Japanische Delegation besuchte Wittlich

Wittlich. Der demografische Wandel ist nicht nur in Europa zu beobachten. Neben Südkorea mit der geringsten Geburtenrate aller Industrieländer ist Japan das Land wo im Verhältnis zur Bevölkerung die meisten Menschen über 60 wohnen. Japan erlebt momentan die schnellsten demografischen Veränderungen aller führenden Industrieländer.

Die Bewältigung dieser Herausforderungen bedarf in Japan noch größerer Anstrengungen als in der Bundesrepublik Deutschland. Mit seinen ca. 125 Millionen Einwohnern und der um fünf Jahre höheren Lebenserwartung steigt die Anzahl Älterer überdurchschnittlich schnell. Beide Länder suchen ständig nach Rezepten die Folgen dieser Entwicklung abzufedern. Vor allem in der Bundesrepublik gibt es aufgrund der hohen Engagementquote Freiwilliger zahlreiche Projekte, die sich ausdrücklich um die Belange Älterer kümmern. Eine japanische Delegation besuchte am Freitag, 05. März 2020, die Caritas Begegnungsstätte der Stadt Wittlich um sich am Beispiel des bundesweiten Projektes „seniorTrainerin“ konkrete Initiativen vor Ort anzuschauen.

v.l.n.r. Prof. Chiaki Osaki, Harald Schütz, Studentin Zijiang Yang, Dolmetscherin Keiko Yoshida, Hans-Peter Pesch, Anton Branz, Prof. Wako Asato Foto: Hans-Peter Pesch

Tags zuvor war die japanische Delegation Gast der Leitstelle Ehrenamt und Bürgerbeteiligung in der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz in Mainz. Die Wahl für den Besuch von Professor Wako Asato und Professorin Chiaki Asaki begleitet von Studentin Frau Zijiang Yang und der Studienkoordinatorin und Dolmetscherin Keiko Yoshida fiel ausdrücklich auf Rheinland-Pfalz aufgrund des bekanntlich überdurchschnittlich hohen Anteils ehrenamtlich Engagierter.

Das Projekt seniorTrainerin spricht gezielt Menschen in der nachberuflichen Phase an und motiviert sie ihr Erfahrungswissen gewinnbringend in die Gesellschaft einzubringen. SeniorTrainerinnen initiieren eigenen Projekte. Nutznießer dieses Engagements von Menschen in der Ruhestandsphase sind alle Gesellschaftsschichten.

Die japanischen Professoren forschen in den Feldern Soziologie, Gerontologie und Altenpflege an den Universitäten in Kyoto und Nagoya, Frau Yang ist Studentin im Masterstudiengang „Transcultural Studies“ an der Uni in Heidelberg. In Wittlich präsentierten Hans-Peter Pesch als seniorTrainer vor Ort und Harald Schütz verschiedene Projekte in denen sie sich engagieren. Ein Besuch des Projektes „Rückenwind – Hilfen für Angehörige Inhaftierter“ in der Trierer Landstraße bildete den Abschluss der Vorstellung.

Die japanischen Gäste waren sichtlich angetan von der Vielfalt und Unterschiedlichkeit der vorgestellten Projekte, die allen gemeinsam auf eine starke ehrenamtliche Säule bauen. Sie hatten viele Fragen zu grundsätzlichen Motiven des ehrenamtlichen Engagements, aber auch zielgerichtet zu den präsentierten Projekten.

Ihrerseits berichteten die japanischen Gäste, dass die hierarchische Struktur aus dem vergangenen beruflichen Leben und das Obrigkeitsdenken des Staates in Japan Störfaktoren darstellen und Menschen demotivieren, die sich engagieren wollen und mitmachen möchten. Zum Schluß verabschiedete Anton Branz die Gäste in ihrer Landessprache.

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen