Thüringer Pflegeheime: Hohe Infektionszahlen während Corona

Mit dem März fällt nun auch die Maskenpflicht für Beschäftigte und Bewohner von Pflegeheimen. Die Corona-Pandemie hat trotz der strengen Auflagen während der Krise in den Heimen in Thüringen besonders stark gewütet, wie eine Analyse zeigt.

Thüringer Pflegeheime haben während der Pandemie bundesweit mit zu den größten Corona-Hotspots gezählt. Das geht aus dem am Dienstag in Erfurt vorgestellten Pflegereport der Barmer Krankenkasse hervor. Demnach waren auf dem Höhepunkt der Krise im Januar 2021 mehr als 15 Prozent der Heimbewohner in Thüringen an Covid 19 erkrankt. Einen höheren Wert habe es mit 18,3 Prozent während der zweiten Welle nur in Sachsen gegeben. Die Infektionsrate in den Pflegeheimen war damit in Thüringen fast doppelt so hoch wie bundesweit (acht Prozent) und fünfmal höher als im Schnitt der Thüringer Gesamtbevölkerung.

Zugleich waren der Erhebung zufolge in keinem anderen Bundesland so viele in der Pflege Beschäftigte wegen Corona-Infektionen arbeitsunfähig wie in Thüringen. Den höchsten Krankenstand gab es im März 2022, als unter den Pflegehilfskräften 240 von 10 000 und unter den Pflegefachkräften 204 von 10 000 Beschäftigten wegen Corona arbeitsunfähig gemeldet waren. Die Infektionsraten beim Pflegepersonal seien zeitweise zehnmal höher als in allen sonstigen Berufen insgesamt gewesen, hieß es. Bundesweit lagen die Spitzenwerte der Corona-Arbeitsunfähigkeiten nur bei 160 je 10 000 Beschäftigten.

Laut dem Report hat Thüringen nach Sachsen ebenfalls die zweitniedrigste Impfquote beim Pflegepersonal bundesweit ausgewiesen. Der Anteil der ungeimpften Beschäftigten lag im Juli vergangenen Jahres bei 10,4 Prozent. Trotz Einführung der Impfpflicht habe es kaum zusätzliche Impfungen gegeben, hieß es.

Barmer-Landesgeschäftsführerin Birgit Dziuk verwies darauf, dass die strengen Auflagen sowie pandemiebedingten Ausfälle Bewohnern wie Pflegekräften viel abverlangt hätten. Nur mit mehr Personal könne sichergestellt werden, dass keine Abwärtsspirale aus Überforderung der Mitarbeiter und erhöhten Krankenständen entstehe. Thüringens Bevölkerung sei die zweitälteste in Deutschland. Zudem plädierte Dziuk für Schutzkonzepte mit Augenmaß bei künftigen Infektionswellen. Kontaktsperren und Besuchsverbote müssten möglichst vermieden werden, damit Heimbewohner nicht vereinsamten.

Die Barmer-Chefin forderte die Finanzierung der coronabedingten Mehrausgaben aus Steuermitteln. Da die bisherigen Bundeszuschüsse die entstandenen Kosten zur Bewältigung der Pandemiekosten nicht komplett deckten, sei die Pflege stark belastet. Um Familien und Kommunen zu entlasten, sollte außerdem das Land Thüringen analog wie bei den Krankenhäusern in die Finanzierung der Investitionskosten in der stationären Pflege einsteigen. Bislang seien dafür im Schnitt beim Eigenanteil der Pflegebedürftigen monatlich 383 Euro fällig. Viele Thüringer hätten nicht so hohe Renten, um die Pflege in den Heimen bezahlen zu können.

In Thüringen gibt es laut dem Statistischen Landesamt mehr als 166 450 Pflegebedürftige – davon werden rund 23 750 vollstationär betreut. Knapp 35 600 Beschäftigte sind in der ambulanten und stationären Pflege tätig – in insgesamt 573 Pflegeheimen und 503 ambulanten Diensten.

Die Barmer hat nach eigenen Angaben rund 200 000 Versicherte in Thüringen. Das entspricht einem Anteil von zehn Prozent der Bevölkerung im Freistaat.

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