Erst RWE, jetzt Münster: Regionalliga verliert ihr zweites Zugpferd

Moritz Rommel, dpa

Mit Preußen Münster verlässt wohl der nächste Club mit Strahlkraft die Fußball-Regionalliga West. Für die kleineren Vereine ist das trotz organisatorischer Herausforderungen ein herber Verlust.

Münster (dpa) – Erst Rot-Weiss Essen und jetzt auch noch Preußen Münster: Wenn Münster am 13. Mai vor ausverkauftem Haus gegen Rot Weiss Ahlen den Aufstieg in die 3. Liga perfekt machen sollte, werden die kleineren Vereine der Fußball-Regionalliga West mit einem weinenden Auge ins Preußen-Stadion schauen. Nach Essen im Vorjahr wäre das Bundesliga-Gründungsmitglied der nächste große Traditionsverein, der der Liga entwächst. Auch wenn die Heimspiele gegen die Münsteraner immer mit besonderen Herausforderungen verbunden sind, wird man den Ligaprimus vermissen.

«Sowohl die sportliche Qualität als auch die Attraktivität eines Vereins wie Preußen Münster sind ein Segen für die Regionalliga», sagt Ludger Triphaus, Präsident des 1. FC Bocholt. Stefan Jaeckel, 2. Vorsitzender des Aufsteigers Kaan-Marienborn, fügt an: «Die Spiele gegen Top-Teams wie Münster, die extrem viele Zuschauer mitbringen, sind für uns natürlich ein Highlight in der Saison.»

Highlights, die weniger werden, wenn diese Vereine aufsteigen. Nach dem schmerzlichen Saisonfinale der vergangenen Saison, in der die Preußen die Tabellenführung erst am vorletzten Spieltag an Rot-Weiss Essen abgeben mussten, sieht dieses Jahr alles nach dem Aufstieg aus. Dafür spricht sowohl die Tabelle, die Münster acht Spieltage vor Ende mit acht Punkten Vorsprung bei zwei weniger ausgetragenen Spielen souverän anführt, als auch die gute Form der Mannschaft, die zuletzt elf Siege in Folge feierte.

Die Münsteraner mit einem Zuschauerschnitt von 7762 Zuschauern nach Alemannia Aachen (9080) den zweithöchsten der Regionalliga West. Auswärtsspiele machen die Preußen-Fans oft zu Heimspielen, wie beim 5:4 in Wattenscheid im November letzten Jahres. Knapp 1500 der 2700 Zuschauer im altehrwürdigen Lohrheidestadion waren Preußen Anhänger. Am vorletzten Samstag beim 2:1 in Bocholt waren es im mit 3300 Zuschauern ausverkauften Stadion am Hünting über 1100 Gästefans. Triphaus hat trotz einiger Beschädigungen im Gästeblock und auf den Gästetoiletten nur Lob für den großen Nachbarn übrig: «Preußen Münster ist ein top geführter Verein und hat sich den Aufstieg verdient. Eigentlich wollen wir auf ein solches Derby nicht verzichten. Dafür müssten sie aber wieder runterkommen oder wir eben aufsteigen.»

Die logistischen Herausforderungen, die mit den Heimspielen gegen Münster einhergehen, nehmen die Vereine gerne in Kauf. Kaan-Marienborn muss für das Spiel gegen Münster, welches aufgrund einer Platzsperre nicht am letzten Wochenende stattfinden konnte, ins Siegener Leimbachstadion ausweichen. Das nehmen sie jedoch gerne in Kauf. «Wir freuen uns auf eine hoffentlich tolle Kulisse und wollen ein toller Gastgeber sein», sagt Stefan Jaeckel. Für die Siegerländer wird es eines der letzten Spiele in der Regionalliga sein. Der Aufsteiger steht zwar auf einem beachtlichen fünften Platz, wird aber ab der nächsten Saison nur noch in der Kreisliga C antreten. Grund dafür sind neue Anforderungen an die Heimspielstätten der Regionalligisten, die der Verein nicht erfüllen kann.

Die Heimstadien sind bei Spielen gegen größere Gegner, die viele Fans mitbringen, immer wieder ein Problem. Neben Kaan-Marienborn musste auch der SV Straelen sein Heimspiel gegen Münster im letzten Sommer aufgrund fehlender Parkplätze durch eine Baustelle in einem Ausweichstadion in Duisburg-Homberg austragen. Obwohl die Kosten für die Sicherheit in diesen Spielen ungleich höher sind, bleiben die Spiele eine Bereicherung, auch aus finanzieller Sicht: »Wir benötigen logischerweise eine größere Anzahl an Sicherheitskräften und haben dementsprechend auch höhere Kosten, die wir allerdings auch durch Zuschauereinnahmen wieder ausgleichen können», erklärt Kevin Wolze, sportlicher Leiter der Straelener.

Doch obwohl die Vereine den immer wahrscheinlicher werdenden Aufstieg der Münsteraner mit Wehmut beobachten, fehlt es den Verantwortlichen nicht am nötigen Realismus. «Der Kader und das Umfeld gehören sportlich wie von der Begeisterungsfähigkeit sicher in die 3. Liga», sagt Jaeckel. Die vielen Verschiebungen und Ausweichstadien im Zusammenhang mit Preußen-Auswärtsspielen haben gezeigt, dass Preußen Münster zu groß für die vierte Liga ist. Vermissen werden insbesondere die kleineren Vereine den Traditionsklub trotzdem.

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