Weltmeister verteidigt Titel nach Schiffsbruch im Qualifying

Traben-Trarbach. Das 36. Internationale Motorbootrennen an Pfingsten mit der Weltmeisterschaft in der Klasse OSY 400 in Traben-Trarbach hat einen neuen und alten Weltmeister gefunden.
12 Rennpiloten, aus unterschiedlichen Ländern, wie z.B. Estland, Polen, England, den USA und Deutschland kämpften vor zahlreichen Zuschauern bei bestem Wetter unter der Grevenburg um den Weltmeistertitel in der Klasse OSY400. Das hierbei gefahrene Boot, ein sog. Proprider, hat eine flache, flunderähnliche Unterseite. Der Fahrer liegt entweder auf dem Bauch oder kniet in seinem Boot, das auf über 100 km/h beschleunigt. Bei voller Fahrt wird das Boot von einem Luftpolster getragen, so dass nur noch der Propeller im Wasser ist.

Rasmus Haugasmägi aus Estland, amtierender Weltmeister der Klasse, nahm zu den Trainingszeiten am Samstag überraschend nicht teil und setzte sein bekannt schnelles Boot erstmals zum Qualifying ins Wasser. Unerwartet hatte er dann jedoch große Probleme, die schnellste Zeit zu fahren und erlitt gegen Ende des Qualifyings, als er zuviel riskierte, auch noch Schiffsbruch. Sein Boot kippte beim Umfahren der Wendeboje in hoher Geschwindigkeit zur Seite und musste mit ihm voll Wasser von den Rettungstauchern geborgen werden. Zum Glück blieb der gekenterte Haugasmägi unverletzt und das Boot konnte zum ersten Rennstart nach hektischen Reparaturtätigkeiten unter Zeitdruck wieder wettbewerbsfähig zusammengesetzt werden. Die beim Unfall abgerissene Bootsabdeckung, versank jedoch in der Mosel und blieb verschollen. Da Haugasmägi sein Boot exakt auf das reglementierte Mindestgewicht aufgebaut hatte, fehlten ihm nun einige hundert Gramm Ballast, die er aber spontan mit gefüllten Sandsäckchen aus dem angrenzenden Trabener Kinderspielplatz wieder ausglich.

In den Rennläufen konnte sich Haugasmägi stets mit wenigen Sekunden vor dem Polen Cezary Strumnik durchsetzen, der den Weltmeister zwar fortlaufend stark unter Druck setzte, aber nie zum Überholen ansetzen konnte. Haugasmägi ist damit amtierender Welt- und Europameister in der Klasse OSY400.


Die Bronzemedaille in der Weltmeisterschaft ging an den ältesten Fahrer im Feld, Billy Allen, der über 30 Jahre Rennerfahrung aufweisen kann. Er war mit seinem Teamkollegen Michael Akerstrom aus den USA angereist und hatte sein Boot hierzu mehrere Wochen in einem Container über den Atlantik in die Moselstadt verschifft. Der US Amerikaner konnte den 4. Lauf für sich entscheiden, wobei ihn aber nach 6 Runden nur 1 Sekunde vor dem Ungarn Miroslav Bazinsky trennten. Bazinsky konnte an den Bojen stets dicht auf den im Boot knienden Allen auffahren, der aber zahlreiche Überholattacken des Ungarn immer wieder erfolgreich abwehren konnte.

In der Bootsklasse R1000 dürfen nur Auto-, Boots- oder Motorradmotoren bis 1000 ccm verwendet werden, die ihrer Bauart nach mindestens 10 Jahre alt sind und mit Vergasern betrieben werden. Trotz dieser historischen Bauart erreichen die Boote mit extremer Soundkulisse ca. 180 km/h. Es siegte hier der amtierende Europameister Ulf Stute aus Langenhagen vor Andreas Lodahl aus Dessau. Pechvogel Patrick Zdralek aus Oberursel, der ebenso am Wochenende mit einem konkurrenzfähigen Boot angereist war, erlitt am Samstag einen Motorschaden. Auch der über Nacht eingebaute Ersatzmotor verabschiedete sich am Sonntagmorgen stark qualmend auf der Mosel.

In der Klasse Formel 4 siegte der talentierte 17jährige Ben Jelf aus Großbritannien deutlich vor Phillip Franz aus Freiberg und dem Litauer Virgilijus Gedrimas. Phillip Franz startete an dem Wochenende sowohl in der OSY400 Klasse als auch in der Formel 4 und war als einziger Starter dieser extremen Doppelbelastung ausgesetzt.

Erstmals in Traben-Trarbach ausgefahren wurde die Jugendklasse GT15. Die Boote haben 15 PS und können von 10-16jährigen Nachwuchspiloten gefahren werden. Hier siegte Milan Wehr aus Hamburg, der sich in allen drei Läufen souverän durchsetzen konnte.

Im Jahre 2016 musste die im Juni und Oktober angesetzte Veranstaltung wegen Hochwasser und eines Unfalls zweimal vorzeitig abgebrochen werden. Die Organisatoren, die daher im Vorfeld der Veranstaltung mit sehr großen Finanzierungsschwierigkeiten zu kämpfen hatten, blicken nun jedoch auf eine erfolgreiche Rennveranstaltung zurück. Damit konnte das seit 1959 bestehende Traditionsrennen in der Doppelstadt fortgesetzt und eine erste Grundlage für eine Neuauflage in 2018 geschaffen werden.

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