Ratinger Landschulheim in Müllenborn – bekannt?

Angefangen hat alles mit der Familie Schruff aus Ratingen

Die Schulen in Ratingen bei Düsseldorf unterhalten seit Mitte der 60er Jahre ein Landschulheim in Müllenborn bei Gerolstein. Wie kam seinerzeit das Landschulheim Ratingen in Müllenborn/Eifel zustande? Die Familie Schruff hatte eine Jagd in Müllenborn, und Herr Schruff war Hüttendirektor bei Thyssen in Duisburg. Die Familie Schruff wohnte in Ratingen und in einem Wochenendhaus in Müllenborn/Eifel. Die Familie Schruff war sozial engagiert und wollte etwas für die Heimatstadt Ratingen tun. So wurde die Idee realisiert, für die Schulen in Ratingen ein attraktives Landschulheim in Müllenborn/Eifel zu errichten.

Ferienspaß seit vielen Jahrzehnten für Schüler und Jugendliche

Komisch ist, dass sich seit einigen Jahrzehnten hier in der Gegend kaum jemand um das Ratinger Landschulheim in Müllenborn kümmert. Man hört nichts mehr darüber. Dabei hat möglicherweise und unbekannterweise das Ratinger Landschulheim in Müllenborn direkt und indirekt die Situation im Vulkaneifelkreis seit vielen Jahrzehnten verbessert. Insbesondere Schüler des Ratinger Gymnasiums und der Ratinger Realschulen kamen häufig mit ihren Klassen in die Eifel nach Müllenborn. Später kamen auch ältere Jugendliche mit eigenen Gruppen häufig gerne in das Müllenborner Landschulheim. Das Müllenborner Landschulheim ist seit einigen Jahrzehnten nicht mehr nur für Schüler aus Ratingen da sondern auch für Schüler aus anderen Gebieten, insbesondere aus Nordrhein-Westfalen. Es gibt einen Schullandheim-Verein, der von Zeit zu Zeit die Möglichkeit hat, notwendige Renovierungen durchzuführen.

Landschulheim als Startschuss für Unternehmensgründungen in der Vulkaneifel
Mehrere Unternehmensgründungen im Vulkaneifelkreis kamen nur dadurch zustande, dass ehemalige Ratinger Schüler, die häufig in Müllenborn waren, auch nach Berufsstart und dem Start eigener Firmen an den Standort Eifel dachten. So konnten in den letzten Jahrzehnten nachweislich indirekt durch das Ratinger Landschulheim in Müllenborn in der Eifel über 1‘200 attraktive Arbeitsplätze geschaffen werden. Früher kamen Unternehmerpersönlichkeiten von selbst in die Eifel, weil in den Ballungsgebieten Arbeitskräfte rar waren. Das waren die Zeiten, als auch die ersten Gastarbeiter aus Italien und Spanien angeworben wurden. Einige Firmen aus Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg gründeten zu diesen Zeiten Tochterfirmen in der Eifel. So geschah es in der Eifel mit dem Max B. Schachmann Warmpresswerk in Niederstadtfeld, das glücklicherweise immer noch gut besteht und attraktive Dauerarbeitsplätze bereithält. So war es auch mit Solo aus Baden-Württemberg mit dem bekannten Kleinmotorenwerk in Daun-Boverath. Leider konnte diese Firma ihre Produktionsstätte in Daun nicht mehr aufrechterhalten. Aber glücklicherweise wurden die Räumlichkeiten von einer anderen, vor Jahrzehnten aus NRW kommenden Firma, top-saniert.

Früher kamen die Wirtschaftsunternehmen noch automatisch und aus Liebe zur Eifel

Vor einigen Jahrzehnten war also eine bewusste Ansiedlungs-Akquise von Firmen aus NRW und Baden-Württemberg und anderen Bundesländern nicht notwendig, da gab es sozusagen einen Automatismus. Heutzutage ist eine aktive Wirtschaftsansiedlungs-Akquise unbedingt notwendig. Und hier sind wir jetzt beim elementaren Knackpunkt: Da wird seit weit über einem Jahrzehnt im Industrie- und Gewerbebereich leider nicht mehr das Notwendige und Machbare getan. Es ist aber wichtig – insbesondere auch im Zeichen des demografischen Wandels – dass neue und zusätzliche Gewerbe- und Industrie-Arbeitsplätze in den Eifelkreisen, insbesondere im Vulkaneifelkreis, dringend geschaffen werden. Zum Beispiel hat sich die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Vulkaneifelkreises – kurioserweise als ganz normale GmbH etabliert – von ihrem Satzungszweck, nämlich den Bemühungen um Ansiedlung und Schaffung von Gewerbe- und Industrie-Arbeitsplätzen, weitgehend entfernt.

Heute bedarf es einer zielgerichteten Akquise

Worauf konzentriert man sich? Der Tourismus alleine kann es doch wirklich nicht sein, denn der schafft zum Beispiel im Vulkaneifelkreis noch nicht einmal 7 Prozent der sozialpflichtigen Arbeitsplätze. Dagegen sind im gewerblichen Industriebereich immerhin 30 Prozent der Arbeitsplätze angesiedelt. Alleine eine Art Hebelwirkung zeigt, dass weniger Anstrengungen notwendig sein würden, um viel mehr Arbeitsplätze im Bereich Gewerbe und Industrie neu zu akquirieren als im Tourismusbereich. Hier sei nichts gegen die Ausweitung des Tourismusbereiches in der Eifel gesagt. Da kann sicherlich noch einiges geschehen, aber wenn wir 20 Prozent draufsatteln, dann liegen wir noch immer nicht bei 9 Prozent der gesamten Arbeitsplätze. Das wären dann 2 Prozentpunkte mehr, und dies ist kaum zu schaffen, auch nicht mit riesigem Subventionsaufwand. Dagegen bringen 10 Prozent mehr Gewerbe- und Industrie-Arbeitsplätze bereits 3 Prozentpunkte mehr. Bei 20 Prozent sogar 6 Prozentpunkte. Wenn also direkt, logisch und zielgerichtet nachgedacht wird und dies in entsprechende Tätigkeiten und Aktivitäten umgemünzt wird, dann können mit gleichen Ressourcen und der entsprechenden Hebelwirkung mit möglicherweise sogar noch vermindertem Aufwand mehr Arbeitsplätze neu geschaffen werden, ganz zu schweigen von dringenden Maßnahmen zum Erhalt bestehender Arbeitsplätze in Gewerbe und Industrie.

Fremdgesteuerte Firmen mit wenig Herzblut:

Die Vulkaneifel hat Besseres verdient!

Der Landkreis Vulkaneifel hat in der Region immer noch die höchste Arbeitslosenquote: offiziell etwa 5 Prozent, in Wirklichkeit sicherlich weniger, denn, wie sagte es jüngst ein renommierter Wirtschaftswissenschaftler: Bei 3 Millionen Arbeitslosen in Deutschland fällt 1 Million aus wegen Gesundheit und Krankheit sowie 1 Million, die überhaupt nicht arbeiten wollen, so dass es im Prinzip nur 1 Million arbeitswillige Arbeitslose gibt. Auf den Vulkaneifelkreis bezogen bedeutet dies eine faktische Arbeitslosigkeit von 1,5 Prozent und in den anderen Kreisen von nur knapp über 1 Prozent. Der Vulkaneifelkreis liegt sicherlich auch deshalb derzeit etwas schlechter als die Nachbarkreise, weil einige von ausländischen Konzernen abhängige Firmen Arbeitsplätze in jüngster Zeit abgebaut haben. Dazu gehören unter anderem die Firma Bharat Forge im Industriegebiet Daun-Rengen sowie DURA Automotive, ebenfalls in Daun-Rengen. Bharat Forge ist die indische Nachfolgerfirma der vor einigen Jahren insolvent gewordenen Peddinghaus, die aus dem Ruhrgebiet stammte und in der Vulkaneifel Werkzeuge für ihre Schmieden im Ruhrgebiet produzierte. Seit Jahren wird der Nachfolgerbetrieb Bharat Forge Daun im Prinzip von Indien aus gesteuert. Dass da weniger Herzblut für die Eifel bei rauskommt, liegt leider auf der Hand. Die Firma DURA Automotive gehört zum amerikanischen DURA-Konzern, der die Dauner Produktion vor vielen Jahren von der Düsseldorfer Firma Vofa (Vorbrüggen) übernahm. Auch DURA ist aus dem Ausland, diesmal aus den USA, fremdgesteuert.

Viel stärker fördern: Firmen mit Hauptsitz in der Eifel

In der Eifel brauchen wir mehr Firmenakquise von Firmen, die hier auch ihren Hauptsitz haben und ein Herz für die Eifel entwickeln. Alles andere sind möglicherweise nur Taubenschlag-Situationen – her und weg – so wie es jetzt auch leider bei dem Autoelektronik-Hersteller HarmanBecker in Kandel in der Südpfalz der Fall ist. Früher gab es die bekannte Autoradiofirma Becker mit Hauptsitz in Karlsbad, Baden-Württemberg. Die Firma wurde dann später von Harman USA aufgekauft. Jetzt hat Harman USA beschlossen, die Produktionsstätte in der Südpfalz zu schließen, weil man die Produktion ins angeblich billigere Ungarn umsiedeln wird. Firmenzentralen weit weg von uns hier allen haben kein Herz für uns.

Mehr Arbeitsplätze in Gewerbe und Industrie – zum Nutzen der gesamten Region

Und genau deshalb ist es notwendig, dass die Wirtschaftsförderungsabteilungen und -gesellschaften der Eifelkreise endlich einmal wieder viel mehr dafür aufwenden, kleine und mittlere und größere Mittelständler in die Eifel zu holen. Bei den Mittelständlern, die vor Jahrzehnten aus NRW und Co. in die Eifel kamen, gab es auch noch positive Nebeneffekte zusätzlich zum Schaffen vieler wichtiger Gewerbe- und Industrie-Arbeitsplätze.

Mindestens ein halbes Dutzend solcher hier wohnenden Unternehmer und Geschäftsführer solcher Firmen haben im letzten Jahrzehnt attraktive gastronomisch-touristische Angebote aufgebaut. So sieht man, dass das eine ins andere greift. Wichtig ist, dass endlich mehr Akquise für die Ansiedlung neuer Gewerbe- und Industriebetriebe  erfolgt.

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