Die Sprache der Gewebe

Wittlich. Im Rahmenprogramm der derzeit im Alten Rathaus in Wittlich gezeigten Ausstellung „Der Glanz peruanischer Hochkulturen“ erläuterte der Sammler Dr. Ernst J. Fischer am Donnerstag, dem 17. März 2011, abends, anhand einer ausführlichen PowerPointPräsentation die Besonderheiten altperuanischer Textilien.

Die aus zahlreichen Damen zwischen 50 und 90 Jahren und zwei jungen Herren Anfang 20 interessant gemischte Zuhörerschaft erfuhr, dass aufgrund der klimatischen Umstände in den sehr trockenen Wüsten Perus Gewebe über 2.000 Jahre überlebten. Insektenfraß und Fäulnis, die die organischen Stoffe normalerweise angreifen, existieren dort kaum, so dass die Textilien ein derartiges Alter überhaupt erreichen konnten. Alle Stücke stammen aus Gräbern. Damit wurden die Toten gekleidet oder die Exponate wurden ihnen für ihren Weg in die Ewigkeit mitgegeben. Hergestellt aus Alpaka- oder Lamawolle sowie Baumwolle und mit Naturfarben gefärbt, wurden die Materialien gewebt. Aus Abbildungen auf alten Keramiken sowie den Zeichnungen Felipe Guaman Poma de Ayalas (ca 1535 bis 1616) weiß man, dass mit Hüftwebstühlen gearbeitet wurde, und dass feinste Schleiergewebe möglich waren.

Einen Schwerpunkt seiner Erläuterungen legte Dr. Fischer auf die Ikonographie und erklärte die Darstellung der Götter und Dämonen, wobei er beispielhaft die immer wieder dargestellte jaguarartige Stabgottheit, das Auge Gottes und den Wasservogel auswählte. Gut sichtbar schilderte er die Veränderung des ursprünglich gefährlich wirkenden Jaguargottes mit Reißzähnen und Krallen über die Jahrhunderte zum verspielten Kätzchen. Äußerst anrührende Gebrauchsgegenstände wie mit silbernen Glöckchen verzierte Säuglingshemdchen und entzückende Fingerpüppchen rundeten die gelungene Darstellung ab. Das begeisterte und sehr interessierte Publikum löcherte den Sammler und Experten Dr. Ernst J. Fischer noch lange Zeit mit Fragen.

Einen Vortrag über das heutige Peru, Leben, Land und Leute, wird die Wittlicher Bürgerin peruanischen Ursprungs, Milagros Manavi, am Donnerstag, dem 7.April 2011, um 19.00 Uhr, im Alten Rathaus halten. Wegen der begrenzten Anzahl von Plätzen wird eine Anmeldung dringend empfohlen (Telefon 06571/14660).
 

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