Geflüchtete aus Afghanistan: Sammlung in Ramstein

Ramstein (dpa/lrs) – Erste Schutzsuchende aus Afghanistan sind in einer US-Militäranlage in Kaiserslautern eingetroffen. In den Rhine Ordnance Barracks könnten vorübergehend etwa 2000 Menschen bleiben, teilte die US-Army in ihrem europäischen Hauptquartier in Wiesbaden mit. Der Landrat von Kaiserslautern, Ralf Leßmeister, verwies am Mittwoch auf den humanitären Charakter. «Wenn man die Bilder in Kabul auf dem Flughafen und die Medienberichterstattung in Afghanistan aktuell verfolgt, ist es ein Gebot der Mitmenschlichkeit, diesen traumatisierten Menschen Hilfe anzubieten», sagte der CDU-Politiker.

Nach US-Informationen seien bis jetzt rund 8500 Schutzsuchende aus Afghanistan auf die benachbarte Air Base Ramstein evakuiert und in Hangars und einer Zeltstadt untergebracht worden, sagte Leßmeister.

Auf Grund der begrenzten Kapazitäten in Ramstein für bis zu 10.000 Personen könnten bei Bedarf bis zu 4000 Menschen in den Rhine Ordnance Barracks in Unterkünften untergebracht werden. Weitere 4000 Plätze stehen auf dem US-Army-Standort in Grafenwöhr (Bayern) bereit.

Der weltweit größte US-Luftwaffenstützpunkt außerhalb Amerikas in Ramstein ist seit Freitag ein Drehkreuz für Flüchtende aus Afghanistan. Nach US-Informationen seien bereits rund 1000 Menschen in die USA weitergeflogen, sagte Leßmeister. Ungeachtet dessen liegen vereinzelte Asylgesuche vor. Zahlen nannte der Landrat nicht.

Die US-Army in Wiesbaden hatte am Dienstag mitgeteilt, man arbeite «Hand in Hand» mit der Bundesregierung und weiteren Partnern, um für Unterbringung sowie Verpflegung und medizinische Betreuung zu sorgen.

«Wie für viele, die in Afghanistan gedient haben, ist diese Mission mir ein ganz persönliches Anliegen», wurde General Christopher Cavoli zitiert. «Wir werden nicht ruhen, bis die Mission abgeschlossen ist»

In Ramstein sprach Bürgermeister Ralf Hechler von einer großen Anteilnahme der Bevölkerung mit den Menschen in und aus Afghanistan. «Sehr viele Menschen sind besorgt bezüglich des Schicksals der Flüchtlinge», sagte der CDU-Politiker. «Viele wollen helfen, fragen nach Unterstützungsmöglichkeiten oder bieten sich als Dolmetscher und Helfer an» Da viele Geflüchtete wenig hätten mitnehmen können, habe man eine Kleider- und Hilfssammlung organisiert.

Daneben habe die Gemeinde von Freitag bis Montag rund 6000 Essen an die Air Base geliefert. «Es gab etwa Käsespätzle, Gemüselasagne und Nudel-Kartoffelgratin», sagte Hechler. Die Zusammenarbeit mit dem Flugplatz sei vertrauensvoll und gut. «Ich wurde früh informiert»

Der Fluglärm sei tagsüber trotz der riesigen C-17-Transportmaschinen der US-Luftwaffe nicht stärker als sonst, meinte der Bürgermeister. «Die normalen Übungsflüge sind komplett ausgesetzt. Es landen zwar größere, aber deutlich weniger Maschinen. Ein Unterschied sind die Nachtflüge, von denen es normalerweise ganz wenige gibt. Beschwerden darüber sind aber marginal. Die Menschen kennen ja die Hintergründe» Um die Air Base sei die Kontrolle aus Sicherheitsgründen verstärkt.

«Ramstein ist ein Ort, den es so wahrscheinlich nicht noch einmal gibt», sagte Hechler mit Blick auf die Luftbrücke. «In der Welt passiert etwas – und hier in unserem kleinen Ort kommt die Weltpolitik dann an» In der westpfälzischen Gemeinde sei die oft als brüchig beschriebene deutsch-amerikanische Freundschaft intakt.

 

 

 

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