Prioritäten setzen. Gähnende Leere auf der Hochmoselbrücke?

Der Hochmoselübergang soll Nordseehäfen mit Rhein-Main, Belgien und Holland mit dem Rhein-Main Gebiet und Südwestdeutschland sowie die Eifel mit dem Hunsrück verbinden. Dadurch sollen Arbeitsplätze geschaffen werden. Auch der Flughafen Hahn soll besser angeschlossen werden.

Durch Routenplaner ist heute leicht auch für Laien nachweisbar, was früher bereits durch eine Studie belegt wurde. Fahrzeitmäßig bringt die B50neu zu wenig: Der Weg von Antwerpen nach Frankfurt würde heute 27 Minuten langsamer und 26  Kilometer weiter, würde man statt des vorhandenen Straßennetzes den Umweg über die B50 neu wählen, von Brüssel nach Frankfurt, nach Kaiserslautern oder nach Trier würde man jeweils rund 20 Minuten länger brauchen. Bei der Verbindung großer Ballungsräume in Europa und im überregionalen Verkehr böte die mindestens 360 Millionen Euro teuer Strecke keine relevanten Vorteile. Die Umwege sind so weit, dass  Ingenieurbüros kaum Entlastung bei den Hauptverkehrsachsen vorhersagen.

Allerdings geht es zuweilen schneller von bestimmten Regionen der Eifel zum Hunsrück und es gibt moderate Fahrtzeitgewinne zum Hahn. Z.B. Antwerpen – Hahn mit 10 Minuten (wer will aber von dort wirklich zum Hahn und nutzt nicht die näheren Billigflughäfen?) oder Wittlich – Morbach mit 5 bis 10 Minuten bei nur wenig Umweg. Der wirtschaftliche Wert einer Straße bemisst sich neben der zeitlichen Dimension danach, wie viele nutzen. Nicht jeder Hof muss mit dem anderen durch eine Autobahn verbunden werden. Um den sogenannten Verkehrsbedarf zu errechnen, werden z.B. die Bevölkerungsdichte, Arbeitslosenzahlen, Demographie und allgemeine künftige Verkehrsentwicklungen bedacht:

Die Nutzen-Kosten Analyse des Bundes geht davon aus, dass 13.000 KFZ/Tag die Brücke befahren würden, das wären 2 KFZ/min pro Spur im Schnitt. Der Autobahnquerschnitt böte jedoch für 50.000 KFZ/Tag eine gute Verkehrsqualität, ist also weit überdimensioniert. Zum Vergleich: Auf der Winninger Brücke fahren 41.000 KFZ/Tag.

Die jüngsten Entwicklungen hinsichtlich der Maut für Bundesstraßen, der EU-Pläne, LKW vermehrt von der Straße zu holen, das zu erwartende Ende der Subventionspraxis am Hahn, der steigende Ölpreis legen nahe, selbst die wenigen 13.000 KFZ/Tag einer kritischen Überprüfung zu unterziehen. Es ist denkbar. Die Hochmoselbrücke bliebe fast leer.

Kaum Nutzung heißt: Kaum Arbeitsplätze, kaum Wirtschaftsvorteile… Das hatte die in der Schublade verschwundene, vorgenannte Studie auch schon vorhergesagt. Und die Kostenseite? z.B. unkalkulierbare Baurisiken, nicht begutachtete wirtschaftliche Einbußen u.a., anders als in Winningen, ein faktischer Wegfall  eines Naherholungs- und einmaliges Tageswandergebiet   (Moselsporn zwischen Trarbach und Bernkastel).

Das Land sollte Prioritäten setzen. Nicht alles ist sinnvoll. Die B50neu verschlingt Gelder, die andernorts fehlen. Was ist wichtiger? Die A1, eine Verbesserung der Verhältnisse in der Region Trier oder die B50neu, oder eine besserer ÖPNV? Alles, was wir bauen, muss künftig unterhalten werden. Schon jetzt schaffen wir es weder im Bund noch im Land, unsere Brücken angemessen zu warten. Lasst uns mit der Zukunft unserer Kinder verantwortungsvoll umgehen.  Mehr Infos z.B. : http://hochmosel.de oder http://pro-mosel.de.

Dr. Elisabeth Reis,
2. Vorsitzende Pro Mosel,
Zeltingen-Rachtig
 

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