Vollbremsung im Kreißsaal!

Die Geburtshilfeabteilung des Krankenhauses Maria Hilf in Daun wird geschlossen. Nach 400 Geburten im Jahr 2018 wird ab dem 01.01.2019 in Daun kein Kind mehr zur Welt kommen.

Als Begründung müssen herhalten:

  • eine Geburtshilfeabteilung sei erst wirtschaftlich zu betreiben ab einer Geburtenrate von achthundert Geburten pro Jahr
  • einer Schwangeren könne eine Entfernung von vierzig Minuten bis zur Geburtsabteilung zugemutet werden
  • der Ärztemangel

Die Wirtschaftlichkeit sollte in einem Land mit massiver Überalterung (dies trifft noch einmal mehr für ländliche Regionen zu) unter langfristigen Bedingungen gesehen werden. Was ist wirtschaftlicher auf lange Sicht gesehen, als mehr Kinder.

Vierzig Minuten Transportzeit können durchaus genügen im Falle eines unkomplizierten Schwangerschaftsverlaufes. Es gibt jedoch auch Problemschwangerschaften! Zudem gibt es auch unvorhergesehene Verläufe: Wenn das Kind im Mutterleib beschließt, schon nach zwanzig Minuten geboren zu werden, ist häufiger mit der Niederkunft auf dem Weg zur Geburtsstätte zu rechnen. Wenn die Mutter noch die sanitären Einrichtungen der nächsten Raststätte erreicht, kann sie froh sein. Auf dem Standstreifen der Autobahn wird es deutlich ungemütlicher zugehen. Für solche Fälle kommt auch auf die Standesämter eine zusätzliche Belastung zu: Sie müssen als Geburtsort eintragen, entweder „Raststätte Eifel“ oder „Kilometer 357 auf dem Standstreifen der A1“.

Den Ärztemangel hat man seit Jahrzehnten kommen sehen und nichts unternommen. Jetzt ist es überfällig, neue Strukturen zu schaffen und Geld in die Hand zu nehmen. Andere Länder ändern es doch auch. In Sankt Vith, im benachbarten Belgien, können die Frauen unter besten Bedingungen im Krankenhaus Kinder zur Welt bringen. Die Verantwortlichen könnten sich dort Nachhilfe geben lassen oder die Mütter aus der Eifel könnten nach Belgien zur Geburt fahren.

Unsere Region ist ohnehin schon stark überaltert. Ab jetzt werden in Daun keine Kinder mehr geboren. Es darf aber weiterhin in Daun gestorben werden. Dies wird die demografische Situation noch verschlimmern.

Der Letzte macht das Licht aus.

Dr. med Heinz-Josef Weis, Daun

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