunklen Ecken zu gucken, die jeder so gern verdrängt. Aber auch Fragen zu stellen: Was macht mein Leben aus? Was macht mir Spaß? Und so viel wie möglich davon noch auszukosten. Palliativmediziner wollen bei unerträglichem Leid das Leben nicht durch den vorzeitigen Tod abkürzen, sondern das Leiden so lindern, dass das Leben auch im Sterben lebenswert bleibt. Wer die Zwischenwelt in der Palliativ-Station noch einmal verlassen kann, hat den Tod meist akzeptiert und weiß, es ist nicht mehr viel Zeit.

Beispielsweise vor ein paar Monaten starb ein Mann in einem der Stationszimmer der Palliativmedizin in Daun. Seine Frau bat darum, die Nacht noch bei ihm bleiben zu dürfen. Die Pflegekräfte wuschen gemeinsam mit ihr den Verstorbenen, zogen ihm etwas Hübsches an und schmückten das Zimmer mit Kerzen und frischen Blumen. Am nächsten Morgen bedankte sich die Witwe für alles. Im normalen Krankenhausbetrieb wäre so etwas leider nicht möglich. Auf der Palliativ-Station wird es möglich gemacht – weil auch der Tod zum Leben gehört.

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