Kriminalstatistik der Polizeiinspektion Zell für das Jahr 2014

– Weniger registrierte Straftaten
– Mehr Rauschgiftdelikte
– Gewaltkriminalität legt weiter zu

Zell. Die bundesweit einheitliche „Polizeiliche Kriminalstatistik“ (PKS) ist eine strukturierte Zusammenstellung aller der Polizei bekannt gewordenen strafrechtlich relevanten Sachverhalte (jedoch ohne Verkehrsdelikte). Sie soll im Interesse einer wirksamen Kriminalitätsbekämpfung zu einem überschaubaren, verzerrungsfreien Bild der Kriminalität, einzelnen Deliktarten, Umfang und Zusammensetzung des Tatverdächtigenkreises führen.

Durch die gegebene Auswertemöglichkeit nach zeitlichen und örtlichen Schwerpunkten können je nach Auswerteebene u.a. Erkenntnisse für vorbeugende und verfolgende Verbrechensbekämpfung sowie für kriminalpolitische Maßnahmen gewonnen werden.

In der PKS werden bis auf Inspektions- oder Gemeindeebene heruntergebrochen in Monatszeiträumen die von der Polizei bearbeiteten Sachverhalte einschließlich der strafbaren Versuche nach vergleichbaren Kriterien erfasst, sowie alle ermittelten Tatverdächtigendaten systematisch dargestellt.

Im Jahr 2014 wurden bei der PI Zell -neben allen anderen Aufgaben- 1228 Ermittlungsverfahren geführt, 77 weniger als im Vorjahr. Es gab also entsprechend viele Opfer und Täter, verletzte, betrogene, gestalkte oder gedemütigte Personen, geklaute, unterschlagene oder beschädigte Gegenstände. Damit haben sich im Zuständigkeitsgebiet der Polizeiinspektion Zell und der Polizeiwache Traben-Trarbach – das sind die Verbandsgemeinden Zell (Mosel) und Teile der neuen VG Traben-Trarbach, die Orte Bad-Bertrich und Beuren der Verbandsgemeinde Ulmen im Berichtsjahr 5,9% weniger Straftaten als in 2013 ereignet. Erfreulich, denn seit einigen Jahren stieg das Straftatenaufkommen immer leicht an.

Die Aufklärungsquote (AQ) der Zeller Polizisten ist ordentlich, liegt mit 65,1 % oder 799 aufgeklärten Taten gut im Schnitt der vergangenen Jahre und kann sich auch im Landesvergleich innerhalb Rheinland-Pfalz sehen lassen. In 2014 sind 629 Täter ermittelt worden: Verfahren wurden gegen 491 männliche und 138 weibliche Tatverdächtige geführt. 87 % aller Beschuldigten sind deutsche Staatsbürger.

Roheitsdelikte

Unter dem Summenschlüssel Rohheitsdelikte werden in der PKS Raubtaten, alle Körperverletzungsdelikte, Nötigung, Bedrohung und Straftaten gegen die persönliche Freiheit geführt. Die leichte Abnahme um 22 auf 241 Fälle (- 8,37%) ist geprägt von einer ebenso leichten Abnahme bei den Körperverletzungen und Bedrohungen. In der 5-Jahres-Übersicht ist die Gesamtzahl dennoch recht hoch. Leider greift auch in unserem ländlich geprägten Umfeld zunehmende Gewaltbereitschaft, oft gepaart mit übermäßigem Alkoholkonsum, um sich. 27 Mal wurden Menschen genötigt und in 29 Fällen (- 13) mit einem Verbrechenstatbestand bedroht. Da hier Täter in der Regel bekannt sind, liegt die Aufklärungsquote bei 95 %.

Zu den Roheitsdelikten wird auch die Gewalt in engen sozialen Beziehungen subsummiert. Hier werden Taten innerhalb gegenwärtiger oder oder ehemaliger Lebensgemeinschaften gelistet, unabhängig davon, ob die Gemeinschaft ehelich oder nicht ehelich war. Im Jahr 2014 gab es davon bei uns 60 Fälle!

Straßenkriminalität

Unter dem Begriff Straßenkriminalität werden Taten zusammengefasst, die sich im öffentlichen Raum ereignen und dadurch das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung wahrnehmbar maßgeblich prägen und beeinflussen. Diebstahl aus Fahrzeugen, Raub, Gefährliche Körperverletzung und Sachbeschädigung auf Straßen, Plätzen und Wegen werden hier neben anderen gelistet. Natürlich gibt es nach Tatörtlichkeit Überschneidungen mit den Roheitsdelikten.

Nach einem drastischen Anstieg im Vorjahr gab es in 2014 wieder eine mäßige Abnahme   um 16 auf 195 Taten, das entspricht einem Minus von 7,59 %. Aufgeklärt werden können im Schnitt nur etwa gut 30% dieser Taten, steigerbar nur durch die Mithilfe der Bevölkerung: stellen Sie sich als Zeuge zur Verfügung! Diebstahl an / aus PKW fällt leicht auf 33 (37), Sachbeschädigung an PKW bleibt mit 65 auf dem Vorjahresstand. Es wurden 16 Fahrraddiebstähle registriert, zwei weniger als im Vergleichszeitraum. Von insgesamt 167 Sachbeschädigungsdelikten (+ 2) waren 65 (!) PKW betroffen, in 54 Fällen öffentliche Einrichtungen wie Schilder, Bänke, Schaukästen, Fassaden, pp. betroffen. Das kostet die Allgemeinheit viel Geld und (oft ehrenamtliche) Arbeit!

Gewaltkriminalität

Mord, Totschlag, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, Raub, räuberische Erpressung, räuberischer Angriff auf Kraftfahrer, schwere Körperverletzung, pp., gelten als Gewaltkriminalität und sind in der Regel Verbrechenstatbestände, werden also mit mindestens einem Jahr Freiheitsstrafe sanktioniert. In diesem Segment sind unsere Werte im Landesvergleich recht moderat, wobei insbesondere Raubdelikte (noch) die Ausnahme sind. In jedem Fall leiden die Opfer oft lange Jahre an den persönlichen, traumatischen Folgen. Bei 15 bekannt gewordenen Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung waren zweimal waren Kinder die Opfer. Drei Taten geschahen mit Gewaltanwendung. Erfreulich ist, dass alle Täter (100 %) überführt werden konnten.

Eigentumsdelikte

Im Jahr 2014 haben wir 205 „einfache Diebstähle“ und 88 „Diebstähle unter erschwerenden Umständen“ bearbeitet, also insgesamt 293 Eigentumsdelikte. Im Vergleich zu 2013 eine erfreuliche Abnahme um 59 Fälle oder – 16,7%. Bereits im Vergleich 2012 zu 2013 gab es hier 49 Delikte (-12,2%) weniger. Zur Erläuterung: ein „einfacher“ Diebstahl liegt vor, wenn eine Sache weggenommen wird, die nicht besonders gegen Diebstahl gesichert ist. Muss hingegen für den Diebstahl erst eingebrochen oder ein sonstiger Verschluss aufgebrochen werden, spricht man -neben anderen Sonderfällen- von „Schwerem Diebstahl“.

Die Zahl der ertappten Ladendiebe bleibt konstant bei 16, wobei hier ein direkter Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Detektiven in großen Märkten und unseren Fallzahlen besteht: Ein intensiver Einsatz von Detektiven fördert regelmäßig das Erkennen und Identifizieren einer großen Zahl von Tatverdächtigen. Dienst-, Büro-, Lager- und Werkstatträume waren 16 Mal Ziel der Täter. Örtliche oder zeitliche Schwerpunkte gibt es nicht.

Wohnungseinbruchdiebstahl (WED)

25 Mal wurden im Jahr 2014 in Wohnungen oder Häuser eingebrochen, davon in 12 Fällen bei Tage. Im Vorjahr gab es identische Werte. Hier ist seit Jahren ein Höchststand erreicht worden, der auch nicht dadurch relativiert wird, dass in einigen Fällen strittig ist, ob Fenster, Türen oder andere Zugänge gewaltsam aufgebrochen wurden oder schlicht nicht ordnungsgemäß verschlossen waren. Das interessiert später jedoch die Hausratversicherung bei der Regulierung! Hinzu kommen noch 17 einfache Diebstahlsdelikte aus Wohnungen.

Für die Betroffenen ist es besonders schlimm, wenn sich Unbefugte in privaten, intimen Bereichen aufgehalten haben, die eigentlich nur für die Bewohner selbst gedacht sind. Solche Taten hinterlassen bei den Opfern sehr oft lang anhaltende tiefe Spuren, erzeugen Angst auch im entsprechenden Umfeld. Leider werden im Schnitt etwa nur ein Drittel dieser Taten aufgeklärt, womit viele Täter „ungeschoren“ davon kommen. Bei jedem Polizeipräsidium gibt es gut ausgebildete Fachleute, die auf Wusch gerne zu Ihnen nach Hause kommen und die neuesten Sicherungsmöglichkeiten vor Ort vorstellen sowie eine ausführliche Beratung zu allen Fragen des Diebstahlschutzes geben. Scheuen Sie sich nicht, kommen Sie zu Ihrer Polizei, wir vermitteln fachkundige, kostenfreie Hilfe, bevor etwas passiert.

Natürlich ist es gerade bei der Bekämpfung von Einbrüchen wichtig, dass innerhalb der Nachbarschaft aufeinander geachtet wird, dass man sein Umfeld beobachtet und so einem   Ausbaldowern schon entgegen wirken kann. Fremde oder auffällige Personen im Wohngebiet können angesprochen werden, wer nichts zu verbergen hat, wird das verstehen. Die Polizei in RLP hat flächendeckend im Jahr 2014 besondere Arbeitsgruppen zur Bekämpfung des WED eingerichtet, wo Daten zusammengefasst und Spuren überregional ausgewertet werden, um einen professionellen Bekämpfungsansatzerarbeiten zu können.

Rauschgiftfälle

RG-Fälle betreffen meist Jugendliche und damit ganze Familien. Sehr oft werden diese Vergehen im Zusammenhang mit Verkehrskontrollen aufgedeckt, denn Fahrzeugführer, die unter Drogeneinwirkung unterwegs sind, müssen das Gift ja irgendwo einkaufen und konsumieren. Bei der PI Zell gibt es in jedem August eine „Spitze“ in diesem Deliktsbereich, nämlich wenn die Veranstaltung „Nature One“ im Hunsrück läuft und anlassbedingt intensive Kontrollmaßnahmen erfolgen. Oft handelt es sich um einfache Verstöße, auf der anderen Seite existiert auch bei uns ein Netz von Dealern und Händlern, die ihre Klientel flächendeckend versorgt. Im gesamten Drogenbereich gibt es große Dunkelziffern, die Statistiken bilden nur die Spitze des Eisberges ab.

Und: Es muss uns allen klar sein, dass auch an der Mosel, in Eifel und Hunsrück jederzeit an alle Sorten von Drogen heranzukommen ist, die es auch weltweit gibt. Internet und gut organisierte Gruppen machen dies möglich, die Verdienstmöglichkeiten scheinen die Entdeckungsgefahr zu relativieren. Die Polizei wird hier aber in ihren Bemühungen nicht nachlassen, was auch die Klärungsquote von 95,6 % bei den RG-Delikten zeigt.

Das Tatmittel Internet gewinnt stetig an Bedeutung: über 50 Fälle sind in 2014 angezeigt worden, bei denen das Internet auf Täterseite eingesetzt worden ist. Neben Beleidigung, Übler Nachrede, missbräuchliche Nutzung von Bildern geht es hier in der Regel um Betrugsdelikte. Trotz erheblicher gesetzlicher Hemmnisse bei der Datenspeicherung konnten mehr als 80 Prozent dieser Taten aufgeklärt werden.

Gewalt in engen sozialen Beziehungen (GesB) beschreibt Handlungen im Zusammenhang ehemaliger oder gegenwärtiger Lebensgemeinschaft oder sonstigen engen partnerschaftlichen Beziehung, die eine strafrechtlich relevante Verletzung der körperlichen oder seelischen Integrität der Partnerin oder des Partners bewirken oder zu bewirken drohen. Allein 60 solcher Straftaten sind im vergangenen Jahr bei der PI Zell durch speziell ausgebildete Kollegen bearbeitet worden. (15 Mal sexuelle Nötigung, 29 Körperverletzungen und 16 Anzeigen wegen Stalking) Da hier die Täter bekannt sind, können alle Fälle aufgeklärt werden.

Auch hier steht die Polizei vernetzt mit anderen Organisationen mit Rat und Hilfe bereit, um Betroffenen Wege aus ihrer Situation aufzuzeigen. Die rechtlichen Möglichkeiten sind bei GesB recht umfangreich und greifen in der Regel auch. Im Grundsatz gilt: Wer schlägt, muss gehen! Umfangreiches Informationsmaterial in verschiedenen Sprachen steht bei allen Dienststellen zur Verfügung. Der polizeilichen Statistik stehen jedoch die Zahlen von Anklageerhebungen oder Verurteilungen der Tatverdächtigen gegenüber: Geschätzt werden weit mehr als zwei Drittel aller Ermittlungsverfahren aus juristischen Gründen eingestellt.

Fazit: In unserer Region lässt es sich im Vergleich trotzdem recht gut und sicher leben, ist Schwerkriminalität (noch) eher die Ausnahme.

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