Dorfladen und Apotheke

Jedes Dorf hatte früher seinen eigenen Dorfladen, auch „Tante Emma – Laden“ genannt. Im Unterschied zu den Spezialgeschäften für Eisen, Messing und Quincailleriewaren (Haus- und Küchenartikel) sprach man 1802 vom „Offenen Laden“. Daneben gab es noch Krämer mit Kurzwaren (alles was zur Kleidungsherstellung diente), Nürnberger und Nadlerkramhäuser und die zahlreichen Krämer mit Hausiererlaubnis (siehe eigenes Kapitel).

Im Jahre 1831 zählte man in Prüm 29 offene und 25 Krämerläden, 1852 versorgten folgende Geschäfte die Menschen der Stadt:

12 Metzger
1 Wachszieher
1 Rasierer
1 Tapetenhändler
7 Bäcker
1 Uhrmacher
3 Goldschmieden
4 Buchhandlungen
1 Kürchner
1 Barbier
1 Galanteriearbeiter
4 Stoffgeschäfte und 2 Läden, in denen man (fast) alles haben konnte.

Die Öffnungszeiten nach der Reichsgewerbeordnung von 1900 lauteten: Alle Verkaufsstellen müssen von 9 Uhr abends bis 5 Uhr morgens geschlossen sein.

Im Dorfladen konnte man fast alle Dinge des alltäglichen Lebens erwerben, sofern man nicht Selbstversorger war. Sonntags gab es Zucker und Salz, ansonsten Tabak, Bonbons, Mehl, Schuhriemen, Wachs, Öl und und und… Man konnte auch tauschen, man konnte anschreiben lassen bis zur nächsten Produktanlieferung, und mit Märkchen „bezahlen“, wenn man zuvor selbst etwas geliefert hatte. Hier im Dorfladen herrschten rege Kommunikation, Dorfklatsch und Plausch, was nicht verwundert, wenn man den ganzen Tag auf dem Feld oder im Haus gearbeitet hatte.
Der Laden war ein nach außen kaum auffallender Raum. Innen bestimmten große und kleine Schubladen, Gläser, Schachteln, Dosen, Säckchen und Kannen das Bild. Heringstonnen und Essigfässer, Mehlbehälter und Milchkannen, Öl- und Petroleumsgefäße gehörten ebenso dazu. Die Gerüche vermischten sich zu einer seltsamen Komponente.

In diesem Jahrhundert hießen die Dorfladen bis etwa 1955 „Kolonialwarenhandlungen“.

Die Apotheke war im Mittelalter ein Magazin für Heilkräuter, tierische Heilmittel, Pillen, Drogen und Mixturen. Apotheker waren Lagerverwalter, besonders in den Klöstern, denn hier war die Wiege der Heilkunst. Später wurde der Apotheker zum handwerklichen Krämer, der Wurzeln, Rinden, Samen, Kräuter, Säuren und Basen verarbeitete. Außerdem hatte er gewisse Genussmittel herzustellen wie Marzipan, Marmeladen, Zuckerwerk, Bonbons und Schokolade. Nahrungsmittel anderer Art wie Obst, Alkohol oder Kräuter musste er fachgerecht konservieren. In einigen Gegenden musste der Apotheker auch dem Bäcker dienen: es war ihm nämlich die Herstellung von Oblaten, Krapfen und Konfekt zugeteilt.

Als der Kurfürst von Trier im Jahre 1680 eine Arzneiverordnung erließ, hatte der Apotheker Tag und Nacht den Patienten zur Verfügung zu stehen. Erst jetzt musste er eine Ausbildung absolvieren, die vom Arzt kontrolliert wurde.
Die Menschen der Eifel waren in frühester Zeit zunächst auf die
Spitalsapotheken der Klöster angewiesen, sofern sie die oft weite Fahrt auf sich nehmen konnten. Hier hoffte man auf die Großzügigkeit des Mönchen, der gerade Dienst versah. Öffentliche Apotheken entstanden im 13. und 14. Jahrhundert.

Im Kloster Himmerod wurde 1740 eine Apotheke eingerichtet. In Prüm ist um diese Zeit die Rede von einer Klosterkrankenstube und von einem Hospital, nicht aber von einer Apotheke. Seit den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts gab es hier einen Amts- und Stadtmedicus, die die Arzneien wohl selbst herstellten. Später kam noch ein Amtsphysicus hinzu, der für Fragen der gerichtlichen Medizin sowie für die öffentliche Hygiene zuständig war. Den ersten Apothekernamen erfahren wir in Prüm 18o4.

Ich hab in meinen Apotheken
Viel Matery, die lieblich schmecken.
Auch zu stärken den Kranken und
Schwachen
Kann mancherley Labung machen.
*
Tritt guter Mann getrost herein
steht auf den Büchsen auch Latein.
Du hast nicht gern die Apotheken
doch schlimmer Freund sind
Hypotheken.
Gut schmecke dir stets Speis und Trank
Doch aber werd auch manchmal krank.
 

Verfasser:  Joachim Schröder

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