Der Mattheiser Hof in Graach

Der Mattheiser Hof, neben dem Josephshof der zweite gut erhaltene Weinhof Trierer Klöster in Graach, kam erst am Anfang des 18. Jahrhunderts neben Weinbergen und mehreren Häusern in den Besitz der Abtei St. Matthias. Abt Wilhelm Henn (1700-1727), Bruder des damaligen Abtes von St. Martin zu Trier, Benedikt Henn, zu dessen Besitzungen der Martins- oder Josephshof gehörte, ließ den Mattheiser Hof um 1720 völlig neu wiederaufbauen.“ (Zitat Artur Weber, 1000 Jahrbuch 1975) „Über den Umfang sagt eine Handschrift von 1728 aus: Und er errichtete das prächtige Bauwerk, wie es heute zu sehen ist, er umgab den ganzen Hof mit einer Mauer, ließ im Untergrund Weinkeller für 180 Fuder bauen und vereinigte die Keltern in einem einzigen Kelterhaus“.  Offenbar ist in den damaligen „Neubau von Grund auf“ ein älteres Gebäude integriert worden. In dem Durchgang zur Kirchstraße ist ein Türgewände von 1580 erhalten!“ (Zitat Winfried Ehlen, Heimatmuseum Graach)„Als Gehöft mitteldeutschen Typs war der Hof ursprünglich ein dreiflügeliges Gebäude, das sich nach der Moselseite zum Gestade öffnete. Wie die Westansicht zeigt, schloss es sich an einem im Winkel zweier Flügel aufragenden mittelalterlichen Turm von rechteckigem Grundriss mit einer Zinnenbekrönung an.

Erhalten sind heute Ost- sowie Westflügel als zweigeschossige Massivbauten mit steilen Dächern. Der Turm, dessen ehemalige Funktion nicht bekannt ist, ist nicht erhalten geblieben. An die Stelle des früheren Südflügels trat 1897 der Neubau eines Pfarrhauses. Der Innenraum der Hofanlage wird durch eine Mauer gegen das Gestade abgeschlossen. Der Zugang zum Innenhof ist nur durch eine Toreinfahrt von der Kirchgasse her durch den Westflügel möglich.
Das Wappen des Abtes Wilhelm Henn (3 Hennen für das Haus „Henn“ und 3 Eicheln für „Eichel“, den Geburtsnamen der Mutter) über dem rundbogigen Portal des Ostflügels weist auf die Bauzeit des Hofes hin. Die Statue des hl. Matthias im Rundbogen des Westflügelportals steht als Sinnbild des Hofbesitzers. In einer Nische der Moselfassade des westlichen Bautrakts befindet sich eine Imperatorstatue, deren Bedeutung allerdings unklar ist. Wahrscheinlich stand an dieser Stelle früher eine nicht bekannte Figur, die aus nicht mehr rekonstruierbaren Gründen durch die eines römischen Feldherren ersetzt wurde. Krönung dieses Bauteils ist ein sechsseitiger Dachreiter mit Laterne und geschweifter Haube sowie mit einem schmiedeeisernen Turmkreuz und -hahn, der den Hof als Klosterbesitztum ausweist.

Der Mattheiser Hof wurde wie alle klösterlichen und kirchlichen Güter im Zuge der Säkularisation um 1800 aufgelöst und versteigert. Ein gewisser Jakob Hayn aus Cochem erwarb das Gut, das nach dessen Tod aufgeteilt wurde. So ging das Schulhaus in den Besitz der Familie Haan aus Koblenz und das jetzige Pfarrhaus in die Hand einer Familie Hayn aus Trier über. Ende der 50er Jahre wurden beide Teile von einem Herrn Strom angekauft, der ein Weingeschäft darin einrichtete. Nachdem Strom 1863 Konkurs anmelden musste, ersteigerte die Gemeinde den gesamten Gebäudekomplex, um ihn nach einer Teilaufstockung des Ostflügels als Schule und Lehrerwohnung zu nutzen. Der Südflügel diente danach als Pfarrerwohnung. Die Funktion als Volksschule erfüllte der Mattheiser Hof bis zum Jahr 1973, als die Graacher Schule offiziell aufgelöst wurde.“ (Zitat Artur Weber, 1000 Jahrbuch 1975)Von 1976 – 1981 beheimatete der Mattheiser Hof ein Ikonenzentrum von Alexej Saveljew. Nach dessen Wegzug nach Kautenbach begann die Planung eines Dorfgemeinschaftshauses. Der Umbau begann 1983, 1986 waren alle Umbauten abgeschlossen und das Gemeindehaus wurde am 4./5. Oktober eingeweiht.Entstanden ist ein größerer Anbau, die Mattheiser Halle, in der heute die Krippenausstellung, Familienfeiern, die Fastnachtsveranstaltungen und Vereinsfeiern stattfinden. Der Musikverein hat Vereinsräume zum Proben und gemütlichen Beisammensein erhalten. Für die Jugend entstand ein Jugendraum.

Ehemalige Klassenzimmer und die damalige Lehrerwohnung beherbergen das Heimatmuseum, das Herr Winfried Ehlen als Ortsbürgermeister nach dreijähriger Ausbau- und Gestaltungszeit, 1989 in Dienst stellen konnte und bis heute immer wieder aktualisiert. Sie erfahren in 6 Themenräumen alles über die geschichtliche Entwicklung, Weinbau und Landwirtschaft, Kirche, Schule, Vereine und Künstler.

Die Öffnungszeiten sind von Juli bis Oktober, mittwochs und samstags von 15:00 bis 17:00 Uhr oder auf Anfrage. Tel. 06531/2541.
Die Mattheiser Halle mit eingerichteter Küche, wunderschöner Empore und hellem, luftigem Veranstaltungsraum kann man auch für private Feiern mieten. Infos beim Gemeindebüro, Tel. 06531/2541.

Text von Monika Marmann,
Winfried Ehlen und  Artur Webe
r.

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