Teufelsgeißel in Himmerod

Großlittgen. Damit hatte keiner gerechnet. Eigentlich suchte man bloß Folianten und Gemälde für die Jubiläumsausstellung, als man eine runden Holzschachtel entdeckte, die acht bedruckte Schriftstücke enthielt. Sie waren gefaltet und steckten zum Teil in taschenähnlichen Behältern von 6×10 cm Größe.

Der Trierer Archivdirektor Dr. Reiner Nolden war gerade dabei, den Reliquienschatz des Klosters zu sichten und fachmännisch zu erfassen, als er auf die merkwürdige Schachtel stieß. Nach erster Verblüffung dämmerte dem Fachmann, worum es sich handelt – um Teufelsgeißeln.

Darunter versteht man Gegenstände, die der Teufel wie eine Geißel fürchtet. Ihre abschreckende Wirkung liegt in frommen Texten, Gebeten und Heiligenbildern, die mehrfach und kompliziert gefaltet dann schachbrettartig auf ein Blatt Papier geklebt wurden. Sie dienten als Amulett zur Abwehr des Teufels und wurden meist am Körper getragen.

Sie befanden sich aber auch im Türsturz zur Abwehr von Gefahren oder steckten unter der Tür, damit nicht ein Dämon darunter ins Haus schlüpfen könne. Solche Teufelsgeißeln, die es ähnlich auch in anderen Teilen Deutschlands gab, waren seit dem 17. Jahrhundert bis ins 20. Jahrhundert im Moselraum weit verbreitet. Nur ganz wenige Exemplare sind noch in Bibliotheken und Museen erhalten. Bis dahin ahnte niemand, dass ausgerechnet die Abtei Himmerod solche Raritäten besitzt. Ebenso ist ihre große Anzahl verwunderlich und der Umstand, dass die Aufbewahrungstaschen mit feinster Pergamentstickerei besetzt sind.

Ob sie im Kloster noch ihrer ursprünglichen Bestimmung gedient haben könnten, darum rätseln der an Stadtarchiv und Stadtbibliothek in Trier tätige Historiker mit seinem Team.

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen