Zweite KSK-Kundenveranstaltung als Telefonkonferenz fand eine große Resonanz

Region/ Mayen/Andernach. Das Jahr 2020 bleibt auch zum Ende hin weiter spannend. Corona, die US-Wahl und die Niedrigzinspolitik prägen unser Umfeld. Aktuell spielt die zweite Infektionswelle der Corona-Pandemie, aufgrund des Teil-Lockdowns in allen Lebensbereichen nach wie vor eine große Rolle, was auch Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Kapitalmärkte und somit auch auf die persönlichen Geldanlagen hat

Nach der großen Resonanz auf die erste Telefon-Kundenveranstaltung im Sommer dieses Jahres lud die Kreissparkasse Mayen (KSK) nun zur zweiten Kunden-Infoveranstaltung in Form einer Telefonkonferenz ein, um Kunden und Anlegern einen Überblick zur aktuellen Lage auf den Finanzmärkten zu geben.

Uwe Burkert als Chefvolkswirt und Bereichsleiter Research bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) im Gespräch mit René Goldberg als Leiter des VermögensberatungsCenters der Kreissparkasse Mayen

Zahlreiche Kunden der Kreissparkasse Mayen hatten sich im Vorfeld zu dieser Telefonkonferenz angemeldet, bei der der aus Stuttgart zugeschaltete Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Uwe Burkert im Interview mit dem Leiter des VermögensberatungsCenters der KSK Mayen, René Goldberg, sprach. In dem rund 70 minütigen Gespräch beleuchtete Burkert die aktuelle Situation im Teil-Lockdown und wagte erste vorsichtige Ausblicke zur wirtschaftlichen Entwicklung im Hinblick auf Geldanlagen, Immobilien- und  Aktienmärkte sowie Edelmetalle in den kommenden Monaten.

Zur aktuellen Situation äußerte sich Burkert vorsichtig optimistisch. Der Wirtschaftsmotor laufe gut, trotz einer gewissen Leichtsinnigkeit nach den Lockerungen des Sommers – auch trotz der Tatsache, dass die Infektionszahlen jetzt im Herbst höher liegen als im Frühjahr. Das Wachstum halte sich, was zeige, dass die Rettungsmaßnahmen greifen. Politik und Menschen haben viel gelernt und die Gesellschaft agiere nach wie vor besonnen, wie Uwe Burkert bemerkt.

Für 2021 prognostizierte der Chefvolkswirt der LBBW eine Erholung der Wirtschaft. Das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes werde bei 4% liegen. Für die EU rechnet Burkert mit 4,5% und weltweit hält der Spezialist sogar 5,4% für realistisch, was auch als Folge der staatlichen Maßnahmen zu werten ist.

Hierbei muss aber relativiert werden, dass die Konjunktur in Deutschland einen Einbruch von 6% erlebt habe. Nach den Lockerungen im Sommer konnte bereits im 3. Quartal wieder ein starkes Wachstum beobachtet werden, was sich in den kommenden Monaten fortsetzen wird. Seiner Einschätzung folgend wird es aber mindestens zwei gute Jahre brauchen, um das Level „vor Corona“ zu erreichen – vorausgesetzt es gibt keine weiteren negativen Einflüsse, z.B. durch weitere Corona-Wellen.

Burkert gab den Teilnehmern der Telefonkonferenz einen positiven Ausblick, in dem er symbolisch davon sprach, dass die Sonne derzeit aus zwei Richtungen aufgehe: Die eine Sonne stehe für China, das es geschafft habe, seine Wirtschaft wieder unter Volldampf hoch zu fahren und so die Weltwirtschaft mitziehe. Die zweite Sonne stehe für die baldige Einführung/Zulassung von wirksamen Impfstoffen, die voraussichtlich ein Stück weit Normalität erwarten lassen. Er relativiert jedoch, da einerseits überwiegend die Industriebranchen von Chinas Wachstum profitieren und andererseits die Immunisierung der Bevölkerung durch Impfungen mindestens ein halbes Jahr dauern könne, was in erster Linie von logistischen Herausforderungen und von der Impfbereitschaft in der Bevölkerung abhänge. So werde der Herbst 2021 voraussichtlich ein flacheres Infektionsgeschehen zeigen als der Herbst 2020. „Corona wird uns auch in 2021 weiter begleiten. Wir werden aber besser damit umgehen können, aufgrund einer besseren medizinischen Versorgung und neuer ökonomischer Erkenntnisse“, ist sich Uwe Burkert sicher.

Zur Situation in den Vereinigten Staaten nach der zurückliegenden Präsidentschaftswahl geht der Chefvolkswirt der LBBW davon aus, dass sich unter dem neuen Präsidenten Joe Biden der Umgangston verändern bzw. verbessern werde. Ein Kurswechsel werde aber nicht zu erwarten sein, da Biden in der Sache hart bleiben wird, bzw. bleiben muss, auch um den Wählern aus dem „Trump-Lager“ gerecht zu werden. Es wird weiterhin um Handelskonflikte und Rüstungsfragen gehen, vermutet Uwe Burkert.

Bei der Entwicklung des Zinsniveaus geht Burkert davon aus, dass Zinserhöhungen der EZB noch auf sich warten lassen werden, auch um stark verschuldeten Staaten ihren Schuldenabbau zu erleichtern, begünstigt durch die aktuell niedrige Inflationsrate. Das dürfte Anleger allerdings eher nicht erfreuen, was diese dazu bewegen wird, sich nach Alternativen umzuschauen. Des einen Freud sei des anderen Leid, wie Burkert mit einem hörbaren Schmunzeln resümiert.

Den Aktienmarkt prognostiziert er mittelfristig mit einer grundsätzlich positiven Grundstimmung, auf der viele Anleger „mitschwimmen“ werden. Die Aktie biete hier drei entscheidende Vorteile: Zum einen handele es sich um reale Werte, mit einem entsprechenden Unternehmensgegenwert. Zum anderen seien diese Werte durch Verkauf schnell in Liquidität umsetzbar. Zu guter Letzt sei über die Dividenden trotz niedrigem, bzw. negativem Zinsniveau eine Rendite zu erzielen, was durch die vollen Auftragsbücher vieler Unternehmen begünstigt wird. Es empfiehlt sich jedoch das Portfolio auch international zu bestücken, um von den positiven Entwicklungen in anderen Ländern zu profitieren. Gold sei hierbei als Stabilisator immer eine gut Beimischung im Portfolio. Grundsätzlicher Nachteil damals wie heute ist, dass Gold keinen Zinsenertrag erzielt. Weiterer Nachteil ist, dass Gold in Dollar gehandelt werde, dessen Kurs zum Euro ggf. sinken kann. Es ist aber von einer stetigen Wertsteigerung auszugehen, resümiert Burkert.

Auf dem Immobilienmarkt beobachtet Burkert moderat steigende Preise. Die niedrigen Zinsen tragen dazu bei, dass das Kaufinteresse nach wie vor hoch sei. Wobei das Interesse an Wohnobjekten in den Randgebieten der Ballungsräume stärker sei als in den Innenstadtbereichen.

Bei den gewerblichen Immobilien zeichne sich eine Spreizung ab. Produktions- und Lagerobjekte seien aktuell sehr gefragt, was im boomenden Online-Handel begründet liegt. Büro- und Einzelhandelsimmobilien hingegen werden aktuell eher schlecht nachgefragt. Hier spielt u.a. eine Rolle, dass vermehrt aus dem Homeoffice gearbeitet werde.

Beim Thema Nachhaltigkeit empfiehlt Burkert das CO2-Thema im Auge zu behalten. Hier profitieren in erster Linie Unternehmen, die sich der Thematik gegenüber aufgeschlossen zeigen und ihre Strategien danach ausrichten, z.B. durch Nutzung alternativer Energien. Unternehmen die hier nicht mitziehen (können), werden eher gemieden oder deren Aktien werden mit Abschlägen gehandelt. Großen Einfluss werden hier künftig auch staatliche Fördermaßnahmen haben, die das Thema der Nachhaltigkeit als Bedingung in den Fokus nehmen. Kurzum: Das Thema Nachhaltigkeit wird in nächsten Jahren weiterhin sehr präsent sein.

In der abschließenden Fragerunde, in der Uwe Burkert gemeinsam mit René Goldberg auf zuvor eingereichten Kundenfragen eingingen, beleuchtete Burkert noch das Thema Brexit. Seiner Ansicht nach werde der sich abzeichnende harte Brexit keine großen Auswirkungen auf Konjunktur und Kapitalmärkte in Deutschland und der EU haben, da sich viele Unternehmen in den vergangenen Monaten gut vorbereiten konnten. Auch die staatlichen Instrumentarien bieten den Unternehmen hier zusätzliche Sicherheitsreserven. Anders sieht es für britische Unternehmen aus, da die britische Regierung hier sehr nachlässig, wenn nicht sogar überfordert war.

Im Anschluss an die Fragerunde bedankte sich René Goldberg als Leiter des VermögensberatungsCenters bei Uwe Burkert für seine Ausführungen und bei den zahlreichen Teilnehmern und zog ein positives Fazit zur zweiten KSK-Kundenveranstaltung im Rahmen einer Telefonkonferenz: „Ein sicher spannendes und gutes Format, um mit unseren Kunden auch künftig auf diesem Weg in Kontakt zu bleiben“.

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