Die Angst vor der Angst

Angst – ein Gefühl mit Nebenwirkungen

Dr. Esther Baican-Kadour bei ihrem Fachvortrag.

DAUN. Das Gemeindepsychiatrische Betreuungszentrum (GPBZ) Daun präsentierte im Mai den Fachvortrag ” Angst – ein Gefühl mit Nebenwirkungen“ von Dr. Esther Baican-Kadour, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) des Krankenhauses Daun.

Der Saal im Dauner Forum, ein Gäste- und Veranstaltungszentrum, war sehr gut besucht. Nach der dreijährigen Corona-Pandemie mit ihren Kontaktverboten und Isolationssituationen, sowie den aktuellen globalen Verwerfungen -Krieg, Inflation, Naturkatastrophen und vieles mehr- war das Thema „Angst“ für viele Besucher sehr interessant. Für einige war es eine reine Informationsveranstaltung und für andere war es eine bewusste und aktive Auseinandersetzung mit der Angst und ihren Gefühlen. Bettina Borsch, Leiterin des GPBZ Daun, begrüßte die Besucher mit einigen Informationen zum GPBZ und  über die zu gründende Selbsthilfegruppe für Angehörige von Menschen mit psychischer Erkrankung.

Angst kann jeden treffen

Angst ist etwas ganz Normales und tatsächlich auch Gutes. Sie hilft uns, im Alltag zu überleben. „Angst ist auch eine Schutzfunktion, um Situationen wahrzunehmen und richtig einzuschätzen“, erläutert Dr. Esther Baican-Kadour zum Einstieg in ihren Vortrag. Wenn Gefahr droht, versetzt die Angst den Körper in eine Alarmbereitschaft, damit man nicht in eine schwierige Lage gerät. Wer Angst hat agiert in kritischen Situationen vorsichtig und aufmerksam – oder begibt sich erst gar nicht in Gefahr.

Am Beispiel von Edvard Munch und seinem Kunstwerk „Der Schrei“ zeigt sie auf, dass viele Künstler das Thema Angst in ihrem künstlerischen Schaffen aufgegriffen haben und ergänzt: „Dadurch haben Sie ihre Ängste angenommen und diese auch mitgeteilt.“ Neben einer Nervosität, Schwindel, Kopfschmerzen, Herzklopfen oder einer Benommenheit, stellen sich häufig auch Zittern, Schwitzen, Muskelverspannungen und Magen-Atembeschwerden ein. Sich ständig zu ängstigen, ist erschöpfend und kann zu Konzentrations- und Schlafstörungen führen.

Wenn die Angst mein Leben bestimmt

Nach dem Vorstellen von möglichen Auslösern/Ursachen der Ängste und deren Symptomen ging Dr. Esther Baican-Kadour u.a. auch auf Panikattacken und die generalisierten Angststörungen ein.

Wie sehr die Ängste das Leben einschränken, hängt von ihrer Art ab, doch ungünstiger Weise werden sie oft mit der Zeit schlimmer wie z.B.: Menschen mit einer generalisierten Angststörung können sich u.a. in einem Moment ängstigen, dass ihr Partner auf dem Weg zur Arbeit einen Unfall haben könnte. Im nächsten Augenblick fürchten sie, dass ihr Kind auf dem Weg zur Schule überfahren wird; dann, dass sie ihre Haustüre nicht abgeschlossen haben und schließlich, dass sie am nächsten Tag eine schwere Erkrankung  bekommen. Sie machen sich praktisch über alles Sorgen – über große wie kleine und sogar über völlig belanglose Dinge. Viele fürchten auch die Angst selbst oder machen sich Sorgen darüber, dass sie sich dauernd Sorgen machen. Die ständigen Befürchtungen schränken das tägliche Leben deutlich ein und können die Stimmung verdüstern.

Angst vor der Angst                                                                                              

Bei diesen Erläuterungen ergreift ein Besucher das Wort und sagt über seine Erfahrungen: „Angst ist für mich ein Problem, wenn ich nichts mehr im alltäglichen Leben machen kann. Wenn die Symptome mich dauerhaft so stark beeinträchtigen, dann habe ich nur noch Angst vor der Angst.“

Vor allem wenn gleichzeitig eine Depression besteht, kann eine Angststörung das Gefühl verstärken, das Leben sei nicht mehr lebenswert. „Sie empfinden körperliche Symptome und spüren bei Panikattacken durchaus auch Todesangst. Nur finden sie sich damit in der Regel zuerst in der Notaufnahme und nicht bei uns den Psychiatern wieder. Bis sie als Arzt erst einmal darauf kommen, womit sie es zu tun haben, dauert es eine Weile“, verdeutlicht Dr. Esther Baican-Kadour den langen Leidensweg der Betroffenen. Für viele Betroffene ist der Weg aber damit noch nicht beendet. U.a. folgen regelmäßige fachärztliche Kontakte, der Beginn einer kognitiven Verhaltenstherapie, tiefenpsychologischen Methoden, Entspannungsübungen und die Einnahme von Medikamenten.

Zusätzlich wird jetzt auch eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Menschen mit psychischer Erkrankung gegründet:

  • Für Angehörige, Partner und Kinder von psychisch Erkrankten bieten wir einen Ort des Austausches an.
  • Gemeinsam und nicht alleine
  • Belastungen teilen und gegenseitig ermutigen
  • Psychische Erkrankungen besser verstehen
  • Entlastungsmomente erfahren

Ort: Gemeindepsychiatrisches Betreuungszentrum (GPBZ) Daun, Borngasse 7, Daun, Tel.: 06592/957601, Termin: Am letzten Dienstag im Monat, Von: 17:30 – 19:00 Uhr

Bei Interesse oder Fragen freuen wir uns über Ihren Anruf: Sabine Ringleb, GPBZ Daun, Tel.: 06592/957601.

Informationen sind auch bei der Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle (SEKIS) e.V. Trier zu erhalten. Abgerundet wird der Abend mit einem Besuch im GPBZ, wo Mitarbeiter die Räumlichkeiten zeigen, über ihre alltägliche Arbeit berichten sowie die Fragen der Besucher ausführlich beantworten.

 

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen