Aufforstung im Wittlicher Stadtwald beginnt

Wittlich-Neuerburg. Waldbauliche Tatsachen hat das Orkantief Xynthia am 28. Februar im Wittlicher Stadtwald geschaffen. Die größte zusammenhängende Windwurffläche umfasst fast 13 Hektar Stadtwald und „spülte“ ca. 3000 Festmeter Nadelholz ungewollt auf den Holzmarkt. Der Wirtschaftsausschuss informierte sich am vergangenen Mittwoch exemplarisch im Stadtwald in der Gemarkung Neuerburg über die Aufräumarbeiten und die geplante Aufforstung. Gut sechs Hektar Windwurf werden dort dieses Jahr nachgepflanzt, die andere Hälfte (6,9 Ha) folgt im Jahr 2011.

Glück im Unglück hatte die Stadt, dass der Sturm in die Zeit einer anziehenden Wirtschaftskonjunktur fiel. Die Holzlager bei der holzverarbeitenden Industrie waren leer, Kapazitäten in den Sägebetrieben frei und die Nachfrage nach Nadelholz entsprechend groß. Damit konnte eine rasche Aufarbeitung der Waldflächen bei guten Marktpreisen beginnen.

Beim Rundgang machte Revierförster Mario Sprünker deutlich, dass der vom Sturm getroffene 45 Jahre alte Nadelbaumbestand gut und gerne noch 50 Jahre hätte stehen können. In einem Jahr sei so ein Prozent des Nadelwaldbestandes im Stadtwald Wittlich vernichtet worden. Der Sturm schuf waldbauliche Tatsachen und hat auch die Folgen einer nicht standorttypischen Bepflanzung mit reinem Nadelholz radikal aufgezeigt. Gleichwohl sei Nadelholz unverzichtbar, um die Nachfrage im Holzmarkt befriedigen zu können. Die vom Orkan geschaffenen Tatsachen können für die Forstwirtschaft aber auch eine Chance sein. Erkenntnisse aus dem „gefühlten Klimawandel“ – stärkere Sturmereignisse in kürzeren Abständen mit längeren Trockenperioden im Sommer – können in die Neupflanzung ebenso einfließen wie eine besondere Berücksichtigung des jeweiligen Standortes. Mischwald ist gegen Sturmereignisse wie Xynthia robuster als die im Burger Wald vorgefundene Monokultur mit reinem Nadelholz. Bei der Neuanpflanzung mischt man daher Stieleiche – sie trägt dem vernässten Standort Rechnung – mit Hainbuche als „dienender Baumart“.

Der Einsatz ist auf den ersten Blick hoch: Insgesamt sollen dieses Jahr rund 32.000 Jungpflanzen auf den sechs Hektar Kahlfläche im Burger Wald gesetzt werden, die andere Hälfte folgt 2011. Den Lohn werden künftige Generationen erst in 180 Jahren ernten können: Das Ziel sind rund 100 bis 120 solide Stieleichen pro Hektar um das Jahr 2190.

Beim Freiräumen der Windwurf-Flächen war Eile geboten: Der im Waldboden vorhandene Nährstoffanteil geht rasch verloren und steht dann der nächsten Waldgeneration nicht mehr zur Verfügung. Und auch die Natur holt sich innerhalb von zwei bis drei Jahren Kahlflächen „zurück“ – das Gelände verbuscht und müsste mit hohem Aufwand erneut frei geräumt werden.

Bei guter Pflanzenentwicklung sind die Bestände bereits in drei bis vier Jahren so hoch gewachsen, dass sie nicht mehr gegen Wildverbiss geschützt werden müssen. Bis dahin muss man die 32.000 Setzlinge durch Wildzäune, vor allem vor Rehwild und Muffelwild schützen.

Unterstützt wird der Baumschutz durch natürliche Feinde wie Greifvögel. Sie helfen Schäden an den Jungpflanzen durch Mäusefraß zu reduzieren, Gift wird nicht eingesetzt. Der Stadtwald ist FSC-zertifiziert. Man verzichtet auf den Einsatz von Rodentiziden. Bewusst stehen geblieben sind bei der Aufarbeitung des Windwurfes deshalb einige Fichtenstümpfe. Sie dienen Greifvögeln  als Horstbaum und später als Biotopbaum. Greifvögel und Füchse sind ein wichtiges Korrektiv, um die Mäusepopulation einzudämmen

Zur Einführung hatte Bürgermeister Joachim Rodenkirch von der aktuellen Sitzung des Landeswaldausschusses berichtet, wo die Sturmschäden in Rheinland-Pfalz ein Schwerpunkt waren. Danach hatte Xynthia vor allem das nördliche Rheinland-Pfalz getroffen. Geschädigt wurde zu 70 Prozent der Kommunalwald, zu 20 Prozent der Staatsforst und nur zu zehn Prozent der Privatwald.

Der Leiter des Staatlichen Forstamtes Wittlich, Ulrich Frömsdorf, hatte den Rundgang begleitet. Er unterstrich dabei die Bedeutung der Holzindustrie bei Umsatz und Arbeitsplätzen in Rheinland-Pfalz. Nach Chemie und Automobilindustrie stelle die Holzindus-trie rund 50.000 Arbeitsplätze im
Land.

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