Auch in Zukunft medizinisch gut versorgt – Musterprojekt des Landkreises Vulkaneifel nimmt Fahrt auf

gesundheitsversorgung_49_14Vulkaneifel. Vierter Runder Tisch verdeutlicht Innovationswillen für Kooperationen in der Gesundheitsversorgung. Sicherstellung einer guten medizinischen und pflegerischen Versorgung im ländlichen Raum – dieser Herausforderung stellt sich der Landkreis Vulkaneifel in einem Musterprojekt seit Frühjahr diesen Jahres. Unterstützt wird er hierbei von der Arbeitsgemeinschaft Hans-Joachim Schade und Prof. Dr. Rainer Winkel, Wiesbaden. Trotz des sich seit Jahren abzeichnenden Bevölkerungsrückganges steigt der Versorgungsbedarf. Gründe hierfür sind u. a. eine immer älter werdende Gesellschaft und der Wunsch der älteren Mitbürger/innen, bis ins hohe Alter selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden zu leben.

Infolge der demografischen Veränderungen steigt die Zahl der Patienten, die altersbedingt häufig an mehreren, oft schweren Erkrankungen leiden, stetig an, sodass der Allgemeinmedizin und Pflege eine wesentliche Bedeutung zukommt. Darüber hinaus wird die Versorgungssituation durch bevorstehende Ruhestandseintritte der Hausärzte noch verschärft. „Innerhalb der nächsten zwei Jahre gehen die beiden Kinderärzte in Ruhestand und in 10 Jahren verlieren wir rund die Hälfte der niedergelassenen Ärzte“, beschreibt Landrat Heinz-Peter Thiel die erste große Problemstellung. Damit die Bürger/innen auch in Zukunft medizinisch und pflegerisch gut versorgt sind, hat die Kreisverwaltung Vulkaneifel es sich zur Aufgabe gemacht, ein bedarfsorientiertes, von allen Akteuren im Landkreis getragenes, innovatives Versorgungsmodell zu entwickeln.

In einem ersten Handlungsschritt wurde gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft eine Analyse der Ist-Situation und der Entwicklungsperspektiven im Landkreis durchgeführt. Darauf aufbauend wurden sog. „Runde Tische“ mit Akteuren aus dem Gesundheitsbereich gebildet. So haben am ersten Runden Tisch Fach- und Klinikärzte, am zweiten Runden Tisch Leistungsträger der stationären und ambulanten Pflege und Seniorenversorgung und am dritten Runden Tisch Allgemeinmediziner/innen teilgenommen. Der Einladung von Landrat Heinz-Peter Thiel zum vierten Runden Tisch Mitte November waren Haus- und Fachärzte, Akteure aus dem pflegerischen Bereich sowie Dienstleister aus dem Gesundheitswesen gefolgt. Zudem konnte für diesen Runden Tisch auch ein Vertreter des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie, Dr. Albrecht Winkler, sowie der stellvertretende Vorsitzende der Bezirksärztekammer Trier, Dr. Detlef Stiemert, gewonnen werden.

Im Rahmen dieser Veranstaltung wurden erste Konzeptüberlegungen, die auf Grundlage der vorangegangenen Runden Tische und zahlreichen Gesprächen mit und zwischen den Akteuren erarbeitet wurden, vorgestellt. Als Ergänzung zu den Konzeptvorstellungen der Arbeitsgemeinschaft berichtete Uwe Imkamp, Geschäftsführer der mamedicon GmbH, in einem Kurzvortrag über die Bedeutung von Vernetzung und kooperativer Arbeitsweise bei der Betreuung chronischer Krankheiten. Als weitere Ansprechpartnerin im Bereich Wundmanagement war Heike Schwarz, Pflegetherapeutin Wunde ICW e.V., anwesend. Moderiert wurde die Veranstaltung von den Fachleuten Prof.
Dr. Rainer Winkel und Hans-Joachim Schade.

In einer anschließenden Diskussionsrunde zeigte sich eine große Kooperations- und Innovationsbereitschaft innerhalb des Teilnehmerkreises. Zudem wurde deutlich, dass auf Grund des Projektes bereits Vernetzungen entstanden sind, auf die es nun gilt aufzubauen bzw. diese zu erweitern. So sollen in Kürze thematische Arbeitskreise mit kooperationsbereiten Akteuren gebildet werden. Das Projekt zeigt, dass eine nachhaltige und gute Gesundheitsversorgung im Landkreis nur erreicht werden kann, wenn die betroffenen Akteure zusammengeführt werden und eine innerärztliche Vernetzung erfolgt. Hierbei gilt jedoch, bei den Betroffenen keinen Zwang auszuüben. Denkbar wäre bspw. die Hausarztpraxis als zentralen Ort der Versorgung durch den Einsatz von dauerbetreuenden Versorgungsassistentinnen in der Hausarztpraxis (VERAH) als Bezugsperson zu stärken.

„VERAH“ ist eine Weiterbildungsmaßnahme für die Medizinische Fachangestellte in der Hausarztpraxis, die den Hausarzt/die Hausärztin durch qualifizierte Unterstützungsleistungen (z.B. Impfungen, Wundmanagement, Heim- und Hausbesuche) entlasten kann. Zudem können „VERAH‘s“ auch die Funktion des Vermittlers zwischen Patienten und den Leistungsträgern/Einrichtungen des Gesundheitswesens (z.B. Pflege, Ehrenamt, Physiotherapie, Apotheke und dem Entlassungs- und Einweisungsmanagement mit den Krankenhäusern) übernehmen. Eine zentrale Rolle kommt hier auch der regionalen Vernetzung, insbesondere einem Praxisnetzwerk für eine optimale Heim- und Hausbesuchsversorgung, ggf. nach Krankheitsbildern wie Diabetes, Schlaganfall oder Rheuma zu. Ein solches Netzwerk ist unter Einbeziehung von Haus- und Fachärzten, Pflege, Entlassungsmanagement Krankenhaus, Physiotherapie und Apotheke zu erarbeiten.

„Wir sind auf einem guten Weg und mit dem deutlich spürbaren Willen der Akteure werden wir ein bedarfsgerechtes und von allen getragenes Konzept entwickeln, mit dem es uns gelingen muss, die Gesundheitsversorgung im Landkreis weiterhin stabil und auf einem passenden lebenswerten funktionalen Niveau sicherzustellen“, so Landrat Heinz-Peter Thiel. Zum Abschluss der Veranstaltung dankte er den Teilnehmern für ihr engagiertes Mitwirken sowie den Referenten und teilte mit, dass er im Frühjahr 2015 dem Kreistag und der Öffentlichkeit Details zur Konzeption vorstellen möchte.

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