BYD – Build Your Dreams

Was augenscheinlich eher amerikanisch daherkommt, ist aber doch asiatisch – konkret: chinesisch. Die BYD Company Ltd., ein Hersteller von Batterien und batteriebasierten Speicherkraftwerken hat seinen Sitz in Shenzhen, China, und wurde 2010 vom US-amerikanischen Wirtschaftsmagazin Bloomberg Businessweek zum leistungsfähigsten Technologie-Unternehmen der Welt gewählt.
Da stellt sich, außer für Börsianer, denn die verfolgen den Kurs der Aktie bereits seit langem, gleich die Frage: Warum hat man von der Firma noch nichts gehört? Das wird zum größten Teil daran liegen, dass BYD eher im Zulieferergeschäft zu Hause ist und daher als Name in der Welt der Konsumenten nicht unbedingt auftaucht. Mit dem Kauf eines angeschlagenen chinesischen Automobilherstellers ist BYD zunächst auf dem chinesischen Markt bekannter geworden und schickt sich aber bereits seit einigen Jahren an, sich auch in der westlichen Welt einen Namen zu machen.
Die Anfänge
Gegründet im Jahr 1995 von einem chinesischen Chemiker, startete das Unternehmen in Shenzhen mit 20 Mitarbeitern. Es wurden zunächst wiederaufladbare Batterien produziert. Bei der Produktion setzte BYD von Beginn an fast ausschließlich auf junge Arbeitnehmer und nicht auf Roboter wie bei den großen japanischen Konkurrenten Sony und Sanyo. Die Fertigung durch Menschenhand wurde dadurch ermöglicht, dass die Produktionsabläufe extrem verkleinert und damit vereinfacht wurden, so dass selbst Arbeiter mit geringer oder fehlender Qualifikation auch heute zum Einsatz kommen. Die halbautomatisch gefertigten Produkte können auf Grund der niedrigen Löhne im Vergleich zu den großen Konkurrenten wesentlich günstiger angeboten werden.
Diese Niedriglohnpolitik, verbunden mit der ermüdenden und monotonen Arbeitsweise für die Beschäftigten, wird von der chinesischen Regierung ausdrücklich unterstützt, da diese Art der Beschäftigung dazu führe, einem Teil der Millionen in die Städte strömenden Menschen einen dauerhaften Arbeitsplatz zu bieten. Peking sieht hierin eine Maßnahme zur nachhaltigen Sicherung des Exports.
BYD heute
Die weiter verfolgte Niedriglohnpolitik machte aus dem Unternehmen mit Beginn des neuen Jahrtausends den weltweit größten Hersteller von wiederaufladbaren Batterien. Heute beschäftigt der Konzern mehr als 180.000 Mitarbeiter.
Den größten Marktanteil hat BYD beim Absatz von Nickel-Cadmium-Akkumulatoren, Batterien, Ladegeräten und Tastaturen für Handys und ist Hauptlieferant für Nokia, Motorola, Samsung, Sony Ericsson, Kyocera und Huawei.
Seit dem Jahr 2003 ist BYD durch den Kauf eines angeschlagenen chinesischen Autokonzerns auch auf dem Sektor der Automobilherstellung tätig. Die hierfür gegründete BYD Auto Co. Ltd. setzt bei der Produktion von Fahrzeugen auf Eigenentwicklungen – und das mit Erfolg. 2010 wurden bereits mehr als 500.000 Elektro-Fahrzeuge verschiedener Preisklassen produziert, die in China die Ranglisten anführen. Heute gehört BYD zu den größten Elektro-Automobilproduzenten Chinas.
BYD in Nord- und Südamerika
Im Mai 2017 gab das Unternehmen bekannt, mit seiner Tochter der BYD Auto Co. Inc. die Umgestaltung im Verkehrssektor von Argentinien durch eine Produktionsstätte von rein elektrisch angetriebenen Bussen voranzutreiben. Der auf die Erreichung der Klimaziele und die Einhaltung von Umweltstandards bedachte argentinische Präsident Mauricio Macri hatte mit einer präsidialen Order die Genehmigung für den Bau der Fabrik in seinem Land erteilt.
BYD Auto ist damit das erste Unternehmen, welches überhaupt in Argentinien eine entsprechende Lizenz für die Produktion der elektrisch angetriebenen Stadtbusse erhalten hat. Das Investment für die Fabrik, welche spätestens im Januar 2019 an den Start gehen soll, beträgt über 100 Mio. US-Dollar.
In Sachen Elektrobusse gehört auch Kanada zu den Kunden des chinesischen Konzerns. In der Provinz Alberta, bekannt für umfangreiche Ölsand-Vorkommen, fahren seit kurzem drei elektrische BYD-Busse, deren Akkus eine Reichweite von 250 bis 280 Kilometern ermöglichen. Bis zum Ende des Jahres 2017 sollen vier weitere der rund 650.000 Euro teuren Busse folgen.
Ein weiteres Beispiel für die in die Zukunft gerichteten Investitionen von BYD ist die Eröffnung einer Fertigungsstätte für Solarpanels in Brasilien. 360 Mitarbeiter werden dort Doppelglas-Module fertigen, die ca. 7 % mehr Output im Vergleich zu herkömmlichen PV-Modulen haben und ca. 50 Jahre halten sollen. Die Produktionskapazität soll jährlich bei 200 Megawatt liegen.
BYD in Europa
Am 4. April 2017 wurde in Ungarn die erste europäische Elektrobus-Fabrik des chinesischen Unternehmens eröffnet. In die hierfür gegründete BYD Electric Bus- & Truck Hungary Factory werden bis 2018 insgesamt 20 Mio. Euro investiert. In den ersten Jahren findet dort zunächst nur die Endmontage der aus China kommenden Bus-Teile statt. Der lokale Zuliefereranteil liegt daher nur bei ca. 30 %. Je nach Entwicklung will BYD in den Folgejahren die Produktion Stück für Stück nach Europa verlegen und strebt einen lokalen Anteil von ca. 70 % an.
In dem Werk in Ungarn werden zunächst jährlich 1.000 Busse endmontiert werden.
Aber nicht nur Elektrobusse, sondern auch Elektrotaxis von BYD fahren mittlerweile in Europa. Bereits seit 2014 sind im Brüsseler Stadtverkehr insgesamt 46 rein elektrisch fahrende Taxis unterwegs. Für BYD ist die Aufnahme des e6 in die Taxiflotte von Brüssel, dem Sitz des Europäischen Rates, mehr als ein Achtungserfolg.

Ebenfalls im Jahr 2014 startete London mit 20 E-Taxis sein Projekt, die Innenstadt emissionsfrei zu machen. Die berühmten schwarzen Taxis sollen in den nächsten Jahren sukzessive durch die strombetriebenen Fahrzeuge, die eine Reichweite von knapp 300 Kilometern haben sollen, ersetzt werden. In der öffentlichen Ausschreibung hierfür hat sich BYD u.a. gegen Nissan und Platzhirsche wie die London Taxi Company durchgesetzt.
Unter Strom wurden auch schon die Londoner Doppeldecker gesetzt. Durch die britische Hauptstadt fährt nicht weniger als die größte Elektrobus-Flotte Europas. Nach einer dreijährigen Testphase werden seit März 2017  zwei Buslinien komplett mit BYD-Bussen bedient.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass sich BYD immer mehr außerhalb von China einen Namen macht. „Build your Dreams“  kommt also auch in den westlichen Industrienationen gut an.

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen