Antrag der CDU-Stadtratsfraktion Wittlich

Junge Menschen werden in Wittlich schon 2015 statistisch in der Minderheit sein. Wer im Jahr 2040 einen Spaziergang durch Stadt macht, trifft knapp zehn Kinder und gleichzeitig rund 40 Rentner/-innen. Ende der Sechziger war das Verhältnis umgekehrt. Doch nicht nur der demografische Wandel macht eine Neuausrichtung der Jugendarbeit als gesamtgesellschaftspolitische Aufgabe notwendig.

Die Lebenswelten der jungen Menschen haben sich grundlegend geändert. Wo es früher ein „entweder/oder gab“ Orientierung gab, bestimmt heute das „sowohl als auch“ das Leben: in vielfältigen Familienmodellen und Erziehungsverhalten, in Freizeit, in Religion, in der Orts- und Berufswahl. Spätestens mit dem Internet und seinen virtuellen Gemeinschaften sind global Grenzen jeglicher Art gefallen. Mobilität, Integration und Migration werden zur allgemeinen jugendlichen Lebenserfahrung. Gut ausgebildete und motivierte Jugend an unsere Stadt zu binden, muss eine der Zielvorgaben für eine positive soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Zukunft sein.

Dies ist aus Sicht der CDU Wittlich eine kommunale Aufgabe, die auch in Zeiten knapper Kassen nicht zum Spielplatz für eine Rotstift-Politik werden darf. Die Jugendförderung der Stadt und der Stiftung der Stiftung in den Vereinen, den Jugendräumen und vor allem im Haus der Jugend ist Rheinland-Pfalz weit beispielhaft. So hat die Stadt in den vergangenen 25 Jahren rund 4 Millionen allein ins Haus der Jugend investiert. Freiwillig, ohne jeden Förderzwang. 

Doch gerade im Hinblick auf die kommunalpolitische inhaltliche und finanzielle Verantwortung ist die Jugendförderung auf ihre Wirkung, ihr Konzept und damit ihre Zukunftsfähigkeit zu überprüfen. Pädagogische Ansätze, die den Charme des letzten Jahrtausends in sich tragen, darf es nicht geben. Wir wollen entsprechend den Forderungen des SGB VIII eine nachhaltige, mobile Arbeit im Interesse aller Jugendlichen in Wittlich erreichen. Dies gilt unabhängig davon, ob für so genannten Randgruppen oder Bildungsverlierer, Mittelstandsjugendliche oder Hochbegabte, Einheimische oder Migrant/-innen, Junge oder Mädchen.

Wir beantragen daher, dass die Stadtverwaltung Wittlich zeitnah eine Expert/-innen-Runde „Jugendförderung“ analog dem „Runden Tisch Stadtentwicklung“ installiert. Diese sollte zusammengesetzt sein aus zwei Vertretern der Jugendlichen (Jugendparlament), je einem fachkundigen Vertreter/innen der Fraktionen, dem Kreisjugendpfleger, der Leitung des Hauses der Jugend, der Verwaltung sowie bei Bedarf ausgewählten Vertreter/ -innen der Schulen, Schulsozialarbeit, Polizei, der Vereine und Religionsgruppierungen. In den nächsten zwei Jahren sollen gemeinsam mit der Verwaltung folgende Fragen bearbeitet werden:

1. Ermittlung der Rahmenbedingungen der gesamten Jugendarbeit in Wittlich (Vereine, Schulen, freie Träger, etc; Ressourcen, Maßnahmen und Angebote, Öffnungszeiten, Nutzerzahlen und erreichte Zielgruppen)

2. Da das Haus der Jugend, neben der notwendigen Beziehungsarbeit mit benachteiligten Jugendlichen, die Schnittstelle, das Kommunikations- und Vermittlungszentrum und Wegweiser für die gesamte außerschulische Jugendarbeit sein sollte, ist darauf ein besonderes Augenmerk zu legen. Hier ist der Sachstand der Umsetzung des schon 2001 geforderten 5-Punkte-Programms zum Konzept der Arbeitsgruppe „Haus der Jugend“ kritisch zu überprüfen. Fragestellung:

Wie sehen die Rahmenbedingungen und die Ziele der Arbeit aus?

Entspricht die Zielsetzung den Anforderungen moderner und mobiler Jugendarbeit?

Wie werden diese pädagogischen Ziele in Angebote und Methoden umgesetzt?

Werden offene und feste Angebote vorgehalten, die allen Jugendlichen ausreichende und vor allem unterschiedliche Erprobungsräume zum Erwerb der Schlüsselkompetenzen bieten, wie z. B. Sozialkompetenz und soziale Verantwortung Kreativität, Flexibilität, Medienkompetenz, interkulturelles und intergenerativen Verständnis?

Werden bedarfsorientiert Projekte entwickelt, die notwendige Bildungsimpulse setzen, oder dem erzieherischen Jugendschutz dienen? Werden sie von den Fachkräften auf ihren Erfolg überprüft?

Gibt es Fahrten, Ferienfreizeiten, Anregungen positiver Freizeitgestaltung?

Wie sehen Kooperation und Vernetzung aus?

Im Einsatzfeld Schulsozialarbeit, im Bereich Ganztagschule, insbesondere aber mit der Wirtschaft und dem Handwerk, in der Zusammenarbeit mit Vereinen und anderen Einrichtungen der öffentlichen und freien Jugendhilfe?

Diese Kooperationen sind entscheidend für den Erfolg der Arbeit und für die Generierung weiterer notwendiger Fördermittel. Die Finanzierung durch die Stadt Wittlich soll als Anschub- und Impulsfinanzierung, nicht als Ausfinanzierung der Arbeit verstanden sein.

Wie erfolgt die Qualitätssicherung der Arbeit?

 Hier sollte es um Arbeitsorganisation und Fortbildung gehen, um einen Mix aus Fachkräften unterschiedlicher Profession, nicht zuletzt auch als Identifikationspersonen für die Jugendlichen auf der Suche nach Orientierung.

3. Zum Abschluss der Arbeitsgruppe erwartet die CDU Wittlich eine Empfehlung an den Sozialausschuss. Hier soll eine fachliche Diskussion folgen, wie wirkungsvolle Förderstrategien aussehen könnten und ob eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Jugendarbeit, im Hinblick auf die große Bedeutung in der Zukunft, gegebenenfalls in einer übergeordneten Struktur, wie z. B. der eines Vereines „Wittlicher Jugendnetz“ unter Mitwirkung der Kommunen und anderer Akteure der Jugendarbeit sinnvoll ist.

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