Die rasenden Reporter der BBS Gerolstein – Schüler der Höheren Berufsfachschule planen ihre eigene Zeitung

StRef. Anne Müller (seit Mai 2012 Referendarin an der BBS Gerolstein) und  Studiendirektor Günter Karst (Pädagogischer Direktor der BBS Gerolstein) vor einer Steuerungsanlage in einem technischen Unterrichtsraum
StRef. Anne Müller (seit Mai 2012 Referendarin an der BBS Gerolstein) und
Studiendirektor Günter Karst (Pädagogischer Direktor der BBS Gerolstein) vor einer Steuerungsanlage in einem technischen Unterrichtsraum

Gerolstein. Die gebürtige Daunerin Anne Müller (27) ist seit Mai 2012 an der Berufsbildenden Schule (BBS) in Gerolstein als Studienreferendarin (StRef’) beschäftigt. Frau Müller hat sich für ihre eigene Examensarbeit ein außergewöhnliches Projekt zum Ziel gesetzt. Die Schülerinnen und Schülern Ihrer Klasse „HBF HE 13“  planen ihre eigene Zeitung („Der BBS-Bote“) über die Veranstaltung „Lange Nacht der Technik“, die am
25. Oktober ab 18:00 Uhr an der BBS Gerolstein stattfinden wird. Wie Frau Müller auf diese außergewöhnliche Idee kam und wie das Projekt umgesetzt werden soll, erfahren Sie in unserem Interview, das wir mit StRef’ Anne Müller und dem Pädagogischen Direktor der BBS in Gerolstein – Herrn Studiendirektor Günter Karst geführt haben. EAZ: Wie entstand die Idee zu Ihrem Projekt: „Der BBS-BOTE“: Eine Zeitung über die „Lange Nacht der Technik“ an der BBS Gerolstein?
Müller: Die Ausbildung eines Lehrer gliedert sich in zwei Abschnitte: den universitären Abschnitt, der mit einer Diplom/ oder 1. Examensarbeit und Examensprüfungen abschließt. Dies dauert in der Regel drei bis fünf Jahre. Dann folgt der praktische Teil, das Referendariat, das zwei Jahre dauert und ebenfalls mit einer Examensprüfung abgeschlossen wird. Zu dieser Prüfung gehört auch eine schriftliche Haus- oder Examensarbeit. Diese steht nun auch bei mir an und nach Absprache mit der Schulleitung und dem Studienseminar in Trier, das neben der BBS Gerolstein ebenfalls an meiner Ausbildung beteiligt ist, entschied ich mich mit meinen Schülern über dieses tolle und einmalige Event eine Zeitung zu erstellen. Wichtig war meiner Klasse und mir von Anfang an, gemeinsam ein realistisches Produkt zu erstellen. Ich informierte mich also über Druckkosten, mögliche Druckereien und merkte schnell – das wird für mich ohne einen Kooperationspartner viel zu teuer. Die Eifel-Zeitung war so freundlich und bot mir Ihre Hilfe für dieses Projekt an.

EAZ: Gab es solche oder ähnliche Projekte bereits an Ihrer Schule? Wenn ja, welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Karst: So ein außergewöhnliches Projekt gab es an unserer Schule noch nicht. Das ist einzigartig. Unsere Referendare haben bei ihren Examensarbeiten stets hervorragende Ideen umgesetzt, allerdings noch nie in dieser Größenordnung.

EAZ: Welche Chancen/welchen Nutzen bietet ein solches Projekt für die BBS Gerolstein auch im Hinblick auf die pädagogische Arbeit mit den Schülern?
Karst: Dieses Projekt bietet den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, aktiv am Schulunterricht mitzuwirken und diesen mitzugestalten. Darüber hinaus erhalten die Schüler die Möglichkeit, im Bereich Schulentwicklung mitzuwirken und unterstützen die Einführung des Beruflichen Gymnasiums an unserer Schule!

EAZ: Skizzieren Sie bitte Ihr Projekt!
Müller: Nun, meine Schüler werden am 25.10.2013 als Berichterstatter an der „Langen Nacht der Technik“ teilnehmen und als Reporter, Journalisten und Interviewer vertreten sein. Ziel ist es, allen journalistischen Darstellungsformen Rechnung zu tragen und die Arbeitsergebnisse in Form einer selbsterstellten Zeitung zu präsentieren. Im Rahmen einer Kooperation mit der Eifel-Zeitung wird die Sonderausgabe des BBS-Boten (das ist der Name der Schüler-Zeitung) mit der Ausgabe der Eifel-Zeitung in KW 46 (13.11.2013) veröffentlicht. Sie finden die Sonderausgabe des BBS-BOTEN im Innenteil der Eifel-Zeitung als „Eine Zeitung in der Zeitung“. Um die Situation realistisch zu gestalten, werden wir jeden Morgen eine Redaktionssitzung arrangieren, die von einem/einer Schüler/in in der Rolle der Redaktionsleiter-in/des Redaktionsleiters geführt wird. Hier können aktuelle Probleme, der jeweilige Arbeitsfortschritt und die Layout-Gestaltung des BBS-Boten besprochen werden. Besonders wichtig für dieses Projekt und auch für meinen täglichen Unterricht ist es mir, Ganzheitlich mit meinen Schülern zu arbeiten. Wir arbeiten stets an größeren Unterrichtseinheiten, die über mehrere Wochen intensiv eine konkrete fachliche Thematik eindringlich und mehrperspektivisch beleuchten. Ebenfalls wichtig bei der Arbeit mit den Schülern ist mir eine Handlungs- und Produktionsorientierung. Meine Schüler sollen stets aktiv in das Unterrichtsgeschehen miteinbezogen werden, um später ihr Produkt (in diesem Fall die erstellte Zeitung) anhand von vorher erstellten Kriterienkatalogen zu evaluieren und zu bewerten. Die Schüler werden in den Lern- und Arbeitsprozess vollkommen integriert, dass steigert die Motivation enorm.

EAZ: Welche Schülergruppe wird im Rahmen Ihres Projektes am 25.10.2013 in die Rolle von Berichterstattern schlüpfen und an der BBS Gerolstein für den BBS-BOTEN unterwegs sein?
Müller: Als Schülergruppe wird die HBF HE 13 (Höhere Berufsfachschule, Fachrichtung Handel und E-Commerce, Unterstufe) die Sonderausgabe des BBS- Boten erstellen. Die Klasse besteht aus 30 aufgeweckten, freundlichen und hilfsbereiten Schülern, die in einer 2-jährigen Vollzeit-Schulform ihr Fach-Abitur anstreben. Gleichzeitig berechtigt der erfolgreiche Abschluss des 2-jährigen Bildungsganges den Titel „Staatlich geprüfter Assistent/-in“ zu führen. Ich unterrichte die Klasse eigenverantwortlich im betriebswirtschaftlichen Bereich und freue mich auf die gemeinsame Arbeit mit den Schülern.

EAZ: (Vielleicht) losgelöst vom skizzierten Projekt – hat sich das Arbeiten und Lernen mit den Schülern in den letzten Jahren an Ihrer Schule verändert?  Wenn ja, welche (pädagogischen) Veränderungen sind besonders hervorzuheben?
Karst: Lehrkräfte haben für die Schüler eine sogenannte Transmitterfunktion. Sie können und müssen individuell auf die Lernvoraussetzungen ihrer Schüler eingehen, den Einsatz von Medien und  Methoden planen und gezielt einsetzen. Mit einem reichen Repertoire an Strategien kann man sehr gut auf die Heterogenität der Schülerschaft eingehen und individuelle Kompetenzen fordern und fördern.

EAZ: Welche Reaktionen/Handlungsweisen auf die angesprochenen Veränderungen ergeben sich daraus für die Lehrkräfte an Ihrer Schule?
Karst: Die Kompetenzorientierung spielt in diesem Zusammenhang eine ganz wichtige Rolle. Auf das eigenständige Handeln im Umgang mit Wissen kommt es an. Nur so kann die Anwandlung des Wissens zum Können, d.h. zur Kompetenz werden. Das „Anwenden und Zeigen wollen“ wird in Gerolstein praktiziert. Reale Probleme können auf diese Weise gemeinsam mit den Schülern im Unterricht erarbeitet werden. Darüber hinaus können die Schüler ihre erlernten Kompetenzen in den privaten und beruflichen Bereich übertragen.

EAZ: Trägt ein solches Projekt den angesprochenen Veränderungen/“modernem Unterricht“ Rechnung? Wenn ja, in welcher Form?
Karst: Dieses Projekt ist geradezu prädestiniert, die Schülerinnen und Schüler für das eigenständige Handeln (dem Handeln mit Wissen) und Arbeiten zu begeistern. So entsteht Management mit Eigenverantwortung durch die Schüler. Die Lernsituation aktiviert die Schüler zum eigenständigen Mitmachen – zum eigenständigen Denken. Die gute technische Ausstattung unserer Schule unterstützt dabei den modernen Unterricht, der an der BBS im Unterricht und in Projekten praktiziert wird.

EAZ: Welche Ressourcen stehen für das Projekt zur Verfügung?
Müller: Zum einen natürlich das Team der BBS-Gerolstein. Schulleitung und auch das Kollegium stehen mir stets mit Rat und Tat zur Seite und haben ein offenes Ohr für Fragen und Probleme. Besonders ist hierbei mein Mentor Herr OStR Wolfgang Schneider zu nennen, der mich seit Beginn meiner Ausbildung im Mai 2012 unterstützt und begleitet. Darüber hinaus stellt die Schule mir Räumlichkeiten, Materialien und Zusatzstunden zur Verfügung. Ein herzliches Dankeschön an das gesamte Team der BBS! Neben der Schule unterstützt mich auch das Staatliche Studienseminar in Trier und natürlich die Eifel-Zeitung, die mir das Angebot unterbreitet hat, den BBS-Boten im Innenteil abzudrucken. Darüber hinaus stet die Redaktion der Klasse und mir bei Fragen zur Seite und unterstützt uns besonders bei der grafischen Aufbereitung der Zeitung. Vielen Dank auch an die Eifel-Zeitung!

EAZ: Wird die Berichterstattung der Schüler über die „Lange Nacht der Technik“ in Form einer Zeitung, die Einführung des Beruflichen Gymnasiums (flankierend) unterstützen?
Müller: Das hoffe ich sehr, einen besseren Einblick in die tägliche Arbeit mit den Schülern an der BBS Gerolstein gibt es wohl kaum. Das berufliche Gymnasium ist eine hervorragende Schulform, die unser Bildungsangebot komplettiert. Wir können Schüler nun einen weiteren Weg zum Abitur bieten und somit auch für unsere Region einen Mehrwert schaffen.

EAZ: Welcher Mehrwert entsteht den Schülern aus diesem Projekt für ihre berufliche Ausbildung?
Müller: Die Berufswelt wandelt sich immer stärker, die Arbeitswelt fordert Arbeitskräfte, die teamfähig sind, selbstorganisiert Arbeiten und im Rahmen von Projekten größere Arbeitsabschnitte bearbeiten und diese abschließend reflektieren und evaluieren. Diesen Veränderungen muss in der Schule Rechnung getragen werden. Für mich als Lehrperson ist es wichtig, neben den rein fachlichen Kompetenzen, auch methodische und soziale Kompetenzen zu stärken und zu fördern. Auch im Rahmen dieses Projektes stehen Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Eigenständigkeit, Reflexion von Arbeitsschritten und Arbeitsergebnissen und Selbstorganisation im Vordergrund. Hierdurch können diese Kompetenzen, die für die berufliche Zukunft unserer Schüler unabdingbar sind, bereits gefordert und gefördert werden.

EAZ: Mit welchen konkreten Aufgaben/Maßnahmen beginnen Sie ab Mitte Oktober Ihre Arbeit mit den Schülern?
Müller: Die ersten Aufgaben werden vornehmlich im Bereich der Organisation für die Berichterstattung dieses Abends liegen! Die Schüler werden sich Gedanken machen, was von diesem Event besonders relevant und attraktiv ist. Es müssen Interviewfragen erstellt, Notizzettel für den Abend erarbeitet werden. Die einzelnen Aufgaben müssen gerecht verteilt werden. Es muss überlegt werden, wer Berichte, Leserbriefe und Co. verfasst und vor allem, welchen Inhalt diese tragen sollen. Ich möchte noch nicht allzu viel verraten, ich kann aber so viel sagen – es gibt viel zu tun!

EAZ: Frau Müller, beenden Sie bitte folgenden Satz: „Wenn ich an die „Lange Nacht der Technik denke, dann…“
Müller: …freue ich mich auf ein einmaliges, spannendes und interessantes Event und auf die intensive Arbeit mit meinen Schülern!

EAZ: Beenden Sie Herr Karst bitte folgenden Satz: „Wenn ich an die „Lange Nacht der Technik denke, dann…“
Karst: …freue ich mich über die gute Zusammenarbeit mit den Unternehmen aus unserer Region. Das ist für mich gelebte Kooperation. Insbesondere freut es mich auch, dass sich Schüler und Lehrer so zahlreich und intensiv beteiligen und einbringen.

EAZ: Vielen Dank für das Gespräch!

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen