Leserbrief: zum EIFELTORIAL “Vergütung der RWE-Aufsichtsrats-Mitglieder”, EAZ, 33. KW 2010

Diese Vergütung ist in der Tat ein Skandal. Doch kann dieser Skandal nicht allein die hohen Strompreise erklären. Denn auch die Preise bei den fast 1000 “freien” Stromanbietern sind ja recht hoch  –  etwa doppelt so hoch wie in Frankreich!

Ein Beispiel: Wenn ein Haushalt in der Vulkaneifel (3500 Kilowattstunden kWh jährlicher Verbrauch) bei einem freien Anbieter 20,3 ct/kWh berappen muß, ist darin der weitaus größte Brocken der ständig wachsende Zugriff von Bund und Kommunen, nämlich ca. 8,8 ct oder 43,3 %. Er setzt sich zusammen aus (1) Ökosteuer, (2) Umlage nach dem Erneuerbare Energien Gesetzt, (3) Umlage für die Kraft-Wärme-Kopplung, (4) Konzessionsabgabe und (5) die Mehrwertsteuer. So erhält z.B. die Stadt Daun aus der Konzessionsabgabe jährlich 340.000 €!

Als zweiten Happen kassieren die Netzbetreiben 4,53 ct/kWh (oder 22,3 %) dafür, dass der freie Anbieter ihr Stromnetz benutzen darf. Es verbleiben für den Anbieter noch 6,97 ct/kWh (34,4 %) Dieser Anteil setzt sich zusammen aus (a) dem Stromerzeugerpreis und (b) des Anbieters Aufwendungen und Gewinn. Den “Strom” muß sich der Anbieter auf dem Spotmarkt der European Energy Exchange EEX mit Sitz in Leipzig ersteigern. Am 21. August 2010 beispielsweise lag der mittlere kWh-Preis bei 3,991 ct. Es verbleiben dem Anbieter gerade einmal 3 ct/kWh, die er (abzüglich seiner Aufwendungen) an seine Kunden weitergeben kann.

Der Spotmarkpreis für Frankreich lag am 21.08.2010 bei 3,75 ct/kWh, also nicht wesentlich günstiger als für Deutschland. Dennoch bezahlen die Franzosen nur etwa die Hälfte des deutschen Strompreises. Das liegt i.W. daran, dass die Netznutzung billiger ist und der französische Staat sich nicht anmaßt, durch Ököabgaben  (s.o. 1. bis 4.) das Weltklima retten zu müssen.
 
Wilhelm Seggewiß, Daun

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