Gut besuchte Info-Veranstaltung – Bitburg soll “Fair-Trade-Stadt” werden

Bitburg. Im Sinne einer global denkenden und insoweit auch handelnden Kommunalpolitik strebt die Stadt Bitburg eine Bewerbung um den Titel Fair-Trade-Stadt an, der im Rahmen einer europaweiten Kampagne vergeben wird. Im Zuge der Verwirklichung dieses Zieles fand kürzlich eine gut besuchte Informationsveranstaltung im Rathaus der Stadt Bitburg statt. Hendrik Meisel, Referent für entwicklungspolitische Bildung und Fairen Handel, zeigte viele neue Aspekte des Fairen Handels weltweit auf.

Rund 50 Besucher kamen am 10. Februar zur Informationsveranstaltung „Fair-Trade-Stadt“ ins Rathaus der Stadt Bitburg. Hier begrüßte Bürgermeister Joachim Kandels die Anwesenden und freute sich sehr über das große Interesse der Bevölkerung am fairen Handel. Sein besonderer Gruß galt dem Referenten Hendrik Meisel, der als Botschafter der Fairtrade-Towns-Kampagne Städte, Gemeinden und Verbände in ganz Deutschland berät und informiert.

Überall auf der Welt möchten Menschen mit ihrer Arbeit mindestens so viel verdienen, dass sie davon leben können. Doch in vielen Ländern Afrikas, Asiens und Südamerikas ist das nicht der Fall. Dort leben und arbeiten nach wie vor unzählige Menschen unter miserablen Bedingungen. Obwohl sie hart arbeiten, bekommen sie für ihre landwirtschaftlichen oder handwerklichen Produkte nur wenig Geld. Denn die meisten Kleinbauern und Handwerker können ihre  Produkte nicht direkt verkaufen, sondern sind auf Zwischenhändler angewiesen, die die  Preise zu ihrem eigenen Vorteil diktieren. Der Verdienst reicht für die Familien kaum zum Überleben. Oft müssen auch die Kinder arbeiten, um zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. Ein Schulbesuch ist für sie dann nicht möglich und ein Ausweg aus der Armut dauerhaft versperrt!

Was will und kann der Faire Handel erreichen?

Der Faire Handel setzt sich für bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte ein. Er ermöglicht Kleinbauern und Handwerkern aus Entwicklungsländern den Marktzugang in Industrieländern und fördert langfristige und direkte Handelsbeziehungen. Der Zwischenhandel wird weitgehend ausgeschaltet. Dadurch wird sichergestellt, dass ein höherer Anteil des Verkaufspreises tatsächlich den Produzenten zu Gute kommt. Für die Produkte werden faire Preise gezahlt, die zwischen den Handelspartnern langfristig festgelegt werden, um Schwankungen des Weltmarktes auszugleichen. Die Produzenten bekommen außerdem einen Teil des Kaufpreises im Voraus ausgezahlt, um beispielsweise Rohstoffe und Saatgut zu kaufen. Damit sind die Kleinbauern und Handwerker nicht länger auf lokale Geldverleiher angewiesen, die oftmals völlig überzogene Zinsen verlangen. Darüber hinaus wird für viele Produkte eine Fairtrade-Prämie bezahlt. Die Bauern entscheiden gemeinschaftlich, wofür die Fairtrade-Prämie verwendet wird, z.B. für die Wasserversorgung, den Bau von Schulen oder die medizinische Versorgung.

Außerdem sind im Fairen Handel ausbeuterische Kinderarbeit und Zwangsarbeit verboten. Angestellte auf Plantagen und in Fabriken erhalten eine angemessene Bezahlung und profitieren unter anderem von Schutzkleidung oder sozialer Vorsorge – Dinge, die bei uns selbstverständlich sind.

Auf Antrag der Fraktion Bündnis90/Grüne beschloss der Stadtrat eine Zertifizierung der Stadt Bitburg als „Fair-Trade-Stadt“. Dieses Zertifikat ist an zahlreiche Komponenten im Zusammenhang mit dem Fairen Handel geknüpft:

– Beschluss des Stadtrates

– Die Gründung einer lokalen Steuerungsgruppe, im Idealfall mit Vertretern aus Verwaltung,  Handel, Vereinen, Kirche und Medien (Interessenten können sich dazu bei Elfriede Grewe,

Leiterin der Bitburger Betriebs- und Verwaltungsgesellschaft unter Telefon 06561/968310   melden).

– Bitburg muss mindestens vier Geschäfte und zwei Gastronomiebetriebe vorweisen, die  jeweils mindestens zwei Fairtrade-Artikel im Sortiment haben.

– In öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen sollen ebenfalls Fairtrade- Waren verwendet und zudem Bildungsaktionen zum Thema umgesetzt werden.

– In den örtlichen Medien müssen pro Jahr mindestens vier Artikel, in denen über die  Aktivitäten auf dem Weg zur Fairtrade-Stadt berichtet wird, publiziert werden.

Diese Kriterien zu erfüllen, dürfte nach dem erfolgreichen Auftakt der Kampagne sicher machbar sein. Einen interessanten Aspekt lieferte in diesem Zusammenhang der gebürtige Bitburger Jens Klein. Er hat auf einer Südamerika-Reise Kontakt zu einer Organisation in Nicaragua geknüpft, die fair gehandelten Kaffee anbaut und mit den Fair-Trade-Prämien die Infrastruktur für die dort lebenden Menschen verbessert.

Die Idee wurde von der „Initiative Bitburg für eine solidarische Welt“ aufgegriffen, die den Kaffee – nun mit Gäßestrepper-Motiv versehen – im Alasitas-Laden in Bitburg verkauft. Ein Päckchen Kaffee zum Probieren überreichten der Vorsitzende der Initiative, Peter Berger, und Jens Klein an Bürgermeister Joachim Kandels im Rathaus. Beim Genuss einer Tasse frisch aufgebrühten Gäßestrepper-Kaffees wurde anschließend das weitere Vorgehen der Stadt in Sachen „Fair-Trade-Stadt“ diskutiert.

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