Sportplatz weg, Mehrzweckhalle hin

Wittlich. Große Einhelligkeit – und Einstimmigkeit – herrschte am Donnerstag in Wittlichs Stadtrat: Die Mehrzweckhalle, gegen die Hauseigentümer aus dem Altricher Weg klagen, soll auf dem – dann ehemaligen – Sportplatz der 2000 Schüler von Cusanus-Gymnasium und Kurfürst-Balduin-Realschule erbaut werden.

„Auch wenn die Erfolgsaussichten der Klage aufgrund der bisher schon ergangenen Entscheidungen als sehr gering angesehen werden, wird die Nutzung durch die Auflagen in der Baugenehmigung als Mehrzweckhalle wesentlich eingeschränkt“, heißt es in der Begründung des Antrags, den der Bau- und Verkehrsausschuss dem Stadtrat vorgelegt hatte. „Es besteht die Befürchtung, dass es nach Fertigstellung der Großsporthalle bei jeder Veranstaltung Ärger mit den Anwohnern geben wird.“ Dem Rat empfahl der Ausschuss, der Verlegung auf den Sportplatz zuzustimmen – er tat es einstimmig.

Kostenneutralität

Der Bau sei ohne gravierende Umplanungen und kostenneutral realisierbar, die Reste des Sportplatzes könnten von den beiden Schulen genutzt werden. Möglich sind nach Überprüfung durch das  Planungsbüro zwei Kleinspielfelder, eine 200-Meter-Rundlaufbahn, zwei Weitsprunganlagen, Kugelstoß- und Speerwurfanlage und eine 100-Meter-Sprintstrecke. Sogar eine Schulhoferweiterung steht an, und ein Platz für einen Mensa-Neubau für die Ganztagsschule (Cusanus-Gymnasium), die in wenigen Wochen loslegt, wird vorgeschlagen. Die Stadt hofft, noch in diesem Jahr mit dem Bau beginnen zu können.

Ebenfalls einstimmig erfolgte die Zustimmung zum Konzeptentwurf des gemeinsamen Rathauses mit Wittlich-Land. „In größter Eintracht“ und ungeheuer konstruktiv seien die Gespräche mit der anderen Behörde verlaufen, so Bürgermeister Joachim Rodenkirch, was das Innenministerium, das Zusammenlegungen und Kooperationen von Gebietskörperschaften bekanntlich nach vorne treiben will, mit einer satten Förderung von 70 Prozent der Investitionssumme (einschließlich der Kosten für eine Tiefgarage) belohnen möchte. Eine schriftliche Zusage liegt allerdings noch nicht vor.

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92 Pkw-Stellplätze
Die Ratsmitglieder entschieden sich für Konzeptvariante II und folgten auch dabei der Empfehlung des Bauausschusses. Geschätzte Kosten samt Tiefgarage: Fast 9,89 Millionen Euro für 4,179 Quadratmeter Gebäudefläche plus fast 1,883 Millionen Euro für 2.338 Quadratmeter Tiefgarage oder rund 92 Pkw-Stellplätze. Es handele sich eher um ein offenes Parkdeck als um eine echte Tiefgarage, erklärte dazu der Planer des Architektenbüros Rumpf. Ebenerdig kommen noch einmal 50 Stellplätze hinzu.

Der Planer sorgte noch durch eine andere „Bekanntmachung“ für Aufsehen. Allgemeines, nur mühsam verhaltenes, wissendes Lachen im Sitzungsrund der ehemaligen Synagoge war die Folge: Mit hoher Wahrscheinlichkeit sollen auch die Manderscheider in Kürze in Wittlich mitverwaltet werden – so jedenfalls wurde die Aussage des Planers spontan interpretiert. Liest man sich die Zeilen des Innenministers, die er an VG-Bürgermeister Christoph Holkenbrink und an Joachim Rodenkirch, nicht jedoch an Manderscheids Bürgermeister Wolfgang Schmitz schrieb, einmal in Ruhe durch, klingen sie weit weniger scharf.

„Aus meiner Sicht sollten die Baumaßnahmen so geplant und realisiert werden, dass bei einem etwaigen Zusammenschluss der Verbandsgemeinde Wittlich-Land mit der Verbandsgemeinde Manderscheid eine daraus resultierende bauliche Erweiterung unproblematisch durchgeführt werden kann“, heißt es da wörtlich. Hintergrund dieses Wunsches von Karl Peter Bruch ist die Tatsache, dass er nicht mit dem Fortbestand der VG Manderscheid rechnet (die Eifel-Zeitung berichtete).

Bei einer Bürgerversammlung zu diesem Thema in Großlittgen hatte er sich anders geäußert, was bei Bürgern aus der betroffenen Verbandsgemeinde Manderscheid verständlicherweise zu Unbehagen führt. Georg Fritzsche beispielsweise, Bürgermeister von Eisenschmitt und als solcher Mitglied im VG-eigenen „Arbeitskreis Kommunalreform“ erinnert an die Forderung Bruchs nach einem Gutachten, das Wege aufzeigen sollte, wie der Erhalt der VG Manderscheid gesichert werden kann, wobei „ …. das Ministerium dies nicht besonders hilfreich unterstützt oder Wege aufzeigt wie das denn gemeint ist, nicht zuletzt auch wegen der Kostenübernahme durch das Ministerium …“. Fritzsche sieht nach wie vor keinen Zwang zum Fusionieren, verteidigt im Gegenteil die umsichtige Arbeit des Wolfgang Schmitz, dem derzeit immerhin das Kunststück gelingt, bei ausgeglichenem Haushalt real Schulden zurückzuzahlen.

Kooperation gut angelaufen

Während also sämtliche gewünschten oder auch – je nach Sichtweise – nicht gewünschten Zusammenschlüsse von Gebietskörperschaften nach wie vor im Bereich der Ahnungen, Prophezeiungen und Mutmaßungen verbleiben, ist die Kooperation zwischen Wittlich-Stadt und Land längst angelaufen. Rodenkirch und Holkenbrink sind beide keine Freunde von Mutmaßungen, sie planen lieber mit dem, was sie wissen. Das ist im Fall der Kosten des zukünftigen gemeinsamen Rathauses noch wenig. Die Gesamt-Investitionssumme ist eine reine Schätzung, kann in diesem Stadium der Vorplanung auch gar nichts anderes sein. Man orientiert sich an Erfahrungswerten vergleichbarer Gebäude und, löblich, kalkuliert nachhaltig: Auch Außenanlagen, Technik, Ausstattung und Nebenkosten sind bereits Bestandteil der Kostenrechnungen.

Und Einstimmigkeit zum Dritten: Nachdem Werkleiter Lothar Schaefer das „Entwicklungskonzept Oberstadt“ vorgestellt hatte, sagten alle Fraktionen „Ja“ dazu, dieses Konzept auf seine Realisierbarkeit hin zu überprüfen. Bereits im November hatte der Rat die noch zu Bürgermeister  Bußmers Zeiten beschlossene Verkehrsführung im Bereich ZOB / Schlossgalerie /  Schlossplatz / Alter Bahnhof / Neues Rathaus aufgehoben und damit Platz gemacht für Überlegungen zu einer zeitgemäßen Verkehrsführung, in der im Idealfall sämtliche Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt nebeneinander existieren: Auto- und Fahrradfahrer neben Fußgängern, Rollstuhlfahrern, Kindern und  Hunden.

Als sich Ausschuss- und Ratsmitglieder neuerlich mit dem ursprünglichen Verkehrsplan  befasst hatten, war allen deutlich geworden, dass punktuelle Maßnahmen zu keiner dauerhaft befriedigenden Lösung der Verkehrsproblematik führen würden. Auf gesamtstädtischer Ebene wird nun geplant, wofür hat man schließlich einen Mitarbeiterstab von Fachkräften? Das Ergebnis ist ein neuer Entwicklungsansatz, in gewissem Rahmen könnte man ihn einen ganzheitlichen nennen. Er berücksichtigt endlich sowohl verkehrstechnische als auch städtebauliche Aspekte.

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