Willkommen heißen, anerkennen, integrieren

Die Teilnehmer der Diskussionsrunde (v. l.): Dr. Engelbert J. Günster, Präsident, IHK für Rheinhessen
Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Ministerin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie RLP
Dr. Frank Heinricht, Vorsitzender des Vorstandes, Schott AG Milica Leick, internationale Fachkraft
Karen Lill, Welcome Center IHK Pfalz

Die Welcome Center in Rheinland-Pfalz sind für Unternehmen seit drei Jahren erste Anlaufstelle bei der Gewinnung internationaler Fachkräfte. Arbeitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler und die rheinland-pfälzischen Industrie- und Handelskammern (IHKs) haben nun eine Zwischenbilanz gezogen. Gastgeber der Diskussionsveranstaltung war die Schott AG in Mainz.

Mainz. Bisher 1.100 Kontakte mit ausländischen Fachkräften, aber auch Ausbildungsinteressierten und Studierenden aus EU- und Drittstaaten sowie mit rheinland-pfälzischen Unternehmen: Das Service-Angebot der vier Welcome Center in Koblenz, Ludwigshafen, Mainz und Trier wird gut angenommen. Bei fast jeder dritten Anfrage ging es um Arbeits- oder Bewerbersuche, häufige Themen waren zudem die Anerkennung beruflicher Qualifikationen, Möglichkeiten des Spracherwerbs, Ausbildung und Einreise. „Die Zahlen zeigen, dass sich die Welcome Center etabliert haben und unser Gründungsanspruch aufgeht:

Fachkräfte aus dem Ausland für den rheinland-pfälzischen Arbeitsmarkt zu gewinnen und einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung und somit zum Erfolg des Wirtschaftsstandortes Rheinland-Pfalz zu leisten“, sagte Dr. Jan Glockauer, Hauptgeschäftsführer der IHK Trier und einer der Initiatoren der Welcome Center in Rheinland-Pfalz, bei einer Diskussionsveranstaltung zum dreijährigen Bestehen. 2015 als gemeinsame Initiative der Landesregierung und der vier rheinland-pfälzischen IHKs gegründet, sind die Welcome Center zum einen Ansprechpartner für Fachkräfte, die in Rheinland-Pfalz beruflich Fuß fassen wollen oder bereits hier arbeiten.

Zum anderen beraten die bei den IHKs angesiedelten Welcome Center Unternehmen, die über die Landesgrenzen hinaus Mitarbeiter suchen oder schon eingestellt haben. „Mit unserer Fachkräftestrategie zielen wir natürlich vor allem auch auf einheimische Fachkräfte ab. Wir wissen aber, dass dies alleine nicht ausreichen wird. Viele Unternehmen haben daher ein großes Interesse daran, Fachkräfte aus dem Ausland zu beschäftigen. Umgekehrt gibt es viele ausländische Fachkräfte, die in Rheinland-Pfalz nach einer neuen beruflichen Perspektive suchen. Die Welcome Center sind hier seit inzwischen drei Jahren eine zentrale Anlaufstelle, beispielsweise wenn es um die Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen geht.

Sie sind ein Paradebeispiel dafür, wie eine gelungene Kooperation von Politik und Wirtschaft aussehen kann“, lobte Arbeitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler die Arbeit der IHKs.
Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen sind die Welcome Center eine wichtige Anlaufstelle bei der Akquise ausländischer Fachkräfte. Sie beantworten beispielsweise Fragen zur Anwerbung und Einstellung und helfen dabei, die Willkommenskultur im Betrieb zu stärken. Das Angebot richtet sich zugleich an internationale Fachkräfte, die zur Arbeitsaufnahme nach Deutschland kommen – sowie an deren Partner und Familien. Aber auch Migrantinnen und Migranten, die bereits in Deutschland leben, können sich mit ihren Anliegen an die Welcome Center wenden.

Mehr als jede zweite ausländische Fachkraft, die Kontakt mit einem der Welcome Center hatte, verfügt über eine akademische Qualifikation. 26 Prozent haben eine nicht-akademische Berufsausbildung. Gut ein Fünftel kommt aus EU-Ländern, der überwiegende Teil jedoch aus Drittstaaten. Von den beratenen Unternehmen aus Rheinland-Pfalz sind 45 Prozent Dienstleister, 33 Prozent sind Industriebetriebe und Baufirmen. Auch der Handel (11 Prozent) fragt inzwischen häufiger ausländische Fachkräfte nach.  Die Wirtschaft in Rheinland-Pfalz boomt, doch für viele Unternehmen wird die Suche nach Fachkräften immer schwieriger.

„Personelle Engpässe bei Fachkräften bedeuten nicht nur ein Wachstumshemmnis für die Unternehmen, sondern auch ein Innovationshemmnis”, sagte Dr. Frank Heinricht, Vorsitzender des Vorstandes der Schott AG. Auch der aktuelle Konjunkturbericht der rheinland-pfälzischen Industrie- und Handelskammern zeigt: Fehlende qualifizierte Beschäftigte stellen aus Sicht der befragten Unternehmen inzwischen das größte Geschäftsrisiko dar. Gleichzeitig gibt es internationale Fachkräfte, die ihre Jobchance in Deutschland nutzen wollen. Ein wichtiger Baustein bei der Fachkräftesicherung ist daher die qualifizierte Zuwanderung, die auch zunehmend in den Fokus der Betriebe rückt.

Bei der gestrigen Veranstaltung zum dreijährigen Bestehen der Welcome Center stellte sich Milica Leick vor. Die 28-jährige Serbin hat in ihrem Heimatland eine vierjährige Ausbildung zur Textildesigntechnikerin absolviert und wurde im November 2015 im Welcome Center der IHK für Rheinhessen in Mainz beraten. Im März 2016 erhielt sie positiven Bescheid durch die IHK FOSA, das bundesweite Kompetenzzentrum deutscher Industrie- und Handelskammern zur Feststellung der Gleichwertigkeit ausländischer Berufsabschlüsse: Sie bescheinigte ihr die volle Gleichwertigkeit ihrer Ausbildung. Der deutsche Referenzberuf: „Produktgestalterin – Textil“.

Damit konnte sie bei der Staatstheater Mainz GmbH im Herbst 2016 ein Volontariat antreten und eine Fortbildung zur Requisiteurin und Pyrotechnikerin starten. „Eine schöne Erfolgsgeschichte“, betonte Dr. Jan Glockauer, Hauptgeschäftsführer der IHK Trier. „Wir brauchen in Rheinland-Pfalz mehr davon!“  Die Welcome Center sind ein Beitrag zur Fachkräftesicherung im Rahmen der Landesstrategie für Fachkräftesicherung, die gemeinsam mit den Partnerinnen und Partnern des Ovalen Tischs der Ministerpräsidentin im Sommer 2014 beschlossen wurde. Im Internet: https://welcomecenter.rlp.de/.

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