Flüchtlinge im Landkreis Vulkaneifel bestens versorgt

Vulkaneifel. Am vergangenen Mittwoch lud Landrat Heinz-Peter Thiel die Vertreter der lokalen Presse zu einem Informationstag zum Thema “Flüchtlinge im Landkreis Vulkaneifel“ ein.

Jeden Dienstag und Donnerstag herrschen in der Kreisverwaltung Daun andere Umstände, denn an diesen Tagen begrüßt der Kreis neue Flüchtlinge. Dieser Prozess bedarf einer intensiven Organisation, die bereits zwei Wochen vor Ankunft der Flüchtlinge erfolgt. Die Mitarbeiter kennen bis zur Ankunft der Flüchtlinge lediglich Namen, Geburtstag und Familienstand.

Nachdem sie in der Ausländerbehörde eine sogenannte Duldung, das als Rechtsmittel und vorläufiger Asylantrag gilt, erhalten, werden sie mithilfe der Verbandsgemeinde in eine private Wohnung oder eine Gemeinschaftsunterkunft, wie beispielsweise in Jünkerath, gebracht. „Unser Ziel ist es jedoch, dass wir weitere private Wohnungen für die Flüchtlinge anmieten können“, erklärt der Landrat. Seit Ende November organisiert ein zweiköpfiges Team das Wohnraummanagement. Nach dieser kurzen Zeit gibt es mehr als 80 potentielle Wohnungen, von denen bereits 40 geprüft und für geeignet empfunden wurden. Falls Sie ebenfalls über geeigneten Wohnraum verfügen, melden Sie sich gerne. Haben Sie Verständnis und Geduld, wenn Sie nicht gleich jemanden erreichen, es wird sich innerhalb weniger Tage ein Mitarbeiter mit Ihnen in Verbindung setzen.

Im Anschluss an die Begrüßung durch den Landrat empfing uns Herr Löffler von der DEKRA in Gerolstein. Dort finden u.a. Integrationskurse für Flüchtlinge statt. Diese Kurse sind Pflicht für jeden Flüchtling, sofern sie über eine Asylberechtigung verfügen. Ein solcher Integrationskurs umfasst 320 Stunden, die auf fünf Stunden von Montag bis Mittwoch aufgeteilt sind. Zurzeit absolvieren 35 Personen mit 17 verschiedenen Nationalitäten den Integrationskurs, der in Gerolstein und Daun angeboten wird. In diesem Dezember starten noch sieben weitere Integrationskurse im Kreis, u.a. in der Gemeinschaftsunterkunft in Jünkerath.

Lobana (23) und Solaiman (20) Mokhyber aus Amman, Libanon, sind mit ihrer Familie seit fast einem Jahr in Daun. Die Familie kam mit dem Flugzeug nach Deutschland. Ihr Bruder William lebt, bedingt durch sein Medizinstudium, seit zwei Jahren in Daun und war eine große Hilfe für die Familie. Seit ihrer Ankunft lebt Familie Mokhyber in einer privaten Wohnung in Daun. Seit vier Monaten haben Lobana und ihr Ehemann eine eigene Wohnung. Weihnachten feiern jedoch alle zusammen am 25. Dezember.

Beide haben den Integrationskurs mit Bravour bestanden und können stolz auf ihr Sprachniveau B1 sein. „Unser Deutsch ist mittlerweile sogar besser als unser Englisch, das wir in der Schule gelernt haben“, erzählt Lobana selbstbewusst und glücklich. Beide möchten in Deutschland studieren und nehmen dafür auch einen Umzug nach Koblenz in Kauf, denn nur dort können sie das nächste Sprachniveau erreichen um anschließend die Universität zu besuchen. Solaiman hat in Syrien Abitur gemacht und Lobana verfügt sogar über ein dreijähriges Pädagogikstudium.

Die Geschwister sind sehr glücklich, den Kurs besucht haben zu dürfen. Er hat ihnen nicht nur bei alltäglichen Situationen geholfen, sie haben auch Freunde gefunden. Das lag vor allem an der guten Stimmung im Kurs. „Als sie ankamen, habe ich allen gesagt, dass sie lachen sollen. Das ist wichtig. Jetzt nach dem Kurs haben sie verstanden, was ich damit gemeint habe“, erklärt Herr Löffler zufrieden. Die Familie fühlt sich willkommen. Auf die Frage, was sie am meisten vermissen, antwortet Solaiman lachend: „Das Brot und das Wetter! Wir fahren bis nach Trier um türkisches Brot zu kaufen. Das ist ähnlich wie das syrische.“ Kontakt nach Syrien hat die Familie nach einem Jahr trotzdem noch, obwohl es sehr schwer ist. Maximal zwei Stunden am Tag ist das Netz stabil und Lobanas Ehemann hat die Möglichkeit mit seiner Familie zu sprechen.

Nach diesen ganzen Eindrücken und Berichten, wie das alltägliche Leben im Kreis Daun in einer privaten Wohnung stattfindet, folgte der Besuch in der Gemeinschaftsunterkunft in Jünkerath. Dort können bis zu 100 Flüchtlingen in einem abgetrennten Teil des Altenheims leben. Zurzeit wohnen dort 40 Flüchtlinge, darunter eine Familie. Das alltägliche Leben findet in den Gemeinschaftsräumen, dem Speiseraum und den Fluren statt.

Ein Bewohner ist Ali Sagdigi (28). Er kommt aus Afghanistan und begeisterte alle mit seinem aus Pappe gebautem naturgetreuem Kran. Er hat in seiner Heimat keinen Beruf erlernt. Sein handwerkliches Geschick lässt jedoch keine Wünsche offen. Ali hat zum Beispiel die Waschmaschine im Haus mit den einfachsten Dingen repariert. Er möchte gerne arbeiten und freut sich auf den anstehenden Integrationskurs.

Auch Mohammed (20) freut sich auf den Integrationskurs um endlich Deutsch zu lernen. Er ist zusammen mit seinem Bruder (16) aus Syrien geflohen. Sechs Tage waren sie unterwegs, bis sie hier ankamen. Seit Mitte November lebt Mohammed in der Gemeinschaftsunterkunft. In seiner Heimat hat er bereits zwei Jahre Medizin und Zahnmedizin studiert. Sein Bruder wohnt in Don Bosco, eine Einrichtung für minderjährige Flüchtlinge.

Text: Charlotte Stahl

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