„Weggefährten, ohne die ich sicher untergegangen wäre!“

Cochem-Zell. Für viele Menschen gehören Alkohol, Medikamente und andere Suchtmittel zum Alltagsleben. „Auch „mal einen über den Durst trinken“ wird als normal empfunden. Doch was ist normal? Und trifft das für alle zu? Viele können nur schlecht oder gar nicht mit Alkohol oder anderen Suchtmitteln umgehen, weil sie das ihnen zuträgliche  Maß nicht finden. Partner und Familienangehörige sind oft hilflos, wie mit der Abhängigkeit der Betroffenen umgegangen werden kann, fürchten das Scheitern der Beziehung oder Ehe, den Verlust des Arbeitsplatzes der Betroffenen und den wirtschaftlichen und sozialen Abstieg. Vielfach wird das Problem nach außen verschwiegen oder vertuscht. Ein Weg, der nicht dazu beiträgt, das Problem der Abhängigkeit in den Griff zu bekommen.

Im Kreis Cochem-Zell haben Suchtgefährdete und Suchtkranke sowie deren Angehörige zwei mögliche Anlaufstellen, um einen Weg aus der Suchtmittelabhängigkeit zu finden: Die Fachleute der Suchtberatung des Caritasverbandes sowie die Ansprechpersonen des Kreuzbundes, einer Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft für Suchtkranke, Suchtgefährdete und ihrer Angehörigen. Beide Angebote ergänzen sich dabei in der Prävention, Hilfe und Nachsorge. Der Kreuzbund will unterstützen durch Gespräche, Begegnung, (vor-)gelebte Abstinenz, Angebote der gemeinsamem Freizeitgestaltung, Erfahrungsaustausch und Einbindung der Angehörigen in die Gruppe der Betroffenen. Ziel ist ein zufriedenes und  suchtmittelfreies Leben. Dabei kommt den regelmäßigen Treffen der „Kreuzbundler“ eine große Bedeutung zu.

Der Austausch mit Menschen in gleicher Lebenssituation ist hier äußert hilfreich. „In der Gruppe finde ich immer ein offenes Ohr für die eigenen Probleme, da die Gruppenmitglieder in gleicher Weise betroffen sind“, berichtet Jürgen Hilger, der in diesem geschützten Rahmen „vielmehr Verständnis erfährt als in der Welt da draußen“. Eine Auffassung, die auch Felix Crump teilt: “Ich komme gerne zu den Treffen, weil ich  die Weggefährten, von denen ich sehr viel halte, gerne sehe  und ohne die ich sicher untergegangen wäre.“ Dass man sich in der Gruppe gut aufgehoben fühlt bestätigt auch Karl-Heinz Hilgenberg: „Mit der Zeit baut sich Vertrauen auf, die Gruppe arbeitet zusammen und die Mitglieder fühlen sich wohl. Ich engagiere mich dann gerne regelmäßig“. Das Erfolgsrezept: Kreuzbundgruppen sind Gruppen, in die man leicht hineinwachsen kann. Alles basiert  auf Freiwilligkeit, es wird keine Anwesenheitsliste geführt wird und die  Menschen dort bieten freiwillig Anderen Hilfe zur Selbsthilfe an.

„Es tut mir gut und macht mir Spaß, auch Anderen zu helfen. Für mich ist es eine Lebensaufgabe geworden“, so Matthias Schnitzler. Er und seine Mitstreiter/-innen sehen im Kreuzbund eine Anlaufstelle für die Betroffenen selbst und – dies ist ihnen besonders wichtig zu betonen – auch für die Ehe-/Lebenspartner/innen und Nahestehenden, damit diese nicht auf der Strecke bleiben. “Auch die Angehörigen, die einen lange begleitet haben, werden hier angenommen und angehört“, so Matthias Schnitzler. In den Kreuzbundgruppen finden sich Mitglieder quer durch alle Bevölkerungsschichten.  „In unseren Reihen sind Hausfrauen, Lehrer, Ärzte, Handwerker,  Angestellte, Arbeitslose, Menschen verschiedener Kulturen und Glaubensrichtungen. Wir sind offen für jeden – niemand wird von uns ausgegrenzt, “ freut sich Felix Crump.

Einigkeit besteht bei allen Mitglieder dieser Weggemeinschaft in einem weiteren Punkt: “Wir sind sehr froh, uns auf diesen Weg gemacht zu haben und wir begleiten auch „Neue“ gerne in die suchtmittelfreie Zukunft.“ Und: Sie ermuntern alle am Thema Interessierten: „Machen auch Sie den ersten Schritt, sprechen Sie uns doch einfach daraufhin an!“ Kreuzbundgruppen gibt es in Kreis Cochem-Zell an verschiedenen Standorten. Als Ansprechpartner/-innen stehen dabei zur Verfügung: Karl-Heinz Hilgenberg, Cochem, Tel. 06542 963576; Felix Crump, Cochem, Tel. 02671 3261; Peter Hirschen, Cochem, Tel. 02673 1215; Jürgen Hilger, Cochem, Tel. 0163 2786602; Barbara Neul, Zell, Tel. 06542 406 581; Wilfred Georg, Zell, Tel. 06545 477; Matthias Schnitzler, Kaisersesch, Tel. 02653 6545. Frauengruppe: Barbara Neul, Zell, Tel. 06542 406581; Christel Georg, Zell, Tel. 06545 477. Hier gibt es weitere Informationen rund um den Kreuzbund. Auch die Suchtberatung in der Caritas-Geschäftstelle Cochem, Tel. 02671 9752-0, informiert über alle Angebote rund um dieses Thema.

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