Hubschrauberübung: Bundesamt für Strahlenschutz und Bundespolizei-Flugdienst messen Radioaktivität

Rheinland-Pfalz/Hessen/Saarland. Bei einer gemeinsamen Übung in Rheinland-Pfalz, Hessen und im Saarland trainieren das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) und der Bundespolizei-Flugdienst (BPOLFLD) vom 8. bis 10. Oktober 2013 die Messung der Umweltradioaktivität vom Hubschrauber aus. Die Übung dient der Vorsorge: Im Bedarfsfall können Bundesamt für Strahlenschutz und Bundespolizei-Flugdienst mit solchen Messungen schnell und großräumig die Verteilung radioaktiver Stoffe in der Umwelt ermitteln. Dies kann zum Beispiel notwendig sein, falls bei einem Unfall in einem Kernkraftwerk radioaktive Stoffe freigesetzt werden.

Die jährlichen Messübungen dienen dazu, die Mess- und Auswerteverfahren zu optimieren und ihre Einsatzbereitschaft zu überprüfen. Daneben wird die Zusammenarbeit zwischen den Einsatzkräften der Bundespolizei und dem wissenschaftlich-technischen Personal des Bundesamtes für Strahlenschutz geübt und verbessert. Als Besonderheit der diesjährigen Übung wird das BfS auch am Boden Messteams einsetzen, die aus Fahrzeugen heraus die Radioaktivität messen und Bodenproben zur späteren Untersuchung im Labor entnehmen.

Die ermittelten Daten werden im Anschluss an die Übung den zuständigen Behörden in Rheinland-Pfalz, Hessen und im Saarland zur Verfügung gestellt. Die Übungsgebiete wurden vom Bundesamt für Strahlenschutz in Abstimmung mit den jeweiligen Bundesländern festgelegt. Überflogen werden mehrere Gebiete mit natürlichen Uranvorkommen bei Schweisweiler, Schallodenbach und Ellweiler, die Umgebung des Kernkraftwerks Biblis sowie an Frankreich und Luxemburg angrenzende Gebiete um Merzig und Trier. Hier hatte das BfS bereits im Juni im Rahmen einer länderübergreifenden Notfallschutzübung für das Kernkraftwerk Cattenom Messungen durchgeführt, die nun ergänzt werden. In den Vorjahren war im Zuge der Übungen von BfS und BPOLFLD die Umgebung kerntechnischer Einrichtungen in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Baden-Württemberg überflogen worden.

Im Verlauf der Übung werden voraussichtlich am 8. Oktober von 10 bis 17 Uhr Testflüge bei Speyer sowie die ersten Messflüge bei Schweisweiler durchgeführt. Am 9. Oktober stehen zwischen 9.30 und 17 Uhr die Gebiete um Ellweiler, Schallodenbach, Schweisweiler und Biblis auf dem Messprogramm. Für den 10. Oktober sind zu denselben Uhrzeiten die Messungen im weiteren Umkreis von Merzig und Trier geplant. Da die Übung wetterabhängig ist, kann sich die vorgesehene Reihenfolge der Messflüge kurzfristig ändern. Die Flughöhe wird aus messtechnischen Gründen in der Regel etwa 100 m betragen.

Für die Übung werden zwei Hubschrauber der Bundespolizei mit speziellen Messinstrumenten zur Detektion von Gammastrahlen ausgerüstet. Neben den Messdaten werden auch die geographischen Koordinaten aufgenommen, sodass direkt nach Abschluss jedes Messfluges die räumliche Verteilung der gemessenen radioaktiven Stoffe grafisch dargestellt werden kann.

Die Radioaktivitätsmessung aus der Luft, die sogenannte Aero-Gammaspektrometrie, ermöglicht das Auffinden radioaktiver Quellen und das schnelle Ausmessen eines großflächigen Gebietes auf mögliche radioaktive Kontaminationen. Eine Fläche von 70 km2 kann so innerhalb von drei Stunden untersucht werden. Damit können schnelle Entscheidungen über erforderliche Notfall-Schutzmaßnahmen der Bevölkerung unterstützt oder die Notwendigkeit detaillierterer Untersuchungen am Boden begründet werden.

Für die Messungen aus den Fahrzeugen am Boden setzt das BfS Messgeräte ein, die nach dem gleichen Prinzip arbeiten wie die Messgeräte in den Hubschraubern. Dadurch lassen sich die Ergebnisse direkt vergleichen. Ergänzt werden diese Messungen durch die Laboruntersuchung der Bodenproben. Das Bundesamt für Strahlenschutz ist nach dem Strahlenschutzvorsorgegesetz für die rasche und großräumige Radioaktivitätsmessung der Bodenoberfläche aus der Luft zuständig. Das Gesetz ist nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl erlassen worden, um im Fall von Ereignissen mit erheblichen radiologischen Auswirkungen die Strahlenbelastung der Bevölkerung so gering wie möglich zu halten.

Das Bundesamt hält deshalb zur Umsetzung dieser Aufgabe insgesamt vier Messsysteme an den Standorten München und Berlin vor, die innerhalb einer halben Stunde in Hubschrauber der Bundespolizei eingebaut und anschließend in ein Untersuchungsgebiet verlagert werden können. Für ergänzende Messungen am Boden stehen sechs BfS-Fahrzeuge zur Verfügung.

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