Gefäßzentrum Vulkaneifel – Durchblutungsstörungen werden oft unterschätzt

Daun. Im Volksmund hat sie den harmlosen Namen „Schaufensterkrankheit“. Dahinter steckt jedoch eine schwerwiegende Durchblutungsstörung in den Beinen, die sogenannte periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK). Zunehmende Kalkablagerungen in den Gefäßen sind die Ursache für die Durchblutungsstörung. Ist die Erkrankung am Anfang noch weitgehend beschwerdefrei, leiden die Patienten im weiteren Krankheitsverlauf auch unter immer stärkeren Schmerzen beim Gehen. Dabei treten die krampfartigen Schmerzen in der Wadenmuskulatur immer nach einer längeren Gehstrecke in fortgeschrittenen Fällen auch nach kurzen auf. Die Betroffenen bleiben dann stehen, um kurz auszuruhen. Um ihre Beschwerden zu verbergen, betrachten die Patienten beispielsweise die Schaufenster in der Stadt. Daher kommt der Name „Schaufensterkrankheit“

Gefäßerkrankungen – insbesondere die der Venen und Arterien – zählen in ihrer Gesamtheit auch im Dauner Krankenhaus Maria Hilf zu den häufigsten Erkrankungen. „Jährlich werden im Gefäßzentrum in Daun etwa 500 Patienten stationär und mehr als 1.000 ambulant behandelt“, sagt Prof. Dr. Paul Walter, Facharzt für Gefäßchirurgie. Gemeinsam mit Wolfgang Wagner ebenfalls einem Facharzt für Gefäßchirurgie, leitet Prof. Dr. Paul Walter die Sektion Gefäßchirurgie und Endovasculäre Chirurgie sowie Phlebologie im Gefäßzentrum Vulkaneifel am Dauner Krankenhaus „Maria Hilf“.

Das Gefäßzentrum Vulkaneifel arbeitet mit externen Partnern unter anderem im Bereich der interventionellen und diagnostischen Radiologie zusammen, so dass jeden Tag zu jeder Zeit alle vorbeugenden Maßnahmen und Operationen fachgerecht durchgeführt werden können. Der Heilungserfolg ist somit durch die umfassende Anwendung aller möglichen medizinischen Therapien am größten.

Die Klinische Abteilung für Gefäßchirurgie umfasst im Dauner Krankenhaus Maria Hilf insgesamt 20 Betten. Dort können neben der Diagnostik sämtliche gefäßchirurgischen Eingriffe stationär und kleinere Operationen auch ambulant durchgeführt werden. Das Spektrum beinhaltet die Behandlung von Erkrankungen der Arterien und Venen. Die häufigsten gefäßchirurgischen Operationen umfassen die Ausschaltung von Aneurysmen (Erweiterungen der Bauchschlagader), die Operationen an der Halsschlagader zur Vorbeugung des Schlaganfalls, Bypassoperationen zur Therapie des Raucherbeins und die venenchirurgischen Eingriffe bei Krampfaderleiden und Thrombosen.

Sprechzeiten sind
Montag 13.00 Uhr – 16.00 Uhr
Dienstag 09.00 Uhr – 12.00 Uhr und von 14.00 Uhr - 16.00 Uhr
Donnerstag 13.00 Uhr – 16.00 Uhr

Termine nach Vereinbarung, Notfälle: täglich 24 Stunden

Venen und Arterien nennt man Blutgefäße
Blutgefäße sind Röhren, die Blut zu und von allen Teilen unseres Körpers transportieren. Das menschliche Blutkreislaufsystem besteht aus drei Arten von Blutgefäßen: Arterien, Venen und Kapillaren. Eine Arterie ist ein großes Blutgefäß mit Wänden aus Muskelgewebe; sie transportiert das Blut vom Herzen fort zu den Organen und Geweben des Körpers. Arteriolen sind kleine – Äste der Arterien, die einen Durchmesser von etwa 0,2 mm haben.

Die Venen und die kleineren Venolen sind Gefäße, die Blut aus den Organen und Geweben zum Herzen transportieren. Venen verfügen über kleine Klappen, die sich öffnen, um das Blut hindurchfließen zu lassen und sich schließen, um einen Rückfluss des Blutes zu verhindern. Die sogenannten Kapillaren sind von mikroskopischer Größe. Sie verbinden die Arteriolen und Venolen durch ein Netzwerk von Metarteriolen.

Arteriosklerose (Aterienverkalkung)

Ablagerungen in den Gefäßwänden führen zu Engstellen oder Verschlüssen von Schlagadern. Der Patient bemerkt dies häufig durch Schmerzen beim Gehen (Schaufensterkrankheit). Der Gefäßchirurg entwickelt im Falle einer solchen Erkrankung zusammen mit dem Radiologen für jeden Patienten ein individuell angepasstes Behandlungskonzept. Dies beinhaltet z.B. die Aufdehnung von Engstellen mit Ballonkathetern in örtlicher Betäubung und das Einbringen von Gefäßstützen (Stents).

Bypassoperationen zur Überbrückung auch langstreckiger Gefäßveränderungen erfordern heute nur noch einen kurzen Klinikaufenthalt von wenigen Tagen. Die Anlage von Bypässen ist ein Schwerpunkt im Gefäßzentrum Vulkaneifel des Dauner Krankenhauses Maria Hilf. Oft können auch bei scheinbar aussichtslosen Durchblutungsstörungen, z.B. bei Diabetikern, Beinamputationen vermieden werden.

Endovaskuläre Chirurgie

Wenn eine Aussackung der Hauptschlagader platzt, besteht für den Patienten Lebensgefahr. Um dieses extrem hohe Risiko zu vermeiden, führen die Ärzte am Gefäßzentrum Vulkaneifel die erforderlichen Gefäßuntersuchungen so schonend wie möglich durch. In bestimmten Fällen ist allerdings ein operativer Eingriff notwendig. Dabei ist es möglich, die Schlagader innen mit einer flexiblen netzartigen Gefäßstütze (Stentprothese) zu schienen. Dadurch wird eine offene Bauchoperation überflüssig. Die Stentprothesen werden über Katheter an den Ort der Aussackung gebracht und mit Hilfe der Computertomographie und computergestützter dreidimensionaler Planungssysteme individuell eingepasst.

Dem Schlaganfall sicher vorbeugen

Engstellen oder Verschlüsse der Halsschlagadern durch Arteriosklerose können zum Schlaganfall führen. Bedrohliche Veränderungen der Hirngefäße kann man mit Ultraschalluntersuchungen oder Computertomografie frühzeitig erkennen, ohne dass ein Katheter zur Kontrastmittelgabe in das Gefäß eingeführt werden muss. Diese Untersuchungsverfahren sind für den Patienten sehr schonend.

Venenleiden

Erkrankungen der Venen sollten frühzeitig erkannt und rasch behandelt werden. Zum Beispiel können Aussackungen hautnaher Venen (Krampfadern) oder Thrombosen mit modernster Ultraschalltechnik ohne Belastung des Patienten schnell und sicher erkannt und anschließend behandelt werden. Dies ist wichtig, denn schon bei leichten Veränderungen können sich die Beschwerden stetig verschlimmern – von der Beinschwellung und Hautverfärbung bis hin zum offenen Bein. Eine rechtzeitige Krampfader-Operation schont die gesunden Venen. Das dauerhafte Tragen von Kompressionsstrümpfen wird vermieden. Dank neuester Operationstechniken können auch größere Krampfadern über kleinste Stiche entfernt werden – schonend und mit sehr gutem kosmetischen Ergebnis.

Info
Gefäßchirurgie ist ein medizinisches Fachgebiet. Sie umfasst die konservative und operative Behandlung der Blutgefäße, häufig durch Anlegen von Gefäßbypässen bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit oder Protheseneinlage bei Aneurysmen. Zur Gefäßchirurgie gehört auch die operative Behandlung der das Gehirn versorgenden Gefäße bei Arteriosklerose zur Schlaganfallprophylaxe. Daneben werden in der Gefäßchirurgie bei Patienten mit Nierenversagen sogenannte Shunts angelegt. Diese bezeichnen eine Kurzschlussverbindung zwischen Arterie und Vene, über die dann eine Dialyse durchgeführt wird. Fachärzte für Gefäßchirurgie beherrschen auch „Operationen am Venensystem“. Die sogenannte Phlebologie befasst sich speziell mit den Beinvenen.

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