Amtsarzt informiert über Gesundheit in der Flüchtlingshilfe

Bernkastel-Wittlich. „Asylbegehrende könnte sich in Deutschland eher an uns anstecken als wir uns an ihnen“, zu diesem Schluss kommt Dr. Christoph Schlichting, Amtsarzt im Landkreis Bernkastel-Wittlich. In einem Vortrag in Kooperation mit Dr. Matthias Vollet, Leiter der Volkshochschule Bernkastel-Kues informierte Schlichting ehrenamtliche Helfer in der Flüchtlingsarbeit zum Thema Gesundheit. Der Weg über die Erstaufnahmeeinrichtung in die Gemeinden bildete den roten Faden des Vortrages. Dr. Schlichting beschrieb konkret: „Wenn die Menschen in die Erstaufnahmeeinrichtung ankommen, werden sie an dem darauffolgenden Dienstag oder Donnerstag im Gesundheitsamt der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich zur allgemeinen Untersuchung vorgestellt. Grund für diese verpflichtende Untersuchung ist die gemeinsame Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften“ antwortete er auf konkrete Fragen aus der Zuhörerschaft.

Er zeigte anhand eines typischen Verlaufs dieser Untersuchung auf, welche Krankheiten auftreten können. Wenn während einer solchen Untersuchung eine Erkrankung diagnostiziert wird, wird der erkrankte Mensch sofort therapiert. Mit dieser Maßnahme soll ein möglicher Ping-Pong-Effekt unterbrochen werden. „Die in der Öffentlichkeit möglicherweise vorhandene Angst vor Tropenkrankheiten kann ich ganz klar entkräften. Diese Krankheiten werden von Mücken übertragen, die nicht bei uns leben“, erläuterte er. Die Erfahrung im Gesundheitsamt zeige bisher, dass Asylbegehrende eher an Masern, Mumps, Keuchhusten, Windpocken erkranken können. Dazu kommen im Moment, in der feucht, kalten Jahreszeit übliche Erkältungskrankheiten. Impfungen sind das Mittel der Wahl – diese Form der Prävention ist schon die halbe Miete. In der Erstaufnahmeeinrichtung in Wittlich kann wöchentlich geimpft werden, es werden auch Impfdokumente ausgestellt.

Die Befriedigung menschlicher Grundbedürfnisse wie zum Beispiel Sicherheit, ein Dach über dem Kopf, ausreichender Schlaf, regelmäßige Versorgung mit Nahrung und witterungsentsprechende Kleidung tragen darüber hinaus zur Gesundheitserhaltung bei. „Man kann mit den Menschen ganz normal umgehen“, betont der Amtsarzt und unterstreicht diese These sehr eindrücklich mit einem Filmbeitrag über den Untersuchungsalltag in der Erstaufnahmeeinrichtung in Trier. Das Personal führt ohne Berührungsängste und ohne besondere Schutzkleidung Untersuchungen durch – nur bei der Blutabnahme werden Handschuhe getragen.

Nach dem Vortrag gab es die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Vorrangiges Thema war der konkrete Alltag in der Kommune. Obwohl die Helferinnen und Helfer aus unterschiedlichen Orten kamen, haben sie ähnliche Erfahrung machen können. „Ich habe keine Angst, mich anzustecken wenn ich mit Flüchtlingen arbeite“, machte Hiltrud Kolz deutlich.

Sie arbeitet ehrenamtlich in der Initiative „Ich bin dabei – heimatlos wir helfen“. Sie und andere berichten aus ihrer Praxis. Die Beispiele beschreiben, dass es manchmal schwierig sei, Asylbegehrende zu begleiten. So lassen sich manche Männer nicht von einer Ärztin untersuchen und behandeln oder Frauen von männlichen Ärzten. Andere verweigern aufgrund der eigenen religiösen Einstellung eine Impfung. Im medizinischen Alltag ist auch die Sprachbarriere oft eine große Herausforderung. Für den behandelnden Arzt ist es manchmal schwer, nötige Inhalte zu erklären und Therapien zu vermitteln. Hier gilt es noch einiges zu lernen, um nötige Schritte in Richtung Integration zu gehen. Der Abend machte deutlich, dass die möglicherweise vorhandene Angst vor Ansteckung im alltäglichen Kontakt mit Asylbegehrenden unbegründet ist. „Wer entsprechend der allgemein gültigen Impfempfehlungen geimpft ist, muss sich keine Sorgen machen“, mit dieser Aussage beendete Dr. Christoph Schlichting den Abend.

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