Schulklassen in Rheinland-Pfalz etwas kleiner als im Bundesdurchschnitt »Internationale Bildungsindikatoren im Ländervergleich« erschienen

Schulklassen an öffentlichen allgemeinbildenden Schulen sind in Rheinland-Pfalz kleiner als im Bundesdurchschnitt. Dies ist eines der Ergebnisse der heute zum siebten Mal erscheinenden »Internationalen Bildungsindikatoren im Ländervergleich«. Der von den statistischen Ämtern des Bundes und der Länder herausgegebene Datenband ergänzt die am Dienstag publizierte OECD-Veröffentlichung Bildung auf einen Blick, in der internationale Vergleichszahlen über die Mitgliedsstaaten dieser Organisation präsentiert werden.

Die durchschnittliche Klassengröße an öffentlichen Schulen in Rheinland-Pfalz liegt im Primarbereich (Klassenstufen 1 bis 4) bei 21 Kindern. Bundesweit sind es 21,5 (OECD: 21,3). Im Sekundarbereich I (Klassenstufen 5 bis 10) sind die Klassen an den öffentlichen Schulen des Landes mit 24,5 Schülerinnen und Schülern im Durchschnitt geringfügig kleiner als im Bundesdurchschnitt (24,6). Die seit einigen Jahren rückläufigen Klassengrößen an den öffentlichen Schulen des Landes dürften insbesondere auf den demographisch bedingten Rückgang der Schülerzahlen zurückzuführen sein. Die Zahl der Lehrkräfte ist nicht im gleichen Maße gesunken.
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Die in diesem Jahr als Tabellensammlung erscheinenden »Internationalen Bildungsindikatoren im Ländervergleich« beleuchten das gesamte Bildungsspektrum von der frühkindlichen Bildung bis zum »lebenslangen Lernen«. Sie liefern damit wichtige Vergleichszahlen zur Bildungssituation in den einzelnen Bundesländern. Sofern keine andere Jahreszahl angegeben ist, beziehen sich die Daten auf das Jahr 2010.

Die rund 100 Seiten umfassende Veröffentlichung enthält unter anderem folgende Ergebnisse:

Vorschulische Bildung

•    In Rheinland-Pfalz besuchen 96,8 Prozent der Drei- bis Vierjährigen eine  öffentliche oder private Bildungseinrichtung. Das ist der höchste Anteil im gesamten Bundesgebiet. (Deutschland: 92,4 Prozent; OECD: 71,9 Prozent).

•    Vergleichsweise günstig ist in Rheinland-Pfalz mit 10,4 Kindern je pädagogischer Fachkraft die Betreuungssituation im Elementarbereich. Lediglich Berlin weist mit 10,3 Kindern je Erzieherin bzw. je Erzieher einen geringeren Wert aus. (Deutschland: 12,6; OECD: 14,4)

Schülerinnen und Schüler pro Lehrkraft und Klasse

•    Das Betreuungsverhältnis im Primarbereich (Klassenstufen 1 bis 4) ist in Rheinland-Pfalz mit 16,3 Schülerinnen und Schülern je Lehrkraft günstiger als im Bundesdurchschnitt (Deutschland: 16,7; OECD: 15,9). Im Sekundarbereich I (Klassenstufen 5 bis 10) werden im Land 15,4 Schülerinnen und Schüler je Lehrkraft betreut (Deutschland: 14,9; OECD: 13,7).

Altersstruktur der Lehrerinnen und Lehrer

•    Die rheinland-pfälzischen Lehrkräfte im Primar- und Sekundarbereich I haben im Ländervergleich eine relativ günstige Altersstruktur. Im Primarbereich sind 38,3 Prozent der Lehrkräfte jünger als 40 Jahre, im Sekundarbereich I entfallen 35,6 Prozent auf diese Altersgruppe. Im Bundesdurchschnitt sind es dagegen nur 29,2 bzw. 24,7 Prozent (OECD: 41,7 bzw. 38,8 Prozent). Generell gibt es in Deutschland im Vergleich mit anderen OECD-Ländern einen relativ großen Anteil an älteren Lehrerinnen und Lehrern. Dieser geht auf die hohe Zahl der Lehrereinstellungen in den 1970er-Jahren zurück.

•    Wie deutschlandweit und auch in den meisten OECD-Ländern, sind an den rheinland-pfälzischen Bildungseinrichtungen überwiegend Frauen tätig. Die Frauenanteile liegen bei 97,9 Prozent im Elementarbereich (vorschulische Bildung), 83,5 Prozent im Primarbereich (Grundschulen) und 60,5 Prozent im Sekundarbereich I (Klassenstufen 5 bis 10). Lediglich im Sekundarbereich II (Jahrgangsstufen 11 bis 13 und berufsbildende Schulen) sind Lehrerinnen mit 44,8 Prozent in der Minderheit.

Studienanfängerquote

•    In Rheinland-Pfalz nehmen viele junge Menschen ein Hochschulstudium auf. Die Studienanfängerquote, also der Anteil der Studienanfängerinnen und -anfänger an der altersspezifischen Bevölkerung, beträgt insgesamt 43 Prozent (plus 3,7 Prozentpunkte gegenüber 2009). Damit nimmt Rheinland-Pfalz nach Hessen (49,8 Prozent), Baden-Württemberg (49 Prozent) und Sachsen (43,6 Prozent) den vierten Platz unter den Flächenländern ein. In der Gruppe der Flächenländer liegt die Studienanfängerquote im Durchschnitt bei 40,5 Prozent (Deutschland: 42,4 Prozent). Ein Vergleich dieser Zahlen mit dem OECD-Durchschnitt von 60,8 Prozent ist nur bedingt möglich, da viele Ausbildungsgänge, die in anderen Staaten akademisch angelegt sind, hierzulande außerhalb des Hochschulbereichs angeboten werden, beispielsweise im dualen Ausbildungssystem oder an Fachschulen.

Schwerpunkte der Hochschulausbildung

Die Mehrheit der Studienanfängerinnen und -anfänger in Rheinland-Pfalz beginnt ein Studium der Fächergruppe Sozial-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften (21,8 Prozent). Den zweitgrößten Anteil stellen mit 19,8 Prozent Anfängerinnen und Anfänger des Bereiches Geisteswissenschaften und Kunst, gefolgt von jenen im Bereich Gesundheit und Soziales (19,1 Prozent). Der Anteil von Studienanfängerinnen und -anfängern in der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften, Fertigung und Bauwesen liegt mit 11 Prozent um 4,7 Prozentpunkte unter dem Bundesdurchschnitt von 15,7 Prozent (OECD: 15 Prozent).

Hochschulabsolventenquote

•    Leicht gestiegen um 0,7 Prozentpunkte ist im Vergleich zum Jahr 2009 die Hochschulabsolventenquote, also die Zahl der Erstabschlüsse gemessen an der altersspezifischen Bevölkerung. Mit einem Wert von 27,3 Prozent belegt Rheinland-Pfalz eine mittlere Position unter den Flächenländern. In dieser Ländergruppe reichen die Absolventenquoten von 19,2 Prozent in Schleswig-Holstein bis zu 34,2 Prozent in Baden-Württemberg. Im Durchschnitt liegen sie in den Flächenländern bei 29,1 Prozent (Deutschland: 29,9 Prozent; OECD: 39,4 Prozent).
Studierende pro Lehrkraft

•    In Rheinland-Pfalz werden je Wissenschaftlerin bzw. Wissenschaftler im Durchschnitt 15,2 Studierende betreut. Im Bundesdurchschnitt sind es 11,1 wobei das Saarland mit 8,8 den niedrigsten Wert aufweist (OECD: 15,5). Diese Werte sind auch eine Folge der spezifischen Ausbildungsschwerpunkte des Landes. So kommen in den in Rheinland-Pfalz überdurchschnittlich vertretenen Fachbereichen der Sozial-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften traditionell mehr Studierende auf eine Lehrkraft als in den betreuungsintensiven naturwissenschaftlich-technischen Fächern.

Teilnahme am »lebenslangen Lernen«

•    Lediglich 7,8 Prozent der 25- bis unter 65-jährigen Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer nahmen in den letzten vier Wochen vor der Befragung an Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen teil. Auch im Bundesdurchschnitt fällt die Teilnahme an diesen Veranstaltungen mit 7,7 Prozent relativ gering aus (EU-27: 9,1 Prozent). Entsprechend den Vereinbarungen auf europäischer Ebene soll die Teilnahmequote am »Lebenslangen Lernen« bis zum Jahr 2020 auf 15 Prozent erhöht werden.
Bildungsstand der Bevölkerung

•    Der Anteil der 25- bis unter 65-Jährigen, die mindestens über einen Abschluss im Sekundarbereich II (z. B. Berufsausbildung, Hochschulreife) verfügen, liegt bei 83 Prozent. Deutschlandweit sind es 86 Prozent (OECD: 74 Prozent).

•    24 Prozent der 25- bis unter 65-jährigen Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer verfügen über einen Abschluss im Tertiärbereich (Fachhochschul- bzw. Hochschulabschluss, Meisterausbildung und Ähnliches). Deutschlandweit liegt der Anteil der Hochqualifizierten bei 27 Prozent (OECD: 31 Prozent).

•    Deutliche Unterschiede zeigen sich im Bildungsniveau von Männern und Frauen. So haben 29  Prozent der Männer im Alter von 25 bis unter 65 Jahren, aber nur 19 Prozent der gleichaltrigen Frauen einen hohen Bildungsabschluss. Allerdings gleicht sich der Bildungsstand der Geschlechter in den jüngeren Jahrgängen an. In der Altersgruppe der 25- bis unter 35-Jährigen ist der Anteil der Hochqualifizierten bei den Frauen (25 Prozent) sogar größer als bei den Männern (22 Prozent).
Ausgaben pro Bildungsteilnehmerin und -teilnehmer

•    Die Gesamtausgaben im Primar-, Sekundar- und Tertiärbereich (Hochschulbereich) beliefen sich in Rheinland-Pfalz im Jahr 2009 auf 7.300 Euro je Bildungsteilnehmerin und -teilnehmer. Im Bundesdurchschnitt sind es 7.900 Euro (OECD: 7.400 Euro). Damit belegt Rheinland-Pfalz zusammen mit Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und dem Saarland einen der hinteren Plätze. Speziell im Hochschulbereich liegt das Land mit 10.900 Euro je Studentin und Student deutlich unter dem Bundesschnitt von 13.900 Euro. Auch hier spielt sicherlich die spezielle Fächerstruktur an den Hochschulen des Landes eine Rolle.

Die »Internationalen Bildungsindikatoren im Ländervergleich« können unter www.statistik.rlp.de kostenfrei als PDF-Datei (444 kB) heruntergeladen werden.

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