Einwohnerversammlung 2016

Pläne zu Lieserufer, Parkplatz Karrstraße und Platz an der Synagoge vorgestellt – Versammlung gedenkt verstorbenem Ehrenbürger Willi Schrot

Wittlich. „Ich freue mich, Sie so zahlreich begrüßen dürfen!“ sagte Bürgermeister Rodenkirch anlässlich der Einwohnerversammlung am 3. März und ergänzte „Interessante Projekte stehen heute Abend auf der Agenda, allesamt dienen der Aufwertung des Stadtbildes.“ Rund 150 Einwohner folgten seiner Einladung in die Kultur- und Tagungsstätte Synagoge. Nach seiner Begrüßung bat Rodenkirch zunächst um eine Schweigeminute zum Gedenken des am 27. Februar im Alter von 101 Jahren verstorbenen Ehrenbürgers Wilhelm Schrot. Anschließend informierte Rodenkirch in einem Rundumschlag über aktuelle Themen aus dem Stadtgeschehen. Neben dem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach der Bürgermeister auch die nächste Großveranstaltung im Eventum an: Die Verleihung des Georg-Meistermann-Preises an Herta Müller. Der Festakt findet am 10. März statt, sei aber bereits ausgebucht. Es folgten Informationen zu aktuellen Baumaßnahmen und der Hinweis, dass der Landkreis die Mittel für den Ausbau der K 44 / Bergweilerweg gestrichen habe, da diese für den Tunnelbau in Bernkastel benötigt würden.

Bürgermeister Joachim Rodenkirch begrüßt die Teilnehmer der Einwohnerversammlung in der Kultur- und Tagungsstätte Synagoge (Foto: Werner Pelm).
Bürgermeister Joachim Rodenkirch begrüßt die Teilnehmer der Einwohnerversammlung in der Kultur- und Tagungsstätte Synagoge (Foto: Werner Pelm).

Rodenkirch berichtete, dass sich Gremien und Verwaltung intensiv mit der Zukunft des Wittlicher Vitelliusbades auseinander setzten. Bereits fünf kommunale Schwimmbäder seien aufgrund der Forderung des Innenministeriums besichtigt worden. Das Hallenbad in Konz werde übernächste Woche in Augenschein genommen. Danach muss in den städtischen Gremien beraten werden. Klar seien die Ansagen von Rechnungshof und Ministerium: Eine Förderung wurde nur in Aussicht gestellt, wenn die Wasserfläche erheblich reduziert und eine energetische Verbesserung erreicht werde. Rodenkirch bedankte sich aufrichtig bei allen ehrenamtlich tätigen Personen in der Stadt, ohne die ein Gemeinwesen nicht zu stemmen sei. Schließlich verkündete der Bürgermeister den Schuldenstand der Stadt Wittlich zum 31. Dezember 2015: Die Schulden seien auf 33,5 Millionen Euro angestiegen, was jedoch den erheblichen städtischen Baumaßnahmen geschuldet sei. Alle Kredite seien für investive Maßnahmen aufgenommen worden. Der Schuldenstand je Einwohner läge bei 1.600 Euro, was jedoch im Vergleich mit anderen rheinland-pfälzischen Kommunen noch erträglich sei.

„Stadt am Fluss – Aufwertung des Lieserufers“ lautet der Arbeitstitel des ersten Themenschwerpunktes. Ziel der Maßnahme ist, dass die mitten durch die Stadt fließende Lieser nicht nur anders wahrgenommen, sondern auch für Bürger und Besucher erlebbar werde. Planer Christoph Heckel stellte die aktuelle Planung vor, die bereits seit eineinhalb Jahren gemeinsam von dem Planungsbüro BGH-Plan aus Trier und dem Wittlicher Ingenieurbüro Reihsner entwickelt wurde. Der Stadtrat hatte am 21. Mai 2015 grundsätzlich dem Konzept zugestimmt. Die Planung zeige die erste Maßnahme, die aus diesem Konzept umgesetzt werde. Konkret soll der Bereich zwischen dem Parkplatz Zentrum und dem Platz an der Lieser derart umgestaltet werden, dass die Lieser vom Platz an der Lieser aus über Stufen und Rampen geöffnet werden soll. Dafür müssen die Mauern sowohl an der Lieser als auch die Hochbeete am Platz an der Lieser weichen. Die Straße soll näher an den Platz an der Lieser geführt werden, damit der Bereich zur Lieser auf 13 Meter erweitert werden kann. Gleichzeitig soll der Rommelsbach wieder frei gelegt und an der Mündung zur Lieser verbreitert werden. Hier soll ein naturnaher Spielplatz entstehen, der sich thematisch insbesondere dem Element „Wasser“ widmen wird.

Idee und Planung wurden vom Publikum überwiegend positiv aufgenommen. Wesentlicher Bestandteil der Maßnahme ist aber auch der Hochwasserschutz. Dies kam besonders in der anschließenden Fragerunde zum Ausdruck. Viele ältere Teilnehmer haben bereits in der Vergangenheit eine Überflutung der Wittlicher Innenstadt erlebt und die Sorge, dass dies durch eine Öffnung des Flusses wieder geschehen könne ist groß. Heckel wies jedoch darauf hin, dass die Umgestaltung des Ufers ein sogenanntes 50jähriges Ereignis berücksichtige und ein mobiler Hochwasserschutz gar einem 100jährigen Ereignis standhalten werde. Würde hingegen ein 200jähriges Ereignis eintreten, könne wohl niemand das Wasser aus der Stadt abhalten. Fachbüros hätten entsprechende Berechnungen durchgeführt, die mit den zuständigen Fachbehörden abgestimmt wurden. Niemand werde dieses Thema vernachlässigen, versprach der Bürgermeister. Die Maßnahme selbst wird über das Landesprogramm „Aktion blau plus – Gewässerentwicklung in Rheinland-Pfalz“ mit bis zu 90 Prozent gefördert. Die Gesamtkosten wurden auf 2,5 Millionen Euro kalkuliert. Mehr als zwei Millionen Euro wurden als förderfähig anerkannt. Damit trägt die Stadt Wittlich einen Kostenanteil von nur noch 600.000 Euro.

Die Grafik zeigt den umgestalteten Bereich zwischen dem Platz an der Lieser und dem Parkplatz Zentrum (Grafik: BGH-Plan).
Die Grafik zeigt den umgestalteten Bereich zwischen dem Platz an der Lieser und dem Parkplatz Zentrum (Grafik: BGH-Plan).

Zum Abschluss stand Bürgermeister Rodenkirch wieder für allgemeine Fragen zum Stadtgeschehen zur Verfügung. Gerhard Heiseler kritisierte den Zustand der Umkleidekabinen in der Zentralen Sportanlage und bat den Bürgermeister um Abhilfe. Rodenkirch nahm die Anregung zur Kenntnis und wies darauf hin, dass neben den Umkleidekabinen auch die Sanierung des Hartplatzes und der Tribünenanlage auf der Agenda der Verwaltung stünde. Er bat um Verständnis, dass die Verwaltung nicht alle Projekte gleichzeitig umsetzen könne. Zu der Aufforderung von Hans-Günther Heinz, dass sich die Stadt um die Wasserversorgung in der Justizvollzugsanstalt Wittlich (JVA) kümmern solle, entgegnete Rodenkirch, dass dies allein die Angelegenheit des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) sei. Die Problematik sei bekannt und befände sich in Überprüfung. Das Problem läge allerdings nicht an der Wasserversorgung, sondern offenbar an den Wasserleitungen innerhalb der JVA.

Auch die zweite Frage des Ehrenbürgers betraf kein städtisches Thema. Heinz wollte wissen, ob die Liegenschaft in der die Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende angemietet oder gekauft worden sei. „Über einen Verkauf des ehemaligen Hela-Betriebsgeländes liegen weder mir noch der Verwaltung Informationen vor, daher gehe ich davon aus, dass es hier einen entsprechenden Mietvertrag zwischen dem Eigentümer und dem Land Rheinland-Pfalz gibt“, so Rodenkirch. Willi Waxweiler sprach das Thema „seniorengerechtes Wohnen“ in Wittlich an. Hier könne die Verwaltung noch einige Verbesserungen herbeiführen, was sowohl für den öffentlichen Raum als auch für die öffentlichen Räume gelte, wie beispielsweise dem Alten Rathaus. Bruno Thelen berichtete von rücksichtslosen Autofahrern an der neuen Querungshilfe in der Kurfürstenstraße und regte die Anordnung einer Zone 30 an. Rodenkirch entgegnete, dass seine Wahrnehmung genau anders sei. Er sagte aber zu, dass die Ordnungsbehörde in dem Bereich eine verdeckte Messung durchführen werde.

Nach gut zweieinhalb Stunden schloss der Bürgermeister die Einwohnerversammlung und bedankte sich bei den Teilnehmern für deren Aufmerksamkeit und auch für die offene und konstruktive Aussprache.

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